In Heide wird weitergebaut: Batteriehersteller Northvolt meldet in Schweden Insolvenz an


In Heide wird weitergebaut

Batteriehersteller Northvolt meldet in Schweden Insolvenz an

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Northvolt gilt mit seiner Batterieherstellung lange Zeit als große Hoffnung für die europäische Automobilindustrie. Doch der Konzern kann seine finanzielle Krise in der schwedischen Heimat nicht meistern und meldet nun Insolvenz an. Der Betrieb soll vorerst weiterlaufen.

Der hoch verschuldete Batteriehersteller Northvolt hat in seiner schwedischen Heimat Insolvenz angemeldet. Ein entsprechender Antrag sei bei einem Stockholmer Gericht eingereicht worden, teilte das Unternehmen mit. Der Schritt umfasst demnach alle schwedischen Einheiten des Konzerns, nicht aber die deutschen und amerikanischen Tochtergesellschaften. Die Bauarbeiten für die Northvolt-Fabrik bei Heide in Schleswig-Holstein sollen nun vorerst weitergehen.

„Nach umfassenden Bemühungen, alle verfügbaren Mittel zur Sicherung einer tragfähigen finanziellen und betrieblichen Zukunft für das Unternehmen auszuloten, hat der Aufsichtsrat der Northvolt AB heute bekanntgegeben, dass das Unternehmen in Schweden Insolvenz angemeldet hat“, hieß es in der Mitteilung des Konzerns.

Wie viele Unternehmen in der Batteriebranche habe man in den vergangenen Monaten eine Reihe von Herausforderungen mit Folgen für die eigene Finanzlage erlebt, darunter steigende Kapitalkosten, geopolitische Instabilität und Lieferkettenprobleme. Hinzu seien interne Herausforderungen beim Hochfahren der Produktion gekommen.

Auf Expansionskurs folgen Rückschläge

Northvolt galt als Produzent der Batterien für E-Autos lange Zeit als große Hoffnung für die europäische Automobilindustrie. Nach dem Einleiten eines Expansionskurses und mehreren Rückschlägen wie dem Rückzug eines Milliardenauftrags für Batteriezellen durch den Autobauer BMW musste der Konzern jedoch kräftig zurückrudern und mit Finanzierungsproblemen und hohen Schulden fertig werden.

Im September 2024 hatte das Unternehmen angekündigt, schätzungsweise 1600 Beschäftigte in Schweden zu entlassen und mehrere Expansionspläne auf Eis zu legen. Zwei Monate später beantragte es schließlich Gläubigerschutz in den USA: Mit einem Restrukturierungsverfahren gemäß Chapter 11 des US-Insolvenzrechts wollten sich die Schweden vor Forderungen der Gläubiger schützen und gleichzeitig einen finanziell gangbaren Weg in die Zukunft als eigenständiges Unternehmen finden – ohne Erfolg, wie sich nun zeigt.

All die Verhandlungs- und Restrukturierungsbemühungen haben nach Northvolt-Angaben nichts genützt, um den finanziellen Rahmen für eine Fortführung des Betriebs in Schweden in seiner jetzigen Form zu gewährleisten. Man sei daher zu dem Schluss gekommen, dass der Insolvenzantrag die einzige Lösung sei, während man auf alle realistischen Optionen schaue, damit der Betrieb während des schwedischen Insolvenzverfahrens weitergehen könne.

Zellmontage in Heide bis 2027?

Heide war von dem Chapter-11-Verfahren nicht betroffen, weil die deutsche Tochter unabhängig vom Mutterkonzern finanziert wird. Deutschland-Chef Christofer Haux versicherte damals, dass der Standort höchste Priorität genieße. Er machte jedoch auch klar, dass sich die europäische Batteriezellindustrie in einer herausfordernden Situation befinde. Planmäßig soll die erste Zellmontage in Heide in der zweiten Jahreshälfte 2027 beginnen, ehe im Anschluss der Fabrikhochlauf starten soll.

„Die Northvolt Drei Project GmbH ist als eigenständige GmbH nicht Teil des Insolvenzantrags und steht in Kontakt mit dem nun eingesetzten Verwalter für Northvolt AB in Schweden“, erklärte ein Northvolt-Sprecher. „Der Betrieb in Deutschland wird fortgesetzt.“

Unsicherheiten dürften für den Standort in Deutschland aber in jedem Fall aufkommen. Nothvolt gab den Bau der Fabrik in Heide im Januar 2024 bekannt, im darauffolgenden März feierte der Batteriezellenhersteller den Beginn der Arbeiten. Davor hatte Northvolt lange mit staatlichen Stellen verhandelt, um möglichst hohe Zuschüsse zu bekommen. Ausbezahlt wurde dann von der staatlichen Förderbank KfW ein Kredit von 600 Millionen Euro, für den je zur Hälfte der Bund und das Land Schleswig-Holstein bürgten. Im Herbst 2024 wurden dann die Probleme bei Northvolt bekannt.