
Es ist das „Who is who“ der deutschen Tech-Branche, das in den vergangenen Wochen über die Bildung eines Konsortiums zum Bau einer KI-Gigafactory verhandelt hat: SAP, die Telekom, Siemens, die Schwarz-Gruppe, dazu der Cloud-Anbieter Ionos aus dem United-Internet-Kosmos. Doch nach Informationen der F.A.S. sind die Verhandlungen über eine gemeinsame Lösung vorerst gescheitert.
Am Freitag werden demnach vier separate Interessensbekundungen für den Bau einer Gigafactory bei der Bundesregierung eingehen: von der Schwarz-Gruppe, der Telekom-Sparte T-Systems, Ionos – und dem Freistaat Bayern. Zuerst hatte „Tagesspiegel Background“ über das Scheitern der Gemeinschaftsbewerbung berichtet.
Es geht um sehr viel Geld und um eine wichtige Zukunftstechnologie: 20 Milliarden Euro will die Europäische Union in fünf sogenannte KI-Gigafactorys investieren; riesige Rechenzentren, ausgestattet jeweils mit 100.000 der für das Training von KI-Modellen essentiellen Grafikchips, die dazu beitragen sollen, Europas Rückstand in der Technologie aufzuholen. Für die Bundesregierung ist das Ziel, eines dieser Rechenzentren in Deutschland anzusiedeln. „Wir holen mindestens eine der europäischen ,AI-Gigafactories‘ nach Deutschland“, schreiben CDU und SPD in ihrem Koalitionsvertrag.
Schwarz-Gruppe plant großes neues Rechenzentrum
Ein Ionos-Sprecher sagte der F.A.S., das Unternehmen habe „offen und konstruktiv mit verschiedenen potenziellen Partnern gesprochen, darunter auch andere Cloud-Anbieter.“ Nach „sorgfältiger Abwägung“ habe sich Ionos entschieden, „mit Partnern voranzugehen, die unsere Kompetenzen sinnvoll ergänzen und mit denen wir ein gemeinsames Verständnis teilen: von Technologie, Skalierung und echter digitaler Souveränität.“
Die Telekom bestätigte, dass sie eine eigene Interessensbekundung abgibt. „Wir laden Unternehmen, Technologiepartner, Institutionen und weitere Organisationen ein, sich dieser Initiative anzuschließen“, so ein Sprecher des Unternehmens.
Aus Industriekreisen heißt es, Siemens werde sich an keinem der möglichen Konsortien beteiligen, weil das Unternehmen bei Design und Betrieb der Gigafactorys weniger beitragen könne als etwa SAP. Stattdessen will sich Siemens lieber darauf konzentrieren, als Berater für Industrieanwendungen zur Verfügung zu stehen.
Der Kreis der Unternehmen, die für den Bau der Gigafactory in Frage kommt, ist klein. Neben dem Geld, das die EU zuschießt, müssen weitere Milliarden aus eigener Tasche investiert werden. Dazu kommen Abschreibungen auf die KI-Chips, deren Lebensdauer angesichts des rapiden Tempos der Weiterentwicklung kurz ist.
Die Schwarz-Gruppe plant ein großes neues Rechenzentrum in Lübbenau in der Nähe von Berlin. Dieser Standort käme auch für die Giga-Factory in Betracht. Die Gruppe, zu der Lidl und Kaufland gehören, hat in den vergangenen Jahren eine eigene Digitalsparte Schwarz Digits aufgebaut und bietet darüber auch Cloud-Dienstleistungen an.
Es ist gut möglich, dass sich in einem späteren Schritt andere demjenigen Anbieter anschließen werden, der den Zuschlag erhält. In einer nächsten Runde wird der deutsche Vorschlag auf EU-Ebene in den Wettbewerb mit anderen Ländern treten.