
Jannik Sinner ist beim Rasenklassiker in Wimbledon im Achtelfinale auf äußerst ungewöhnliche Weise einer Niederlage entgangen. Der Tennis-Weltranglistenerste aus Italien lag am späten Montagabend bereits mit 3:6, 5:7, 2:2 gegen den Bulgaren Grigor Dimitrov zurück. Der 23-jährige Südtiroler hatte früh in der Partie auf dem Centre Court bei einem Sturz eine Ellbogenverletzung erlitten. Nach einer Behandlungspause und der Einnahme von Schmerzmitteln fing er sich etwas, doch konnte bis zum Abbruch nie ganz seine Klasse finden. Im dritten Satz schließlich schlug Dimitrov, die Nummer 21 im Ranking, auf und glich zum 2:2 aus, als er sich an den rechten Brustmuskel fasste und schmerzverzerrt blickte. Nun nahm der 34-Jährige seinerseits eine Behandlungspause, der Physiotherapeut untersuchte ihn, kurz gingen die beiden nach draußen. Als Dimitrov zurückkam, winkte er sofort ab und ging auf Sinner zu.

Für den blendend aufspielenden Dimitrov ist die Aufgabe besonders tragisch, da es bereits sein fünftes Grand-Slam-Turnier in Serie ist, das er verletzungsbedingt nicht zu Ende spielen konnte. Mit Tränen in den Augen verließ er den Centre Court, begleitet von Sinner, der ihn zu trösten versuchte. Auch der achtmalige Wimbledon-Champion Roger Federer, 43, aus der Schweiz, der an diesem Tag zu Besuch im All England Club war und in der Royal Box saß, sah wie die 15 000 Zuschauer konsterniert aus. „Er hätte es verdient, in der nächsten Runde zu spielen“, sagte Sinner, der für ein kurzes Statement am Mikrofon in die Arena zurückgekommen war. „Er hatte so viel Pech in der Vergangenheit. Er ist ein unglaublicher Spieler, wir verstehen uns sehr gut.“ Das Erreichen des Viertelfinales, in dem er auf den Amerikaner Ben Shelton trifft, wertete Sinner nicht als Erfolg. „Ich nehme das nicht als einen Sieg“, sagte er, „das ist ein sehr unglücklicher Moment, dem wir beiwohnen.“
In der Runde der letzten Acht ist auch der siebenmalige Wimbledon-Gewinner Novak Djokovic. Der 38-Jährige aus Serbien hatte hart zu kämpfen, ehe er den Australier Alex de Minaur 1:6, 6:4, 6:4, 6:4 bezwang. Der 24-malige Grand-Slam-Sieger trifft nun auf den Italiener Flavio Cobolli, 23. Die weiteren Viertelfinalduelle lauten Carlos Alcaraz (Spanien) gegen Cameron Norrie (Großbritannien) und Taylor Fritz (USA) gegen Karen Chatschanow (Verband Russland).