Kane macht den Unterschied – Bayern gewinnt Topspiel gegen den BVB

Bayerns Michael Olise macht das 2:0 per Grätsche

Stand: 19.10.2025 00:19 Uhr

Der FC Bayern München bleibt das Nonplusultra – und lässt befürchten, dass die Fußball-Bundesliga ein einseitiges Titelrennen bekommt. Der Rekordmeister bezwang dank gesprächswertiger Tore von Harry Kane (22. Minute) und Michael Olise (79.) Borussia Dortmund mit 2:1 (1:0), der BVB-Treffer durch Julian Brandt (85.) kam zu spät.

„Das haben die Jungs bis jetzt auf jeden Fall gut gemacht. Und heute war ein besonderer Abend. Die erste Halbzeit war eine perfekte Leistung, dann hat sich Dortmund reingekämpft und wir mussten kämpfen. Aber auch das haben wir genossen“, sagte Bayern-Trainer Vincent Kompany im Sportschau-Interview nach dem elften Saisonsieg im elften Pflichtspiel.

Es war das erste Mal seit dem 1. April 2023, dass der so genannte „Klassiker“ auch das Duell zwischen dem Ersten und Zweiten der Bundesliga war. Nominell steckt darin ein Topspiel, ein Kräftemessen zweier Schwergewichte – doch es war zunächst ein Kampf zweier Teams, die in ganz unterschiedlichen Gewichtsklassen kämpften. Weil der FC Bayern zu Beginn des Abends so auftrat, wie so häufig in den bisher überragenden ersten Wochen der Saison.

Nur Kobel kann den FC Bayern bremsen

Vom Anstoß weg zeigte der Rekordmeister und Tabellenführer eine ungeheure Dominanz. Niko Kovac hatte die Dortmunder Mannschaft defensiver als sonst aufgestellt, er strich einen Stürmer, um das zentrale Mittelfeld mit einem dritten Mann zu stärken. All das brachte aber nichts. Die Bayern drückten sofort und kombinierten sich mit riesiger Sicherheit durch das BVB-Bollwerk. Gregor Kobel musste in der 3. Minute schon erstmals gegen Joshua Kimmich retten – es sollten weitere Male folgen.

Bayerns Stärke lag auch darin, dass Kane nicht nur als Torjäger auftrat, sondern als Spielmacher in der eigenen Hälfte. Eine Doppelchance leitete der Stürmer mit einem Dribbling am eigenen Strafraum ein und öffnete damit das gesamte Feld, es folgte ein toller Angriff, an dessen Ende Kobel erst den Schuss von Michael Olise abwehrte und dann auch noch den Nachschuss von Luis Diaz (11.).

Kane schubst Guirassy und köpft zur Führung

Der BVB konnte die bayrische Walze nicht stoppen, schaffte es aber irgendwie, ohne Gegentor zu bleiben. Doch die Mannschaft von Kompany beherrscht eben nicht nur die Fußballkunst während des laufenden Spiels, sondern auch die Kunst des ruhenden Balles. Und ein solcher führte dann zur Führung, Kane köpfte aus kurzer Distanz nach einer Ecke von Kimmich das 1:0 (22.). Doch der Treffer sorgte durchaus für Diskussionen.

Bayerns Harry Kane erzielt das 1:0

Im Luftduell der Knipser der beiden Teams hatte Kane mit beiden Händen leicht Serhou Guirassy weggeschoben und sich so den entscheidenden Platz verschafft. Vermeintlich harmlos, aber da beide hoch in der Luft standen, hatte der Dortmunder keine Chance, seine Position zu behaupten, Kane erschubste sich somit einen folgenreichen Vorteil – einen Grund, das Tor abzuerkennen sah das Schiedsrichterteam aber nicht. Nicht falsch, aber gesprächswertig. Doch sogar Nico Schlotterbeck sagte bei „Sky“: „Für mich ist das regelkonform.“

Dortmund erst froh über das Ergebnis, dann mit Reaktion

Gesprächswertig war auch weiterhin die dominante Leistung des FC Bayern, der sich die Führung mehr als verdient hatte. Und trotz der vermeintlichen Unzufriedenheit über den nicht bestraften Kane-Schubser musste das Ergebnis der Fakt des Spiels gewesen sein, mit dem der BVB zur Halbzeit glücklich sein musste. Denn Olise traf noch den Pfosten (36.) und Diaz sowie Kimmich im Nachschuss vergaben noch eine Top-Doppelchance der Bayern (40.).

