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Liebe Leserin, lieber Leser,
während ich diesen Text schreibe, warte ich auf den Paketboten. Er soll das Smartphone für meinen Sohn anliefern, der vor einigen Tagen zehn Jahre alt geworden ist und das Gerät nun zum Geburtstag bekommt. Es fühlt sich nicht ganz richtig an. Denn ebenfalls vor einigen Tagen habe ich ein Porträt über den Social-Media-Coach Thomas Hillers veröffentlicht. Ihn fragte ich nach dem größten Fehler, den Eltern machen können und seine Antwort war: „Einem Zehnjährigen ein Smartphone in die Hand drücken.“
Hillers ist Lehrer für die Fächer Geografie und Werte und Normen an einer Gesamtschule und bietet dort eine Social-Media-Sprechstunde an. Was ihm dort begegnet, beginnt mit Mobbing im Klassenchat und „Spaßbildern“ von der Toilette, hört bei Videos von Enthauptungen aber noch lange nicht auf. Wie der 35-Jährige seinen Schülern hilft, mit derlei Inhalten umzugehen, können Sie in meiner Reportage nachlesen. Mich hat der Blick ins Internet unserer Kinder nachhaltig beeindruckt und zum Teil verstört.
Warum also bekommt mein kleiner Sohn nun trotzdem ein Smartphone? Ich kann mich an dieser Stelle nur mit lahmen Argumenten a la „alle in seiner Klasse haben eins“ oder „seine große Schwester hat das Handy auch in der 5. Klasse bekommen, ihm keines zu geben, wäre ungerecht“ herausreden. Und mich darauf konzentrieren, die Mediennutzung in unserer Familie möglichst gut zu regeln.
Mobile Daten beispielsweise gibt es schon einmal nicht für ihn. Auch den unbegrenzten Zugang ins Internet via Brower schalte ich ab. Er wird ohne meine Freigabe keine Apps herunterladen können und nicht von Unbekannten kontaktiert werden können. Letztlich wird er also mit dem eigentlich omnipotenten Gerät zunächst nur telefonieren, Nachrichten schreiben, Musik hören und ein paar ausgewählte Spiele spielen können, und auch das nur zu bestimmten Zeiten. Alles andere kommt dann in den nächsten Jahren, Schritt für Schritt.
Es kostet Eltern viel Zeit, sich in ganzen Details einzuarbeiten, das Kinderhandy sicher einzustellen und die Regeln immer wieder anzupassen. Konkrete Tipps und weiterführende Links finden Sie beispielsweise am Ende dieses Textes oder in diesem Interview mit dem Digitaltrainer Daniel Wolff.
Falls Ihr Kind ein digitales Gerät nutzt: Machen Sie sich die Mühe. Es muss sein.
Ein schönes Wochenende wünscht
Barbara Vorsamer