
Leonie Fiebich war mit Nyara Sabally die erste deutsche Basketballspielerin, die in der amerikanischen Profiliga WNBA den Titel gewonnen hat. Neuerdings gehört sie auch zu den ersten Europäerinnen, die für eine Initiative verpflichtet wurden, die dem Spiel weltweit eine weitere Plattform geben soll: „Project B”.
Mit ihrer Idee wollen amerikanische Tech-Unternehmer und Risikokapital-Investoren von Herbst 2026 an Frauenbasketball rund um den Globus inszenieren. Vorher will Fiebich bei der Weltmeisterschaft im September in Berlin spielen.
Es wird sechs Teams geben. Das Programm sieht sieben Turniere vor, drei in Europa, drei in Asien und eins in Lateinamerika. Mit Turniergewinnern und am Ende auch einem Gesamtsieger. Dahinter steckt die Idee, Fans auf unterschiedlichen Kontinenten Live-Basketball zu bieten, die das Spiel sonst nur vom Fernseher kennen. Das kann man sich vorstellen wie beim Tennis oder in der Formel 1.
Ein Projekt, bei dem Sie offensichtlich mehr sind als nur Basketballerin: In einer offiziellen Nachricht in den sozialen Medien wurden Sie als „Spielerin, Partnerin, Besitzerin“ präsentiert.
Bei „Project B“ ist man Spielerin und hat zusätzlich einen Anteil am Unternehmen.
Den Weg dahin dürfte Ihnen Ihre sportliche Leistung in Amerika geebnet haben. Sehen Sie das auch so?
Man kann sich natürlich auch in Europa einen Namen machen. Genauso wie in der WNBA. Ich glaube, es ist eine Kombination aus beidem.
Sie haben zuletzt im Sommer in der WNBA und im Winter in Spanien gespielt. In Amerika lag ihr Gehalt aber bisher bei gerade einmal um die 60.000 Euro pro Spielzeit. Wie passt „Project B“ in diese Kalenderstruktur? Wie können Sie dieses Programm sowohl körperlich als auch mental bewältigen?
Es ist relativ klar, dass mit dem neuen Tarifvertrag eine acht- oder neunmonatige Wintersaison in Europa oder Asien nicht mehr machbar ist. „Project B“ ist kein Konkurrenzprodukt zur WNBA, sondern nur eine weitere Möglichkeit, um international zu spielen.
Wie gut können Sie eigentlich aus Spanien, wo Sie bei Valencia Basket spielen, die zähen Verhandlungen mit der WNBA verfolgen?
Das ist tatsächlich ein bisschen schwierig, wenn man nicht vor Ort ist. Aber es gibt Online-Meetings der Spielerinnengewerkschaft, bei denen man Infos bekommt und wo man Fragen stellen kann.
Man spürt den Kampfgeist der Spielerinnen. Theoretisch könnte es zu einem Streik oder zu einer Aussperrung kommen – was wir in anderen amerikanischen Ligen bereits mehrfach gesehen haben. Wie stufen Sie die Situation ein?
Beide Seiten haben sich in den letzten Wochen ein bisschen einander angenähert. Aber wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen. Es wird wohl noch dauern, ehe eine Einigung gefunden wird. Wir Spielerinnen haben eine relativ klare Vision. Und die Gewerkschaft macht bei den Verhandlungen einen ganz guten Job.
Die Vision ist eine Beteiligung an den Bruttoeinnahmen nach dem Modell der großen Männer-Ligen in den USA?
Ja. Die Spielerinnen, die schon länger dabei sind und die, die jetzt neu dazugekommen sind, haben es verdient, am Erfolg teilzuhaben. Sie bringen zusätzlich zum Sport, dem höchstklassigen Basketball der Welt, sehr viel mit. Was die Fans, den Verkauf von Trikots angeht und alles drumherum.
Ihr Vertrag in der WNBA läuft noch eine Saison. Sie könnten danach theoretisch in New York verlängern oder auch bei einem anderen Team unterschreiben. Welche Option finden Sie attraktiver?