48 Minuten und 27 Sekunden lang blieb der BVB ohne Torschuss – und dann hätte er beinahe ausgeglichen. Nach einem Freistoß von Julian Ryerson kam Felix Nmecha aus fünf Metern zum Kopfball, er setzte ihn aber knapp am Tor von Manuel Neuer vorbei (49.). Der Startschuss zu einem ausgeglicheren Spiel als die erste komplett einseitige erste Halbzeit?

Tatsächlich war Dortmund nun deutlich besser in der Partie und schaffte es vor allem, den FC Bayern vom eigenen Tor fernzuhalten. Guirassy hatte dann sogar die erste BVB-Gelegenheit aus dem Spiel, sein Schuss aus zehn Metern geriet allerdings viel zu hoch (58.). Dann konnte Dayot Upamecano einen Schuss von Karim Adeyemi im letzten Moment noch abblocken (62.).

BVB dem Ausgleich nah, dann zögert Bellingham etwas zu lang

Eine Halbzeit lang war es eine Machtdemonstration des FC Bayern, doch mit dem Pausenpfiff endete auch die Dominanz des Kompany-Teams. Die Führung geriet ins Wackeln, aber ein Ausrutscher verhinderte, dass sie fiel. Kimmich unterlief ein grober Fehler, nach dem Adeyemi frei zum Abschluss kam, jedoch aus der Balance geriet, sich gegen sein Standbein schoss und zu Boden ging – der BVB ließ in diesem Moment eine Riesenchance zum Ausgleich liegen (65.).

Dortmund arbeitete an der Wende, sorgte dann aber nahezu selbst für die Entscheidung. Kane leitete mit einem überragenden Pass quer über das Spielfeld erneut ein und schickte Diaz, dessen Hereingabe Jobe Bellingham etwa einen Meter vor der Torlinie stoppte – doch Olise grätschte mit Anlauf genau in die Schussbahn des Klärungsversuch des Dortmunders und so ins Tor (78.). „Das war ein Kampftor“, sagte Kompany. Bayern schubste und grätschte sich also zur 2:0-Führung.

Brandt trifft zu spät, FC Bayern vor dem perfekten Dutzend

Und schlussendlich auch zum Sieg. Doch der geriet nochmal in Gefahr, nachdem Brandt wenige Sekunden nach seiner Einwechslung mit der ersten Ballberührung den Anschlusstreffer aus kurzer Distanz erzielte (85.). Am Ende blieb dem BVB immerhin die Erkenntnis einer starken Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit, aber unter dem Strich die erste Niederlage in dieser Bundesliga-Saison.

„Ich habe den Jungs in der Pause gesagt, dass wir so nicht spielen können. Wir müssen Zähne zeigen und den Gegner viel aggressiver bearbeiten. Das haben wir in der zweiten Halbzeit besser gemacht, weil wir auf Kane durchgedeckt haben, so konnten wir viel mehr Druck aufbauen. Das war das Gesicht, das wir zeigen wollen“, sagte Kovac im Sportschau-Interview. Als nun Tabellenvierter hat sein Team vorerst dennoch den Status des Bayern-Verfolgers verloren.

Die Frage ist allerdings, ob die Münchner (fünf Punkte vor RB Leipzig) überhaupt einen Verfolger haben. In der Bundesliga gab es in sieben Spielen sieben Siege, insgesamt war es im elften Pflichtspiel der elfte Erfolg. Am kommenden Mittwoch wollen die Bayern in der Champions League gegen den FC Brügge (21 Uhr) das Dutzend vollmachen, für den BVB soll es einen Tag vorher beim FC Kopenhagen (21 Uhr) wieder zurück auf die Erfolgsspur gehen.