Kleine Inseln, große Bedeutung
China oder Indien – wer kontrolliert die Malediven?
28.11.2024, 09:00 Uhr
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Die Malediven sind ein Inselparadies mit großer geostrategischer Bedeutung. China und Indien ringen dort um Einfluss. Was genau steckt hinter hinter dem Machtpoker der Großmächte? Und wie sehr haben wir das im Blick?
Mit ihren weißen Sandstränden und einer bunten Unterwasserwelt präsentieren sich die Malediven gerne als Top-Ziel für den Traumurlaub. Vielen Reisenden bleibt dabei allerdings eines verborgen: Der Inselstaat im Indischen Ozean ist geostrategisch von großer Bedeutung. China und Indien ringen dort um Einfluss.
„Historisch gesehen waren die Malediven immer in einer sehr engen Partnerschaft mit Indien“, sagt Tobias Scholz, Südasien-Wissenschaftler der Stiftung Wissenschaft und Politik, im Podcast „Wirtschaft Welt & Weit“. Scholz hat den Indischen Ozean und die Malediven ganz genau im Blick und weiß, dass auch China den Inselstaat verstärkt im Fokus hat.
Wahlkampf mit „India-out“
Vor gut einem Jahr hat der prochinesische Präsidentschaftskandidat Mohamed Muizzu mit einer „India-out“-Kampagne im Wahlkampf Punkte gemacht – und die Wahl gewonnen. „Da sind in Indien alle Alarmglocken angegangen“, erinnert sich Scholz. Man habe befürchtet, „dass das Land jetzt endgültig in die Hände Chinas fallen könnte“.
Indische Soldaten, die in der Seenotrettung und bei der Überwachung des Meeres zum Einsatz kamen, wurden abgezogen und durch ziviles Personal ersetzt. Das neue Personal erledige immer noch dieselben Aufgaben, so Scholz. Auch das technische Gerät der Inder, etwa Radaranlagen und Hubschrauber zur Überwachung des Indischen Ozeans, weiterhin im Einsatz. Beobachter fragen deshalb, ob sich nur nach außen hin etwas geändert hat. Denn sie befürchten, dass sich militärische oder geheimdienstliche Kräfte unter dem neuen Personal befinden könnten. Auch Scholz fragt sich, wie sehr Indiens Einfluss auf die Malediven tatsächlich reduziert wird.
Indes zweifelt auch Indien an den chinesischen Interessen. Etwa daran, was ein chinesisches Forschungsschiff auf den Malediven wirklich erforscht hat. Geht es China um Wissenschaft oder etwa um die Erkundung kritischer Infrastruktur? Etwa, wo die für ein funktionierendes Internet essenziell wichtigen Unterseekabel verlaufen?
Geostrategischer Machtpoker
Der geostrategische Machtpoker ist jedenfalls längst in vollem Gange. Der Westen schaut zu und stellt sich die Frage, wie die hoch verschuldeten Malediven überhaupt unabhängig agieren könnten: China sei der wichtigste Schuldner der Malediven, erzählt Scholz in der neuen Podcast-Folge. „Über eine Milliarde US-Dollar schulden die Malediven dem chinesischen Staat und chinesischen Banken“, sagt er. „Und dadurch sind die Malediven natürlich in verschiedener Perspektive sehr abhängig von China geworden.“
Wie lange könnten sich die Malediven ohne Unterstützung aus China und aus Indien finanziell über Wasser halten? Wie ist die zunehmende Radikalisierung einzuschätzen? Der Islam ist Staatsreligion auf den Malediven, die Scharia Teil der Verfassung. Wie positioniert sich das Land zu den Kriegen in Nahost und in der Ukraine? Das und mehr ist Thema in dieser Podcast-Folge.
Was muss Deutschland tun, um in der Wirtschaftswelt von morgen noch eine wichtige Rolle zu spielen? Von wem sind wir abhängig? Welche Länder profitieren von der neuen Weltlage? Das diskutiert Andrea Sellmann im ntv-Podcast „Wirtschaft Welt & Weit“ mit relevanten Expertinnen und Experten.
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