
Nach dem Tod des wohl ältesten Langstreckenläufers der Welt infolge eines Verkehrsunfalls ist am Mittwoch ein SUV-Fahrer von der indischen Polizei festgenommen worden. Der 114 Jahre alte Fauja Singh war nach dem Unfall mit Fahrerflucht in seiner indischen Heimat seinen Verletzungen erlegen. Er galt als der älteste Mensch, der jemals die Marathonstrecke von rund 42 Kilometern gelaufen war. Der Brite soll bei dem Marathonlauf in Toronto bereits 100 Jahre alt gewesen sein.
Da er keine Geburtsurkunde vorweisen konnte, erkannte das Guinnessbuch den Rekord nicht an. In seinem britischen Pass soll der 1. April 1911 als Geburtsdatum eingetragen sein. Dem Läufer zufolge wurden unter der damaligen britischen Kolonialherrschaft in den indischen Dörfern in der Regel keine Geburtsurkunden ausgestellt.
Der auch als „Turban-Tornado“ bekannte Angehörige der Sikh-Religion war auch aufgrund seiner farbigen Kopfbedeckung und seines langen weißen Barts eine auffällige Erscheinung bei vielen Rennen. Seinem Biographen zufolge war er am Montag beim Überqueren einer Straße in seinem Heimatdorf im Bezirk Jalandhar überfahren worden. „Mein Turban-Tornado ist nicht mehr“, schrieb Khushwant Singh auf der Plattform X. „Ruhe in Frieden, mein lieber Fauja.“ Nach seinem Tod taten zahlreiche indische Persönlichkeiten ihre Trauer kund. Der indische Ministerpräsident Narendra Modi bezeichnete Singh als „außergewöhnlichen Sportler“, der über eine „unglaubliche Entschlossenheit“ verfügte und eine Inspiration für die Jugend gewesen sei.
Laufen wurde zu seinem Lebensinhalt
Presseberichten zufolge hatte Singh zwischen 2000 und 2013 insgesamt neun Marathonläufe absolviert. In seiner Kindheit soll er aufgrund schwacher Beine erst im Alter von fünf Jahren mit dem Gehen begonnen haben. Das Langstreckenlaufen hatte er erst in den Neunzigerjahren ernsthaft aufgenommen, als er schon weit über achtzig Jahre alt war.
Nach dem Tod seiner Frau, eines Sohns und einer Tochter hatte er den eigenen Angaben zufolge im Laufsport einen neuen Lebensinhalt gefunden. Damals war der Landwirt aus dem nordindischen Bundesstaat Punjab auch nach England umgesiedelt. Seinen letzten Langstreckenlauf hatte er 2013 in Hongkong absolviert. Für die zehn Kilometer benötigte er damals eine Stunde, 32 Minuten und 28 Sekunden.
Vor den Olympischen Spielen in den Jahren 2004 in Athen und 2012 in London durfte Singh die olympische Fackel tragen. Seine Fitness und Langlebigkeit führte er darauf zurück, dass er weder rauche noch Alkohol trinke und sich ausnahmslos vegetarisch ernähre. Am Montag soll er sich zu Fuß auf dem Weg zu einem seiner Felder befunden haben, als er von einem Fahrzeug mit hoher Geschwindigkeit erfasst worden war. Der Fahrer war mit dem Auto vom Unfallort geflüchtet. Am Dienstag wurde ein Mann festgenommen, der vor Kurzem aus Kanada nach Indien zurückgekehrt war. Er soll im Verhör mit der Polizei bereits zugegeben haben, den Wagen gefahren zu haben.