Japanische Küche in Frankfurt: „Izakaya Mangetsu“ lohnt sich

Der Typ sieht aus wie Marc Cucurella. Im Ernst! Wie der Spanier, dessen Handspiel bei der EM-Partie gegen Deutschland nicht geahndet wurde. Wie aus dem Gesicht geschnitten. Und die gleiche ausufernde Lockenmähne, die die „Bild“ im vergangenen Sommer zu der Schlagzeile „Die Hand Zottels“ inspiriert hat. Was macht der denn hier in Bockenheim und redet an der Theke mit dem Personal? Der Mann müsste doch in London sein, da ist er schließlich bei Chelsea unter Vertrag. Am besten wir sprechen ihn an und fragen ihn – natürlich auch nach dem Handspiel. Aber bevor wir uns versehen, ist er schon wieder verschwunden. Und die anderen Gäste haben nicht einmal Notiz von ihm genommen.

Vielleicht, weil sie den Typen mit der Mähne schon kennen und wissen, dass es nicht Marc Cucurella ist. Wahrscheinlich aber sind sie so ungerührt, weil sie hier im „Mangetsu“ Besseres zu tun haben, als den Doppelgänger irgendeines Fußballers zu bestaunen. Essen zum Beispiel. Und Trinken. Denn das kann man in dieser sehr lebendigen und geselligen Eckkneipe an der Varrentrappstraße tatsächlich vorzüglich. Allerdings nicht im typisch frankfurterischen, sondern im klassischen japanischen Sinne.

Stammkundschaft schätzt Authentizität der Speisen

Das „Mangetsu“ trägt den Beinamen „Izakaya“, und das bedeutet im Japanischen so viel wie Kneipe – die Kultur, die damit einhergeht, ist jedoch eine ganz andere als hier in Deutschland. In Nippon sind Kneipen nicht nur Orte des Trinkens, sondern immer auch des Essens. Die Gäste bekommen einen Tisch zugewiesen, es gibt einen Koch und eine mitunter sehr umfangreiche Speisekarte, und es gehört sich nicht, nur etwas zu trinken. Hoch her geht es oft trotzdem, wenn Japaner feiern, dann richtig.

Feine Auslage an der Theke: Thunfisch, Lachs und andere Fischfilets werden im „Mangetsu“ im Westend in einer Kühlvitrine präsentiert.
Feine Auslage an der Theke: Thunfisch, Lachs und andere Fischfilets werden im „Mangetsu“ im Westend in einer Kühlvitrine präsentiert.Wonge Bergmann

Viele Japaner in Frankfurt tun das gerne im „Mangetsu“. Das unscheinbare Ecklokal hat in der japanischen Community am Main seit vielen Jahren einen bemerkenswerten Ruf – und eine treue Stammkundschaft, die vor allem die Authentizität der Speisen und der Atmos­phäre schätzt. Verantwortlich dafür ist Hideharu Naruse, der als Familienoberhaupt, Chefkoch und Gründer das „Mangetsu“ etabliert hat. Aus seiner Küche kommen japanische Klassiker wie die hausgemachten Gyoza mit Garnelen oder Hühnchen, Miso- und Ramen-Suppen, verschiedene Grillgerichte und natürlich Sushi und Udon-Nudel-Speisen, die es jeweils in ein paar Dutzend Varianten gibt.

Unprätentiös und ohne großen Aufschlag

Wer sich auf Ungewöhnlicheres einlassen will, bestellt zur Vorspeise die gesalzene und gegrillte Rinderzunge. Oder die über Holzkohle gegrillten Spieße mit Hühnermägen. Oder die in Tempura-Teig frittierte Butterkrabbe, die wegen ihrer besonders weichen Schale komplett am Stück zubereitet und gegessen wird. Und ein absolutes Muss sind im „Mangetsu“ die Sashimi-Teller mit Stücken von fünf beziehungsweise sieben unterschiedlichen Fischen und Meeresfrüchten. Bei dieser traditionellen Spezialität der Japan-Küche, die auch bei uns längst zum Standard vieler japanischer und asiatischer Lokale gehört und im Grunde nichts weiter als in mundgerechte Stücke aufgeschnittener, roher Fisch ist, zeigt sich nämlich am deutlichsten, mit welcher Präzision und Warenqualität die Familie Naruse arbeitet – und das ganz unprätentiös und ohne großen Aufschlag.

Das ist nicht nur im Stammhaus im Westend so, sondern auch im „Mangetsu City“, der Dependance, die die Familie schon seit einer Weile in der Innenstadt in der Nähe des Eschenheimer Tores betreibt. Dort ist die Einrichtung ein bisschen weniger „kneipig“, aber auch meilenweit entfernt vom durchgestylten Edel-Ambiente, mit dem manches andere Asia-Lokal auf sich aufmerksam machen will. Die Naruses setzen auch hier auf Understatement – und möglichst große Authentizität.

Izakaya Mangetsu, Varrentrappstraße 57, Frankfurt, Telefon 0 69/77 22 10, www.izakaya-mangetsu.de. Geöffnet montags bis freitags von 11.45 bis 14.15 Uhr und von 18 bis 22 Uhr, samstags von 18 bis 22 Uhr.