„Is good!“: E-Sportler aus Südkorea verzaubert Paris – Panorama

Die Hände von Lee Min-hyeong zittern, als er ein Stück aus dem lächerlich großen Croissant pult, das ihm auf der Bühne einer Eventarena in Paris präsentiert wird. Der Südkoreaner, besser bekannt unter seinem Spielernamen „Gumayusi“, stopft sich einen beachtlichen Teigfetzen in den Mund und kaut hastig, während ihn Moderatorin und Zuschauer, neuntausend vor Ort und Hunderttausende im Livestream, erwartungsvoll anschauen. Nach wenigen Momenten nimmt er das Mikro dicht an den Mund und verkündet mit gereckter Faust: „Is goooooooood!“ Das französische Publikum realisiert, dass es dem Gast schmeckt – und bricht in Begeisterungsstürme aus. Clips der Aktion finden sich kurz darauf auf allen möglichen Plattformen und sammeln Hunderttausende Aufrufe.

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Zustande kam dieser skurrile Moment der Völkerverständigung im Rahmen eines der größten E-Sport-Turniere überhaupt. Die Weltmeisterschaft des Computerspiels „League of Legends“ wird aktuell in ganz Europa ausgetragen. Die europäischen Teams wurden allerdings längst zu Zuschauern degradiert, das letzte flog vor dem Viertelfinale raus. Gumayusi und sein Team „T1“ hingegen haben gerade das Halbfinale gewonnen. Bei dem Spiel treten zwei fünfköpfige Teams gegeneinander an. Als magische Helden arbeiten sie sich zur Basis der gegnerischen Mannschaft vor. Wer es schafft, diese Basis zu zerstören, gewinnt. Auf den ersten Blick klingt das simpel, doch es geht um Strategie, Wissen, Entscheidungsfähigkeit und technisches Können.

In Südkorea sind E-Sportler Stars

In seiner Beliebtheit ist E-Sport, zumindest in Südkorea, anderen Sportarten längst gleichwertig, wenn nicht sogar überlegen. Gumayusi und seine Kollegen sind Superstars mit Hunderttausenden Fans, E-Sport-Turniere werden im Fernsehen übertragen. Den Sieg von „T1“ bei der Heim-WM 2023 verfolgten in der Spitze 6,3 Millionen Menschen gleichzeitig, weltweit. Der Teamkollege von Gumayusi, Lee „Faker“ Sang-hyeok, gilt bei Gamern in aller Welt als der E-Sportler schlechthin, ist seit mehr als zehn Jahren erfolgreich. Durch einen Sieg bei den Asian Games konnten er und die übrigen Nationalspieler sich sogar vom Wehrdienst freispielen, der sonst für junge Männer in Südkorea Pflicht ist. Ein Privileg, das bis 2022 klassischen Sportlern vorbehalten war.

Am 2. November steht das Finale der Weltmeisterschaft an, dann in London, gegen „Bilibili Gaming“ aus China. Es ist auch ein Duell der Philosophien: In Korea ist E-Sport historisch gewachsen, aus einer kulturellen Verbundenheit zum Medium Videospiel. „T1“ ist Rekordweltmeister und hat vor mehr als zehn Jahren den ersten Titel gewonnen. In China begrenzt die Regierung den Videospielkonsum der Bevölkerung stark, hat aber gleichzeitig mit starker staatlicher Unterstützung Elitespieler zutage gefördert. Das Finale wird also von zwei großen Fragen überschattet: Welches dieser Systeme setzt sich durch? Und, viel spannender: Welche überdimensionale Spezialität fahren die Veranstalter dieses Mal auf? Vielleicht stößt der Gewinner mit einer gigantischen Tasse Earl Grey an. Das britische Publikum würde es sicher freuen.