In einem Coffeeshop in Brisbane: Wie, Sie kennen den Namen „Thomas“ nicht? – Panorama

Mitten in … Brisbane

In dieser Coffeeshop-Kette, die es natürlich auch in Australien gibt, fragen die Leute an der Kasse nach dem Vornamen. Das ist schön. Es gibt einem einfach ein besseres Gefühl, wenn man als 52-Jähriger mit dem Vornamen zum Heißgetränk gerufen wird. Als würde man noch dazugehören zur Gemeinde der Jugend, in der sich niemand mit überflüssigem Gesieze aufhält. Mit Elan wird also geantwortet: „Thomas!“ Wenig später ruft die zuständige Coffeeshop-Kraft einen Americano für „Tobis“ aus. Tobis? Komischer Name. Heißt so nicht ein Filmverleih? Wer nennt sein Kind wie einen Filmverleih? Niemand holt den Kaffee. Aber wo bleibt eigentlich mein Americano? Einige Minuten später die vorsichtige Nachfrage: „Könnte mit ‚Tobis‘ auch ‚Thomas‘ gemeint sein?“ Entschuldigendes Nicken. Klingt ja auch tatsächlich beides relativ bescheuert. Tobis … äh … Thomas Hahn

(Foto: Marc Herold)

Mitten in … Göttingen

Bahnfahrer kennen es nur zu gut: Derzeit weiß man nie, ob man die Verbindung bekommt, die man gebucht hat. Mal fällt der Zug aus, mal erreicht man betörend schöne Transit-Bahnhöfe wie Warburg nur noch mit einem Bus. An diesem Tag macht der eigentlich von Paderborn nach München durchfahrende ICE einen Abstecher ins niedersächsische Göttingen. Die Fahrt dauert dadurch eineinhalb Stunden länger. Die beiden Männer, die sich im Zug an einem Tisch gegenübersitzen, schweigen sich seit mehreren Stunden an. Der eine schaut einen Film auf dem Tablet, der andere wischt auf dem Handy herum. Als der Zug in Göttingen einfährt, bricht der Jüngere das Schweigen: „Die Fahrt dauert heute aber viel länger als sonst.“ Sein weißhaariges Gegenüber gibt nur ein Brummen von sich. Daraufhin der Jüngere: „Ist doch auch schön, Papa. Da haben wir endlich mal Zeit zu zweit.“ Kerstin Lottritz

(Foto: Marc Herold)

Mitten in … Warschau

In dem kleinen Postamt in Warschau sind alle drei Schalter besetzt. Das scheint schnell zu gehen. Doch die Frau an Schalter drei nimmt keine Kunden an. Die Frau an Schalter zwei bearbeitet anscheinend einen komplizierteren Kundenwunsch. Bleibt Schalter eins. Doch den Menschen mit Weihnachtspost, und das betrifft eigentlich alle im Raum, kann die Frau nicht helfen. Sie habe leider keine Briefmarken. Die gebe es nur an Schalter zwei. Die Schlange reicht bald bis zur Tür. Ob sie denn ihrer Kollegin keine Briefmarken hinüberreichen könne, wird die Frau an Schalter zwei wiederholt gefragt. Nein, das gehe nicht. Endlich ist sie wieder einsatzbereit und man reicht die Briefe über den Tresen. Ein Album wird nach den richtigen Marken durchblättert, diese werden eigenhändig aufgeklebt. Eine andächtige Prozedur. Das kann wahrscheinlich nicht jede. Viktoria Großmann

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