
Donald Trump hält sich nicht an die für US-Präsidenten üblichen Spielregeln gegen Bestechung. Im Gegenteil: In seiner Regierung lässt sich die Macht so offen wie nie zuvor kaufen. Eine einmalige Gelegenheit für Lobbyisten, Tech-Autokraten und feindliche Mächte.
Teslas neuer Top-Verkäufer hat bislang wenig Erfahrung im Autobereich. Seine Karriere hat er in der New Yorker Immobilienbranche gemacht. Auch die Altersgrenze der meisten Konzerne hat er mit 78 Jahren längst überschritten. Mit technischen Details kennt er sich nicht aus. Und doch ist er der vielleicht wertvollste Mitarbeiter, den Elon Musk jemals für seine Firma rekrutiert hat. Denn er hat noch einen weiteren Job: Präsident der Vereinigten Staaten.
Als Donald Trump vergangene Woche das Weiße Haus zum Tesla-Showroom machte, um den fallenden Aktienkurs von Elon Musks Autokonzern aufzupeppen, war das eine Zäsur. Dass in einer Demokratie etwas grundlegend falsch läuft, wenn sich der gewählte Präsident bedingungslos vor die Karren des Mannes spannen lässt, der ihm mit mehr als 300 Millionen Dollar zur Wiederwahl verholfen hat, ist offensichtlich. Doch die Verkaufsshow ist nur die Spitze des Eisbergs. Korruption im System von Trump und Musk reicht noch viel tiefer.
Schlimm genug, dass der reichste und mächtigste Mann der Welt gemeinsam die US-Regierung in einen Selbstbedienungsladen verwandelt haben, in dem sich die Gewaltenteilung zunehmend auflöst. Noch viel gefährlicher ist, dass sie damit Lobbyisten, Unternehmern und feindlichen Mächten wie Russland und China Tür und Tor öffnen, um die US-Politik zu kaufen oder sogar zu erpressen.
Gäste übernachten in Trump-Hotels
Anders als seine Vorgänger versucht Trump nicht einmal, den Anschein zu erwecken, Interessenkonflikte vermeiden zu wollen. Er hat weder seine Steuererklärungen veröffentlicht, noch seine Firmen verkauft oder ihre Verwaltung einem Blind Trust übergeben – einem Treuhänder, der Trump keinen Einblick gewähren und so eine direkte Beeinflussung zwischen Politik und Geschäft erschweren würde.
Schon in Trumps erster Amtszeit übernachteten Angehörige fremder Regierungen häufig in seinen Hotels. Es regnete zwei Milliarden Dollar aus Saudi-Arabien für den schwächelnden Investmentfonds seines Schwiegersohnes Jared Kushner. Indische Tycoons, chinesische Investoren und israelische Immobilienmogule spendeten über Briefkastenfirmen heimlich an Trumps Amtsantrittskomitee.
Doch diese Affären verblassen zu Petitessen angesichts der Interessenkonflikte, die Trump diesmal geschaffen hat – in aller Öffentlichkeit und teilweise schon vor der Wahl. Sie sind eine Einladung an allerlei böswillige Akteure, sich ein Stück US-Politik zu kaufen. Das berüchtigte Hotel in der alten Postfiliale von Washington, DC, wo damals reihenweise ausländische Staatsgäste und Diplomaten abstiegen, um Vorteile zu erhaschen, hat Trump inzwischen zwar verkauft. Dafür zieht er seine Immobilienmasche nun im größeren Stil auf internationaler Ebene durch: Etwa mit Büro- und Wohnanlagen wie dem Trump World Center in Indien, neuen Plänen für einen Trump Tower in Dubai und einem Golfplatz mit Luxushotel im Oman, das von einer Firma mit engsten Beziehungen zum saudischen Königshaus entwickelt wird. Selbiges Königshaus will in Kürze F-35-Jets und US-Atomtechnik kaufen, worüber Trump direkt selbst entscheidet.
Ein Stück Trump zu kaufen ist kinderleicht
Noch einmaligere Chancen bietet Trumps neues Krypto-Geschäft. Nicht nur paktiert er für „World Liberty Financial“ (WLFI) mit fragwürdigen Gestalten wie dem selbsternannten „Drecksack des Internets„. Der Präsident und seine Familie kassieren 75 Prozent der Gewinne der Plattform – formal dafür, dass sie die Kryptobörse bewerben. Laut eigenen Angaben hat WLFI inzwischen Tokens für 550 Millionen Dollar verkauft. Schon jetzt winken Trump und seiner Familie damit Einnahmen von hunderten Millionen Dollar. Beteiligt sind unter anderem auch Steve Witkoff, Trumps Golfbuddy, den er zum Sondergesandten für den Nahen Osten ernannt hat, und die Söhne des Präsidenten.
Nur wenige Tage vor seinem Amtsantritt ist der Präsident auch selbst direkt ins Krypto-Business eingestiegen: Der Meme-Coin $TRUMP gehört ihm und seiner Familie. Wer die Token kauft, mehrt direkt das Vermögen des mächtigsten Mannes der Welt – ein potenzieller Korruptionskanal, durch den Milliarden an Bestechungsgeld fließen könnten. Für die Öffentlichkeit ist nicht nachvollziehbar, wer die Tokens kauft oder im Handel ihren Preis nach oben treibt, um Trump Geld zuzuschustern. Da die Regularien für Krypto-Trades zum Großteil erst noch geschrieben werden müssen, legt Trump letztlich selbst als Regierungschef fest, ob seine Geldgeber unerkannt bleiben.
