
In der Schweiz ist am frühen Montagabend ein Kleinflugzeug abgestürzt. Dabei kamen drei Insassen ums Leben. Die formale Identifikation der Todesopfer steht noch aus. Wie die dänische Zeitung „Ekstra Bladet“ berichtet, handelt es sich bei den Verunglückten um ein dänisches Anwaltspaar sowie den gemeinsamen Sohn. Dies gehe aus einem Schreiben der Anwaltskanzlei Horten hervor, für die das Paar seit mehr als 20 Jahren tätig gewesen sei.
Das Unglück ereignete sich im Kanton Graubünden. Nach Angaben der Kantonspolizei war das einmotorige Propellerflugzeug vom Typ Extra EA-400 kurz nach 17.00 Uhr vom Regionalflughafen in der Nähe von Samedan gestartet. Der sogenannte Engadin Airport St. Moritz Samedan befindet sich 1700 Meter oberhalb des Meeresspiegels und zählt damit zu den höchstgelegenen Flughäfen Europas. Das Flugzeug sollte nach Roskilde in Dänemark fliegen und damit an den Ort zurückkehren, aus dem die Passagiere am 13. März angereist waren.
Absturzstelle in einem bewohnten Gebiet
Zwei Minuten nach dem Start stürzte das Flugzeug am nördlichen Rand des Dorfs La Punt Chamues-ch ab und brannte vollständig aus. Ein Augenzeuge sagte der Schweizer Zeitung „Blick“: „In den letzten drei Sekunden vor dem Absturz hat sich das Flugzeug um die eigene Achse gedreht und ist in den Boden geflogen. Dann hat es eine Explosion und einen riesigen Feuerball gegeben.“
Wie auf Fotos der Kantonspolizei zu sehen ist, liegt die Absturzzelle in einem bewohnten Gebiet: Weniger als 20 Meter entfernt von den brennenden Überresten ist ein Mehrfamilienhaus zu sehen. Die Bergungsarbeiten dauerten am Dienstag an. Die Identifikation der Toten werde wohl noch ein paar Tage in Anspruch nehmen, sagte eine Sprecherin der Kantonspolizei gegenüber der F.A.Z. Über die Absturzursache wollte sie nicht spekulieren. Die entsprechende Untersuchung der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle SUST werde einige Wochen dauern. Auch die Schweizer Bundesanwaltschaft ermittelt in dem Fall.
Womöglich Kollision mit Hochspannungsleitung
Laut Mutmaßungen in Pilotenkreisen könnte die abgestürzte Maschine womöglich mit einer Hochspannungsleitung kollidiert sein. Die Extra 400 wird zwar auch nach Sichtflugbedingungen wie etwa kleinere Modelle von Cessna oder Piper geflogen, ist aber hauptsächlich dazu gedacht, im Instrumentenflug größere Distanzen mit etwa 350 Kilometern pro Stunde Reisegeschwindigkeit zu überbrücken. Dafür ist auch ein Autopilot an Bord. Die Extra 400 wird von nur einem Piloten geflogen, benötigt also keine Zweipersonen-Crew im Cockpit.
Der Flugzeugtyp Extra 400 wurde vom deutschen Hersteller Extra Flugzeugbau Ende der Neunziger- und Anfang der Nullerjahre am nordrhein-westfälischen Flugplatz Dinslaken in Kleinstserie gebaut. Der Hochdecker hat ein einziehbares Fahrwerk und – eher ungewöhnlich in dieser Klasse – eine Druckkabine. Damit kann auch in großen Höhen von bis zu 25.000 Fuß, umgerechnet 7620 Metern, fast so hoch wie ein Airliner geflogen werden.
Die Extra 400 besteht aus damals hochmodernen Composite-Verbundwerkstoffen und wird von einem Sechszylindermotor mit 350 PS angetrieben. Sie ist als sechssitziges Reiseflugzeug ausgelegt.
Die Maschine war kein Verkaufserfolg, es entstanden weniger als 30 Exemplare. Zudem stürzte eines der ersten serienmäßig gebauten Flugzeuge vom Typ Extra 400 bei einem Auslieferungsflug in schlechtem Wetter nahe der deutschen Stadt Hagen im Sommer 1998 ab, wobei der Pilot getötet wurde. Später wurde die Extra 400 durch die Motorisierung mit einer Propellerturbine anstelle des Kolbenmotors zur Extra 500. Damit wurde versucht, eine erfolgreichere Variante zu lancieren. Aber auch dieses Modell wurde kein Erfolg und der Bau wurde nach kurzer Zeit eingestellt.