„Die Mannschaft muss die Achse sein“, hatte Julian Nagelsmann vor der Partie klargestellt, auch weil ihm viele Führungsfiguren seit der EM weggebrochen sind. Beim 4:0 gegen Luxemburg stachen aber vor allem Gnabry und Kimmich aus dem Kollektiv heraus – die Sportschau-Einzelkritik.
Oliver Baumann (Tor): Absolut fehlerlos bei seinem ersten Saisonsieg in seinem Heimstadion. Was aber dadurch begünstigt wurde, dass er praktisch keinen Ball halten musste.
Joshua Kimmich (Abwehr): Kündigte schon vor dem Anpfiff in der ARD an, trotz seiner erneuten Versetzung auf seine zweitliebste Position durchaus auch zentral aufzutauchen. Das setzte er nach drei Minuten per Vollspannkracher erstmals um, dann verwandelte er einen Elfmeter, leitete viele Angriffe ein und war nach der Pause per Abstauber zum zweiten Mal erfolgreich. Insgesamt eine Super-Leistung mit extrem viel Einfluss auf das Spiel.
Jonathan Tah (Abwehr): Defensiv null gefordert, offensiv auch nicht gerade prägnant – ein eher blasser Auftritt.
Nico Schlotterbeck (Abwehr): Gut in der Ballrückgewinnung. Wie wichtig er mit seiner Emotionalität aber wirklich für diese Elf ist, wird sich gegen andere Gegner vermutlich deutlicher erweisen.
David Raum (Abwehr): Auch ihn schätzt Julian Nagelsmann, weil er für Dauer-Power steht – er schlug gute Hereingaben und zauberte den Klasse-Freistoß zur Führung ins Netz. Sollte bis zur WM jetzt endlich mal die Nummer 1 auf links bleiben.
Aleksandar Pavlović (Mittelfeld): Ist irgendwie immer noch ein Versprechen auf die Zukunft. Klar hat er Potenzial, aber dann muss gegen Luxemburg auch mal mehr kommen, um sein Standing bei Nagelsmann zu rechtfertigen. Die Gegenwart: zu viele Fehlpässe, Ballverluste, zu wenig klare Aktionen in der Offensive.
Aleksandar Pavlovic im Zweikampf mit Tomas Cruz
Leon Goretzka (Mittelfeld): Bemühte sich um Präsenz, aber oft vergeblich. War zwar an einer Reihe von Offensivaktionen beteiligt, aber so richtig Struktur brachte er nicht ins Mittelfeld.
Florian Wirtz (Mittelfeld): Leitete viele gefährliche Szenen ein, hatte auch auf engstem Raum hervorragende Ideen. Ihm merkte man seine schwere Phase aus Liverpool kaum an, allerdings dribbelte er sich auch immer wieder fest, strahlte weniger Torgefahr aus als sonst – wurde aber auch teilweise überhart angegangen.
Serge Gnabry (Angriff): Sehr aktiver Beginn, nahm seine Superform aus der Bundesliga mit ins Länderspiel. Etwas zu unpräzise bei seinen Abschlüssen, holte aber den Elfmeter zum 2:0 und dabei die frühe Rote Karte gegen Dirk Carlos heraus (20.). Stark und von den Kollegen gefeiert: Seine Defensiv-Grätsche in der 32. Minute, als er einen Konter stoppte. Belohnte sich mit dem Tor zum 3:0, das er auch mit eigener Willenskraft im Zweikampf einleitete.
Nick Woltemade (Angriff): Fälschte Gnabrys Schuss in der 4. Minute zum vermeintlichen 1:0 ins Tor ab – aber der VAR erkannte eine Ballberührung mit dem Arm. Hatte ansonsten gute und schlechte Zeiten, wirkte manchmal etwas schludrig, bekam auch wenig Input von den Kollegen. Ein prima Pass auf Karim Adeyemi, ansonsten ziemlich mau.
Karim Adeyemi (Angriff): Ähnlich wie bei Woltemade ein eher unglücklicher Auftritt. Er schaffte es irgendwie gar nicht, seinen Flow aus Dortmund in diese Partie zu transportieren, hatte zu viele ungenaue Abschlüsse und lief sich oft fest.
Einwechselspieler
Waldemar Anton (Abwehr, ab 46. Minute für Schlotterbeck): Total solide, auch im Aufbauspiel.
Ridle Baku (Abwehr, ab 61. Minute für Woltemade): Ordentlicher Comeback-Auftritt, kann die Flanken aber noch präziser schlagen.
Jonathan Burkardt (Angriff, ab 61. Minute für Adeyemi): War sofort mittendrin im Geschehen, allerdings im Abschluss glücklos.
Maxilian Beier (Angriff, ab 68. Minute für Gnabry): Fiel so gut wie gar nicht auf, da darf man deutlich mehr erwarten.
Nathaniel Brown (Abwehr, ab 68. Minute für Raum): War bei seinem Debüt gleich gut dabei, forderte die Bälle, versteckte sich nicht – wird sicher wiederkommen dürfen.

