

Zahlreiche Israelis haben am Dienstag der Opfer des Terrorangriffs gedacht, der an diesem Tag vor zwei Jahren stattfand. Oft wurde dies mit der Forderung an die Regierung verbunden, zu einer Einigung mit der Hamas zu kommen, damit die verbliebenen 48 Entführten freigegeben werden. Am Morgen radelten etwa 3000 Menschen in die Umgebung des Gazastreifens, wo der Angriff sich abgespielt hatte. Auch am Ort des Supernova-Festivals kamen Trauernde zusammen. An zahlreichen Orten wurden Schweigeminuten abgehalten. Am Abend sollte eine große Veranstaltung in Tel Aviv stattfinden, zu der Opferfamilien eingeladen hatten.
In einigen der Kibbuzim, die am Morgen des 7. Oktober 2023 überfallen worden waren, hielten Bewohner schon am Montag Gedenkzeremonien ab. Sie zündeten Kerzen an, zeigten Videos und sangen Lieder. Das hing auch damit zusammen, dass am Dienstag ein Feiertag war: der Beginn des einwöchigen Laubhüttenfests. Einen Staatsakt gab es nicht; Israels Regierung hatte schon im vergangenen Jahr verkündet, dass sie vom Jahr 2025 an nach dem hebräischen Kalender an das Massaker erinnern werde. Dieses fand am Feiertag Simchat Tora statt, der in diesem Jahr auf den 14. Oktober fällt.
Protest gegen Netanjahu
Es gab auch Protestaktionen. Hunderte Demonstranten versammelten sich vor den Wohnungen mehrerer israelischer Minister und forderten von ihnen mehr Einsatz für die Geiseln oder ein Ende des Gazakriegs. Am Montagabend hatte es eine ähnliche Aktion vor der Jerusalemer Wohnung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gegeben: Angehörige der Verschleppten errichteten eine Laubhütte, um an deren Schicksal zu erinnern. Geiselangehörige zeigten sich am Dienstag auch irritiert über eine Äußerung Netanjahus. Er hatte offenbar irrtümlich in einem Interview die Zahl der Geiseln mit 46 angegeben statt 48. Netanjahu trage die Verantwortung für die massenhafte Entführung vor zwei Jahren, hieß es in einer Stellungnahme des „Familienforums“ der Angehörigen. Er müsse jetzt dafür Sorge tragen, dass der „Albtraum“ ende und alle zurückkämen.
Am 7. Oktober 2023 waren Tausende bewaffnete Palästinenser aus dem Gazastreifen in den Süden Israels eingedrungen. Mehr als 810 Zivilisten und etwa 390 Sicherheits- und Rettungskräfte wurden an jenem Tag getötet. Die Angreifer verschleppten 251 Menschen und Leichen in den Gazastreifen. Seither wurden acht lebende Geiseln von israelischen Sicherheitskräften befreit und 140 durch Austauschvereinbarungen oder einseitig von der Hamas freigelassen. Von den 48 Entführten, die weiter festgehalten werden, sind vermutlich zwanzig noch am Leben. Die Hamas pries den Terrorangriff am Dienstag als „glorreichen Tag des Erfolgs“ für die Palästinenser und als Wendepunkt für die Region.
Weitere Angriffe in Gaza
Im Gazastreifen hat der durch den Terrorangriff ausgelöste Krieg bislang mehr als 67.000 Todesopfer gefordert, fast ein Drittel von ihnen Kinder. Etwa 10.000 weitere Menschen werden vermisst. Die Zahlen stammen von den Gesundheitsbehörden in Gaza, die teils von der Hamas kontrolliert werden, deren Angaben sich in früheren Fällen aber als zuverlässig erwiesen haben. Zwischen Zivilisten und Bewaffneten wird dabei nicht unterschieden. Israel veröffentlicht keine Zahlen zu getöteten Hamas-Kämpfern, in Äußerungen von Politikern war von etwa oder mehr als 20.000 die Rede. Weite Teile des Gazastreifens wurden zerstört.
Auch am Dienstag attackierten israelische Truppen dort Medienberichten zufolge, obwohl der amerikanische Präsident Donald Trump eine Waffenruhe gefordert hatte. Aus dem Gazastreifen wurde eine Rakete abgefeuert. In Ägypten wurden unterdessen die Verhandlungen über Trumps Gazaplan fortgesetzt, die am Montag begonnen hatten. Ein Sprecher der qatarischen Regierung sagte, es sei zu früh, um zu sagen, ob sie erfolgreich sein würden.
