Infarkt und Schmerzen: Kessler-Zwillinge sagten zuletzt Promi-Freunden ab

Sie gingen gemeinsam durchs Leben – und wählten nun auch einen gemeinsamen Abschied: Alice und Ellen Kessler entschieden sich am Montag in ihrem Haus in Grünwald für den selbstbestimmten Tod. Mithilfe der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) trafen die 89-jährigen Show-Ikonen die bewusste Wahl eines assistierten Suizids. Eine Ärztin und ein Jurist begleiteten sie, als die Schwestern ihren letzten, bis ins Detail vorbereiteten Schritt gingen. 

Carolin Reiber erhielt Post mit Schmuck

Wie weit ihre Vorbereitungen reichten, erlebte ihre langjährige Freundin Carolin Reiber (85). Am vergangenen Samstag (15. November) erhielt die einstige TV-Moderatorin ein Paket – versehen mit dem Hinweis: „Erst am 18. November öffnen.“ Darüber sprach Carolin Reiber exklusiv mit der AZ am Montagnachmittag.

Im telefonischen Beisein der AZ öffnete Reiber das Päckchen wenige Stunden nach dem Tod der Kesslers. „Wunderschöne Schmuckstücke, die ich immer an ihnen bewundert hatte, teils mit Jadesteinen“ sind im Packerl gelegen. „Alice und Ellen haben sie mir wohl vererbt“, so Reiber zur AZ. Für Reiber war sofort klar, welche Dimension diese Geste hatte: „Sie haben immer alles gemeinsam gemacht und geplant. Alles immer perfekt organisiert – wohl jetzt auch das!“ Und auch unsere Redaktion erhielt einen Brief – mit der Kündigung des Abonnements. Das Datum wurde nachträglich mit Kugelschreiber vordatiert. 

Mit diesem Schreiben hat Alice Kessler kurz vor ihrem Tod das Abonnement der Abendzeitung gekündigt.
Mit diesem Schreiben hat Alice Kessler kurz vor ihrem Tod das Abonnement der Abendzeitung gekündigt.
© privat
Mit diesem Schreiben hat Alice Kessler kurz vor ihrem Tod das Abonnement der Abendzeitung gekündigt.

von privat

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Gesundheitliche Rückschläge: Infarkt, Operationen und Schmerzen

Zuletzt hatten die Zwillinge gesundheitliche Sorgen. „Nach ihrem Hirnschlag war Ellen nicht mehr gut beinander“, sagte Reiber der AZ. Ellen Kessler musste mehrere Operationen überstehen, beide litten unter starken körperlichen Einschränkungen und Schmerzen.

Ellen erlitt Hirnstamminfarkt in Bad Wörishofen, wollte aber nicht ins Krankenhaus

Der Schlaganfall Mitte Oktober erschütterte das Leben der Schwestern. „Sie waren gerade in Bad Wörishofen, da hatte Ellen einen Hirnstamminfarkt“, so Reiber im „Merkur“. Doch Ellen Kessler weigerte sich, im Krankenhaus zu bleiben, und ließ sich nach Hause nach Grünwald bringen.

Reiber über die Kessler-Zwillinge: „Verlust von Geschmacks- und Geruchssinn“

Hinzu kamen Herzprobleme sowie der Verlust von Geschmacks- und Geruchssinn. Die zunehmende Gebrechlichkeit nagte an beiden – für zwei Frauen, die ihr Leben der Bühne, der Eleganz und der Selbstkontrolle gewidmet hatten, ein schwerer Schlag.

Alice und Ellen Kessler sagen Promi-Treff vier Tage vor Tod ab: „Es sei ihnen gerade zu viel“

Noch kurz vor ihrem Tod hatten die Kessler-Zwillinge Treffen mit Freunden abgesagt. So sollte am vergangenen Donnerstag (13. November) ein gemeinsamer Besuch der Musical-Premiere „Pretty Woman“ im Deutschen Theater stattfinden. Doch die Schwestern sagten kurzfristig ab. „Es sei ihnen gerade zu viel“, erklärte Carolin Reiber der AZ. 

„Aus gesundheitlichen Gründen abgesagt“: Kesslers fehlten bei Ralph Siegels Geburtstag

Auch Hitproduzent Ralph Siegel erinnerte sich in der AZ, dass die Kessler-Zwillinge Ende September nicht mit ihm seinen 80. feiern konnten: „Sie waren auch auf meine Geburtstage eingeladen, aber das letzte Mal haben sie aus gesundheitlichen Gründen abgesagt. Jetzt kann man das noch besser verstehen.“ Er beschrieb sie als eng verbunden, aber im Privaten überraschend unterschiedlich: „Mir erschienen sie immer eher als zweieiige Zwillinge, weil sie nach Außen zwar immer im Gleichklang waren, aber dann ganz privat doch sehr verschieden.“

Ralph Siegel traf Alice und Ellen Kessler öfters bei Carolin Reiber zum Abendessen
Ralph Siegel traf Alice und Ellen Kessler öfters bei Carolin Reiber zum Abendessen
© BrauerPhotos/S.Spoettel
Ralph Siegel traf Alice und Ellen Kessler öfters bei Carolin Reiber zum Abendessen

von BrauerPhotos/S.Spoettel

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Der letzte öffentliche Auftritt – leiser als sonst

Am 24. Oktober zeigten sich Alice und Ellen Kessler ein letztes Mal in der Öffentlichkeit – bei der Programm-Premiere im Circus Roncalli. Unter den Gästen war auch Uschi Ackermann, die Witwe von Feinkost-König Gerd Käfer (†82). Sie sagte der AZ: „Ich fand sie ruhiger als sonst und etwas zurückhaltender. Vielleicht geht es ihnen nicht gut, dachte ich mir noch.“

Die Kessler-Zwillinge zeigten sich ein letztes Mal gemeinsam mit Carolin Reiber in der Society
Die Kessler-Zwillinge zeigten sich ein letztes Mal gemeinsam mit Carolin Reiber in der Society
© BrauerPhotos/Dominik Beckmann
Die Kessler-Zwillinge zeigten sich ein letztes Mal gemeinsam mit Carolin Reiber in der Society

von BrauerPhotos/Dominik Beckmann

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Nur wenige Wochen später sind die beiden unzertrennlichen Schwestern gegangen. So, wie sie es immer wollten: gemeinsam, organisiert, würdevoll und selbstbestimmt. Ihr letzte Ruhe sollen die legendären Kessler-Zwillinge im Grab der Mutter auf dem Waldfriedhof in Grünwald finden.


Anmerkung der Redaktion: In der Regel berichtet die AZ nicht über Selbsttötungen – es sei denn, die Tat erfährt durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Suizidgedanken sind häufig eine Folge psychischer Erkrankungen. Letztere können mit professioneller Hilfe gelindert und geheilt werden. Wer Hilfe sucht, auch als Angehöriger, findet sie bei der Telefonseelsorge: 0800–111 0 111 und 0800–111 0 222. Die Berater sind rund um die Uhr erreichbar, jeder Anruf ist kostenlos.