Olaf Scholz oder Boris Pistorius? Wer soll die SPD in die nächste Wahl führen? Der frühere Vorsitzende Kurt Beck möchte sich an dieser Diskussion, die seine Partei seit Tagen in Atem hält, nicht beteiligen. „Die Debatte ist alles andere als hilfreich. Ich bedauere, dass die Diskussion jetzt schon so lange und fast gnadenlos läuft – und hoffe, dass sie zügig zu Ende gebracht wird“, sagt er im Gespräch mit ZEIT ONLINE.
Beck, der von 1994 bis 2013 Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und von 2006 bis 2008 SPD-Vorsitzender war, befürchtet, dass der Streit sowohl Scholz als auch Pistorius schadet: „Es gilt Respekt vor den beiden Personen zu zeigen, indem man sie nicht öffentlich bewertet.“ Und es gehe auch um Respekt vor dem Amt des Bundeskanzlers. „Diese Debatte nutzt niemanden. Auch der Republik nicht“, sagt Beck ZEIT ONLINE.
Beck, der selbst harte Kritik in seiner Zeit als Vorsitzender aushalten musste, fürchtet negative Folgen für die politische Kultur im Land: „Wenn der Umgang miteinander zu verletzend ist, gewinnt man nur Leute für Spitzenpositionen, die keine Empfindsamkeit mehr haben“, sagt er. Seine Sorge: „Wenn nur noch unempfindliche Menschen Politik machen, führt das zu einer weniger menschlichen Politik.“
Kritik an früheren Parteichefs
Kritik übt Beck an früheren Parteivorsitzenden wie Franz Müntefering, die sich öffentlich in die Debatte eingemischt haben: „Denen, die nun alles maßlos und öffentlich kritisieren, sollte man, um es mit Martin Luther zu sagen, zurufen: ‚Einfach mal das Maul halten!'“, sagt Beck.
Seine Nachfolger an der Parteispitze, Lars Klingbeil und Saskia Esken, die ebenfalls in der Kritik stehen, weil sie die Debatte laufen lassen, verteidigt Beck: Die Parteiführung habe „sich bisher korrekt verhalten, den Raum für interne Diskussionen zugelassen, aber sich nach außen zurückgehalten“.