Ich bin ein Mensch, der erst mal nur über den nächsten Schritt nachdenkt. Aktuell über die Situation hier in Spanien. Danach käme die dritte Saison in New York. Aber vorher gibt es noch die Expansion Draft. Mal schauen, was passiert, wenn sich die neuen Teams bei einer existierenden Mannschaft Spielerinnen sozusagen klauen können. Jedes Team kann fünf im Kader vor dem Zugriff schützen. Aber wer das ist, ist öffentlich nicht bekannt.

Selbst Sie wissen das nicht?
Doch, ich weiß das schon, aber …
… Sie dürfen es nicht verraten? So wie Sie bisher unter Wert in New York eingestuft wurden, sollte man sich nicht wundern, wenn Sie als entbehrlich gelten. Kommt man da als Spielerin nicht irgendwann an den Punkt und sagt: „Moment mal, bitte. Ich hätte gerne mehr Respekt und Wertschätzung“?
Für mich als Spielerin steht Gewinnen an erster Stelle. Das hat in meiner ersten Saison ganz gut geklappt. Die zweite Saison war etwas schwieriger. Wenn das heißt, ich muss mich in eine Rolle einfügen, dann tue ich das. Ich bin vielseitig einsetzbar. Abgesehen davon habe ich in den letzten zwei Jahren schon ein bisschen Respekt bekommen. Vielleicht weniger als andere. Aber mich kannte niemand, als ich nach New York gekommen bin.
Unter dem Strich: Die Entscheidung, in die USA zu wechseln, war richtig?
Mir hat es in den Fingerspitzen gekribbelt: Das ist die beste Liga mit den besten Spielerinnen der Welt. Mit denen will ich mich messen. Sicher, wir haben in Europa ein relativ gutes Niveau, aber in der WNBA sind die Strukturen sehr, sehr viel professioneller. Und man wird als Spielerin einfach professioneller behandelt.
In Ihrer Karriere ändern sich immer wieder selbst simple Parameter. Wie oft müssen Sie in sich gehen und prüfen, ob Sie auf dem richtigen Weg sind?
Wie soll ich sagen? Es wird nie langweilig. Es kommt immer etwas Neues dazu. Jetzt natürlich mit „Project B“. Etwas, was es vor ein paar Jahren noch nicht gab. Das bringt natürlich auch Stress, wenn man sich immer irgendwie neu finden muss – in einem anderen Land, einer anderen Kultur, einer anderen Sprache. Aber es ist auch etwas total Schönes. Denn in welchem anderen Job würde ich das kriegen? Es gab schon viele Momente, wo ich mich gefragt habe: „Was mache ich hier eigentlich? Ist das überhaupt der richtige Ort für mich, um mich weiterzuentwickeln?“ Aber ich glaube, man muss immer das Beste daraus machen.
2026 findet die Frauen-Weltmeisterschaft in Deutschland statt. Was fällt Ihnen spontan zu diesem Stichwort ein?
Erst mal bekomme ich dabei Gänsehaut. Ich würde am liebsten morgen schon spielen. Ich kann es gar nicht erwarten, gegen die besten Teams der ganzen Welt anzutreten. Mit meinem Team, mit Team Deutschland. Und ich hoffe natürlich, dass ganz viele Leute in die Halle kommen, um uns anzufeuern und einfach guten Basketball zu sehen.
Etwas, was die Männer vorgelebt haben?
Der Erfolg der Männer ist groß. Doch die Frauen im deutschen Basketball schreiben ihre eigene Geschichte.
Die US-Frauen werden optimal besetzt sein. Das macht die Aufgabe schwieriger.
Nicht nur gegen die Amerikanerinnen. Mir haben die Olympischen Spiele gezeigt, dass sie nicht mehr so viel stärker sind, wie sie das mal waren. Inzwischen kommt Frankreich ganz knapp dahinter. Teams wie Belgien sind auch extrem stark. Es gibt in diesem Turnier keine einfachen Gegner. Auf keinen Fall.