Im Januar hatten laut Analysten fünf Investoren jeweils mehr als 100 Millionen Dollar in $Trump investiert und hielten damit mindestens sieben Prozent aller im Umlauf befindlichen Trump-Coins. Die Identität dieser Investoren, die entscheidend dazu beigetragen hatten, Trumps Vermögen um mehrere Milliarden Dollar zu mehren, ist unbekannt, da die entsprechenden Wallets, die Krypto-Konten, anonym sind. Wladimir Putin oder andere interessierte Diktatoren müssten sich also nicht einmal sehr anstrengen, um Trump heimlich Geld zuzustecken.
Die gleiche Gefahr besteht bei Trumps sozialem Netzwerk. Denn obwohl die Betreiberfirma von Truth Social Millionenverluste schreibt und weniger Umsatz macht als ein mittelgroßer Gebrauchtwagenhändler, sind Trumps Aktien an der Börse momentan gut 2,3 Milliarden Dollar wert. Nur die Macht des Präsidenten hält sie am Leben. Investiert haben bislang vor allem Kleinanleger. Aber auch hier ist denkbar, dass ein Investor einsteigt, um die Gunst der Trump-Regierung zu gewinnen.
Es ist ein Traum für reaktionäre Tech-Oligarchen, die schon seit Jahren von der rechten Diktatur träumen und den Staat führen wollen wie ein Startup. Mit minimalem Wagniskapital könnten sie nun Anteile an den Regierungsgeschäften erwerben. Denn Trump hat seine Papiere inzwischen zwar in einen Trust gesteckt. Doch der wird allein von seinem ältesten Sohn, Don Junior, kontrolliert.
Musk ist der wichtigste Geldverteiler der Trump-Welt
Interessenkonflikte in der US-Regierung gibt es nicht nur beim Präsidenten selbst, sondern auch bei Tesla-Boss Elon Musk, Trump-Berater und Chef der brachialen Effizienz-Behörde DOGE. Musk führt nicht nur seine teils direkt von Regierungsaufträgen abhängigen Unternehmen wie Tesla und SpaceX einfach weiter, während er über DOGE direkt Einfluss auf fast alle Bundesbehörden nimmt. Zugleich avanciert er mehr und mehr zum größten Geldverteiler im Trump-Universum. Nicht nur hat er im Wahlkampf fast 300 Millionen Dollar über seine eigene Organisation in Trumps Sieg investiert. Laut „New York Times“ plant Musk nun auch gut 100 Millionen Dollar direkt an Trumps Wahlkampffonds zu spenden. Das dürfte seine Macht im MAGA-Universum weiter zementieren.
Und genau wie bei seinem Boss gibt es auch bei Musk klandestine Kanäle, über die ausländische Geldgeber Druck ausüben können. Denn abgesehen von Tesla sind die meisten seiner Firmen nicht börsennotiert und müssen daher nicht öffentlich Rechenschaft über ihre Geldgeber ablegen. Wer heimlich ein Stück von Musks Imperium kauft, bekommt potenziell auch diskret Einfluss beim US-Präsidenten.
Offenbar geschieht das bereits: Laut „Financial Times“ haben reiche chinesische Investoren klammheimlich Millionen in SpaceX, Neuralink und xAI gepumpt, die Zugang zu den sensibelsten US-Militärgeheimnissen haben – über Briefkastenfirmen und komplexe Finanzvehikel, die gezielt ihre Identität verschleiern. Demnach nutzen einige Assetmanager in China bereits ihre Connections zu Musk, um Neukunden anzulocken. Die chinesische Staatssicherheit dürfte sich die Hände reiben.
Der Präsident und sein CEO brauchen dringend Cash
All das wird besonders beunruhigend dadurch, dass sowohl Musk als auch Trump trotz ihrer großen Vermögen beide akut dringend Cash brauchen. Die gegen ihn laufenden Strafprozesse konnte Trump mit seiner Wiederwahl zwar abwürgen. Doch die Zivilklagen gegen ihn laufen unaufhaltsam weiter, auch während er als mächtigster Mann der Welt im Weißen Haus sitzt.
Seine Zahlungspflichten summieren sich inzwischen auf über eine halbe Milliarde Dollar. Der Autorin E. Jean Carroll schuldet er inzwischen fast 100 Millionen Dollar, weil er sie über Jahre öffentlich diffamiert hatte, nachdem sie behauptete, Trump habe sie in den 90er Jahren in der Umkleidekabine eines New Yorker Luxuskaufhauses missbraucht. An den Staat New York muss Trump mittlerweile mehr als 500 Millionen Dollar Strafe zahlen, weil er jahrzehntelang seine Bilanzen gefälscht hat. Während die Berufung läuft, kommen jeden Tag mehr als 100.000 Dollar Zinsen dazu. Ob Trump das Geld hat, ist fraglich: Trotz aller Beteuerungen, er sei Milliardär, schaffte er es nicht, die volle Kaution zu hinterlegen.
Ähnlich sieht es auch bei Elon Musk aus. So paradox es klingt: Genau wie Trump könnte auch dem reichsten Mann der Welt das Geld ausgehen. Auf dem Papier ist er zwar trotz jüngster Kursverluste bei Tesla über 300 Milliarden Dollar schwer. Doch sein Vermögen ist nicht flüssig, sondern steckt zum Großteil in seinen Firmen und Tesla-Aktien. Diese hatte er für die Übernahme von Twitter für sagenhafte 44 Milliarden großteils verpfändet. Um die Milliardenkredite zu bedienen, die 2027 und 2029 auslaufen, braucht Musk dringend Bares.
Wenn der Zahltag kommt, müssen Musk und Trump entweder Firmen und Immobilien verkaufen, oder jemand finden, der ihnen das Geld leiht. Diskrete Einnahmequellen hätten sie dafür genug. Die Gefahr liegt darin, dass Geldgeber nicht nur wirtschaftliche Motive verfolgen, sondern auch politische Gefälligkeiten als Gegenleistung einfordern.