

Wann wird es eklig? Diese Frage in Bezug auf das Berühren verschiedener Sorten nicht fester Materialien sind vier Forscher aus Gießen, Marburg und Saarbrücken immerhin in einem Ausmaß nachgegangen, dass sie sich ihre Studie von einer Ethikkommission genehmigen lassen mussten.
Diese befand es aber als ethisch zulässig, elf Probanden in verschiedene Mischungen aus Honig und Handcreme mit Wasser, Glyzerin oder Speisestärke fassen und ihre Gefühle dabei zu Protokoll geben zu lassen. Das nun in den „Proceedings B“ der Royal Society veröffentlichte Ergebnis: Klebrigkeit, nicht Glitschigkeit bestimmt beim Hantieren mit einem Fluid den Grad der Unerfreulichkeit.
Nun mag dieses Resultat beispielsweise für die Hersteller von Pflegeprodukten von gewissem Interesse sein. Doch wie weit reichen die von den Autoren konstatierten „deutlichen Verbindungen zwischen Physik und Wahrnehmung von Flüssigkeiten“ wirklich?
Offenbar nicht allzu weit. So führt das Applizieren von Sonnenschutzcreme zunächst zu sich klebrig anfühlenden Fingern – aber bei vielen Menschen dürfte diese Emotion unmittelbar von der dermatologischen Kognition verdrängt werden.
Oder nehmen wir den Honig, sicherlich mit das Klebrigste, was einem im normalen Alltag außerhalb des Bastelbedarfs begegnet. Eine äußerliche Berührung damit zieht, zumindest bei Erwachsenen, unbestritten spontane Händewaschimpulse nach sich – aber „Unpleasantness“ (Widerwärtigkeit) wie die Autoren ihre psychologische Messgröße bezeichnen, ist etwas durchaus anderes.
Und der Grund ist auch hier der kulturelle und kognitive Rahmen: Die Genießbarkeit des Bienenproduktes ebenso wie sein Image seit alttestamentlichen Zeiten (2. Buch Mose, Kapitel 3, Vers 8) bilden einen Kontext, hinter dem die Fluidmechanik immer zurückstecken muss.
