Achtung, verdammt eilig!
Alle Jahre wieder gibt es in der Mode ein weißes T-Shirt, das auf wundersame Weise den Zeitgeist kapert – möglicherweise zur Überraschung selbst derer, die es erfunden haben. Das letzte war von Dior und trug die Aufschrift: „We should all be feminists“. Es traf just auf dem Höhepunkt der „Me Too“-Debatte ein, und man glaubte es ja gar nicht, wer da unter den Front-Row-Bewohner:innen plötzlich alles Feminist:in sein wollte! Jetzt ist es wieder so weit, wie soeben bei der Show von Stella McCartney in Paris zu besichtigen. Große Einigkeit beim Publikum: „It’s about fucking time!“, es wird verdammt noch mal Zeit! Und je länger man über diesen Slogan nachdenkt, desto klarer wird einem, wie fucking genial er ist. Genau genommen wird es nämlich für alles verdammt noch mal Zeit, die erste Präsidentin der USA, das Ende von „Emily in Paris“, Weltfrieden und weniger Kalorien (sowie natürlich auch das Gegenteil davon). Kenner aber ahnen natürlich, in welche Richtung die Aufforderung zielen wird, wenn sie von Stella McCartney kommt: einen sauberen, grüneren, tiergerechteren Planeten. Auf der Webseite gibt es das noch mal präziser: 3,4 Millionen Vögel werden jedes Jahr wegen ihrer Daunenfedern getötet. 1,5 Millionen Krokodilhäute werden jedes Jahr zu Mode verarbeitet. Tausend Eisbären werden jedes Jahr wegen ihres Pelzes gejagt. Das Label Stella McCartney trägt dazu nichts bei, es ist seit jeher zu hundert Prozent vegan. T-Shirts und Tank Tops kosten 250 Euro (stellamccartney.com)
Blau liegen
So langsam ist wieder Routine eingekehrt im Schulalltag, viel zu frühes Aufstehen, gerade so den Bus erwischen, die großen Ferien nur noch eine traumschöne Erinnerung. Dabei wird seit Jahren „Back to school“ bejubelt, als gebe es nichts Herrlicheres als das endgültige Ende der Sommerpause. Ist natürlich eine Erfindung der Erwachsenen, um mit dem Slogan Klamotten zu bewerben (College-Stil in Miniaturausgabe), angeblich tolle Schreibwaren (ein Geodreieck soll cool sein?) oder Extraschlaues für das Bücherregal. Damit „Back to play“ nicht zu kurz kommt: Die Tier-Teppiche des italienischen Designers Marco Oggian für Qeeboo, zu haben etwa als blauer Panther, Löwe oder Eisbär, sind bunt, fantasievoll und garantiert mehr Spiel- als Klassenkameraden (qeeboo.com).
Ein Tick mehr
Von Weitem sieht es so aus, als habe jemand die typische Chanel-Handtaschenkette als Collier umfunktioniert. Bei näherer Betrachtung sieht man jedoch ein kleines Ziffernblatt dazwischen und denkt: Ah! Eine Uhr! 2-in-1! Um schließlich noch Kabel und Kopfhörer zu bemerken und dem Gegenüber vollends staunend auf die Brust zu starren. Mit der limitierten „Première Sound“ hat Chanel Haute Joaillerie und High Tech verbunden: Mit den Kopfhörern lässt sich sowohl telefonieren als auch Musik hören – und natürlich hätte man das auch drahtlos haben können, aber junge Menschen entdecken ja gerade die Verkabelung als Trend wieder, siehe Kaia Gerber, Lily Rose Depp und der Instagram Account @wireditgirls. Aber Vorsicht, so ein 3-in-1-Schmuck ist ein echtes „Conversation-Piece“. Ständig wird die Trägerin sich und die Funktionen erklären müssen, jemanden ausprobieren lassen. Wer lieber nicht so gern in Gespräche verwickelt (oder verkabelt) wird, dreht einfach die Musik lauter auf (chanel.com, Preis auf Anfrage).
Bottega fürs Bad
Noch mehr Schmuckstücke, diesmal allerdings fürs Badezimmer. Matthieu Blazy hat Bottega Veneta die vergangenen Saisons zum modisch wie handwerklich schönsten „Craft“-Label modelliert. Da war natürlich keine Zeit, sich auch noch mit Parfum zu beschäftigen, das im Hause bislang ohnehin keine große Rolle spielte. Das kann natürlich nicht ewig so gehen, weil gerade beim hochpreisigen Nischenparfum noch jede Menge Luft und Duft nach oben ist. Diese Woche wurden also flugs fünf neue Kreationen vorgestellt, allesamt inspiriert von Venedig und dem hauseigenen Intrecciato, dem geflochtenen Leder und so weiter und so fort – wir überspringen jetzt mal kurz die olfaktorischen Details, weil Colpo di Sole, Come with Me, Acqua Sale, Déjà Minuit und Alchemie sicher ganz fantastisch duften, aber was man so oder so schon mal sagen kann: Die Flakons, die wie mundgeblasenes Murano-Glas aussehen, würde man sich auch mit Kölnischwasser darin ins Bad stellen. Am liebsten sogar gleich fünf dieser Skulpturen auf dem kleinen grünen Marmoraltar. Bedauerlicherweise kosten sie 390 Euro das Stück. Sicher nur, damit man sich nicht gleich das ganze Bad damit vollstellt (bottegaveneta.com).