Jan Böhmermann im Interview über Chefket, Wolfram Weimer, die AfD und neue Nazis

14. November 2025 | Lesezeit: 17 Min.

Jan Böhmermann, 44, zählt zu den bekanntesten und provokantesten Deutschen – um ungestört reden zu können, ist für diesen Novembernachmittag also ein Treffen hinter den Türen eines Besprechungszimmers im Hotel verabredet. Problem: Er kommt nach langer Anreise in München an und hat Hunger. Also geht es statt ins Hotel in den Schwabinger „Georgenhof“, der ihm sehr behagt. Hier im Wirtshaus sitzt der lange Böhmermann im Hoodie mit dem Rücken zum Publikum. Es wird ein langes Gespräch – mit einem Mann unter Strom, seine Gesprächspartner notorisch fixierend. Ihm ist alles immer wichtig. Der Mann, der spätestens mit der Aufführung eines Schmähgedichts auf Recep Tayyip Erdoğan im Jahr 2016 eine Staatskrise auslöste, verehrt und gehasst wie kein zweiter Entertainer in Deutschland, zieht an diesem Nachmittag Bilanz. Nicht nur nach einem heftigen Jahr, sondern nach bisher 20 heftigen Jahren als zunächst Komiker, dann Reizfigur Nummer eins. Die Haare sind etwas grauer geworden, er kann immer noch herzlich laut loslachen, aber wenn man ihn öfter getroffen hat über die Jahre, fragt man sich auch: Ist der Ton suchender, mitunter gar melancholischer?