Neulich bei Olympia war die Handball-Torhüterin Katharina Filter mehrmals live im öffentlich-rechtlichen TV zu sehen. Viel mehr nationale Reichweite ist kaum möglich. „Da haben wir ein paar Fans dazugewonnen“, ist sich die 25 Jahre alte Hamburgerin sicher. Dabei ist es gerade mal zwei Jahre her, dass Filter mit der Beachhandball-Nationalmannschaft Weltmeisterin geworden ist und ihre Großmutter aus diesem Anlass bei der Hamburger Lokalzeitung anrief, um zu fragen, ob das denn nicht mal einen Artikel wert wäre. Und das war es dann auch.
Filter hat mit der Beach-Nationalmannschaft binnen drei Jahren zwei Mal die Europameisterschaft, ein Mal die Weltmeisterschaft und ein Mal die World Games gewonnen. Viel mehr Medaillen sind kaum möglich, aber wenn darob trotzdem die stolze Oma ungefragt die Öffentlichkeitsarbeit erledigen muss, dann kann man den medialen Stellenwert des sandigen Handballs ungefähr erahnen.
Es ist also nicht ganz unverständlich, dass Filter sich nun erst einmal ganz auf die Halle fokussiert. Schon diesen Sommer hat sie beim Beachhandball pausiert, um in der Halle bei Olympia dabei sein zu können, und auch die Sandsaison 2025 hat sie bereits abgesagt. Nach Olympia 2024 und vor der Heim-Weltmeisterschaft Ende 2025 spielt Filter ab kommender Woche mit der Hallen-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Österreich, Ungarn und der Schweiz mit. Seit Montag bereitet sich das Team vom Bundestrainer Markus Gaugisch in Garching bei München auf seine EM-Spiele in Innsbruck und Wien vor. In Innsbruck findet diesen Sonntag auch die Generalprobe gegen Österreich (15.15 Uhr, Handball.net) statt.
Anfang 2021 gab Filter als Torhüterin des Bundesligisten Buxtehuder SV ihr Debüt in der Hallen-Nationalmannschaft. Die Weltmeisterschaft Ende 2021 war ihr erstes Turnier. Bei jener WM wurde die deutsche Mannschaft ebenso Siebter wie ein Jahr später bei der EM 2022; bei der WM 2023 schaffte sie es auf Platz sechs. Man erkennt da kleine Fortschritte, aber das bedeutet nicht, dass die deutschen Handballerinnen diesmal mit Platz fünf zufrieden wären. „Wir wollen besser werden, besser performen und uns mal belohnen“, sagt Filter. Eine angemessene Belohnung wäre der schon so lange ersehnte Einzug ins Halbfinale, vielleicht sogar eine Medaille. Es wäre für deutsche Handballerinnen bei einem großen Turnier die erste seit der WM 2007.
„Um uns für die großen Sender interessant zu machen“, vermutet Filter, „braucht es vielleicht doch mehr als die bisherigen Platzierungen“
Filter hat mittlerweile 61 Länderspiele bestritten und ist im deutschen Tor die Nummer eins vor Katharina Wachter von Borussia Dortmund. Filter spielt ihre zweite Saison beim französischen Klub Brest Bretagne. In der vergangenen Champions-League-Saison scheiterte sie mit Brest im Achtelfinale an Ferencvaros Budapest mit der deutschen Nationalteamkollegin Emily Bölk. Diesmal spielt Brest nicht nur mit der deutschen Torfrau Filter, sondern im linken Rückraum auch noch mit der deutschen Nationalspielerin Annika Lott, 24, in derselben Champions-League-Gruppe wie der deutsche Meister HB Ludwigsburg mit den fünf deutschen Nationalspielerinnen Xenia Smits, Antje Döll, Jenny Behrend, Mareike Thomaier und Viola Leuchter. Das Hinspiel hat Ludwigsburg 26:33 verloren, das Rückspiel in Brest ist am 25. Januar. Es gibt auch darüber bestimmt einiges zu besprechen im deutschen EM-Lager in Garching.
Dass in Filter und Lott in Brest, Bölk in Budapest sowie Alina Grijseels (Bukarest) und Julia Maidhof (Ramnicu Valcea) in Rumänien fünf Nationalspielerinnen im Ausland spielen sowie weitere fünf Nationalspielerinnen mit Ludwigsburg in der Champions League, das ist ein gutes Zeichen fürs Nationalteam bei der EM. „Erfahrungen auf so hohem Niveau bringen uns alle voran“, sagt Filter, „und im Ausland zu spielen hilft mir, mich auch persönlich weiterzuentwickeln.“ Von den derzeit vier dominanten Frauenhandball-Nationen Norwegen, Frankreich, Schweden und Dänemark, sagt Filter, „fühlen wir uns mittlerweile nicht mehr so superweit entfernt“.
Zwar ist kaum vorzustellen, dass Filters Großmutter nach der EM wieder bei der Lokalzeitung anrufen muss, doch für öffentlich-rechtliche Übertragungen deutscher EM-Spiele reicht es auch diesmal nicht. Die Spiele in Österreich werden im Internet von Sportdeutschland.tv gezeigt. „Um uns für die großen Sender interessant zu machen“, vermutet Katharina Filter, „braucht es vielleicht doch mehr als die bisherigen Platzierungen.“