HSV gewinnt Nordderby in Bundesliga gegen Werder


Der Hamburger SV hat das erste Bundesliga-Nordderby seit fast acht Jahren gegen Werder Bremen für sich entschieden. In einer packenden zweiten Halbzeit setzte sich der Aufsteiger im Duell mit dem ewigen Rivalen vor 56.100 Zuschauern im Volksparkstadion mit 3:2 (0:1) durch. Nur zwei Minuten nach seiner Einwechselung gelang Kapitän Yussuf Poulsen der umjubelte Siegtreffer. Der verletzungsanfällige Däne war in dieser Saison immer wieder ausgefallen und wurde nun mit einem Ballkontakt zum Derbyhelden.

Jens Stage (45.) hatte Bremen in Führung gebracht, doch Albert Sambi Lonkonga (63. Minute) glich aus. Dann überschlugen sich die Ereignisse: Ein Hacken-Tor von Luka Vuskovic (75.) brachte den HSV erstmals in Führung. Der gebürtige Hamburger Justin Njinmah traf für Werder aber unmittelbar danach zum 2:2 (78.), ehe Poulsen für den vierten Saisonsieg der Hamburger sorgte.

Das vorerst letzte Erstliga-Duell der beiden Klubs hatte im Februar 2018 vor dem Abstieg des HSV stattgefunden. Nur ein Spieler war sowohl an diesem Sonntag als auch schon vor 2843 Tagen dabei: Der Hamburger Fan-Liebling Bakery Jatta, der vier Tage nach seinem Tor im DFB-Pokal gegen Holstein Kiel auch zum ersten Mal in dieser Saison in der Startelf stand.

Für ein Derby, zu dessen Geschichte auch schon Kung-Fu-Tritte auf dem Rasen und direkte Duelle in einem Europapokal-Halbfinale gehörten, passierte diesmal lange Zeit nicht allzu viel. Von Werder war bis zu dem Führungstor kurz vor der Pause sogar überhaupt nichts zu sehen.

Der HSV war bis dahin die deutlich engagiertere Mannschaft, blieb dabei aber viel zu harmlos. Als Rayan Philippe in der 23. Minute frei vor dem Tor zum Kopfball kam, traf er den Ball nicht richtig. Als Fabio Vieira kurz vor dem 0:1 zum Fallrückzieher ansetzte (41.), flog der Ball weit über das Tor. Einzig der Belgier Lokonga, eine Leihgabe des englischen Spitzenclubs FC Arsenal, verkörperte so etwas wie die individuelle Klasse früherer Derbytage.

Beim Bremer 1:0 nutzten die Gäste einen Ballverlust des HSV-Verteidigers Nicolas Capaldo. 5700 mitgereiste Werder-Fans gerieten in Ekstase. Nach eigenen Angaben lagen den Bremern sogar 45.000 Ticketanfragen für den Gästeblock vor. Die Anhänger, die ein Ticket erhielten, liefen in einem großen grün-weißen Fanmarsch bis zum Stadion. Die Polizei trennte die beiden Fanlager mit einem Großaufgebot voneinander. So blieb es bis auf ein gewaltiges Feuerwerk in der Halbzeitpause zumindest im Stadion weitgehend ruhig.

Das Derby nahm spät noch eine rasante Fahrt auf

Nach dem Wechsel verpasste es Werder, einen zweiten Treffer nachzulegen. Einen Distanzschuss von Sanne Lynen parierte HSV-Torwart Daniel Heuer Fernandes (58.). Nach dem folgenden Eckball köpfte Cameron Puertas am Tor vorbei (59.). Nach genau dieser Doppelchance korrigierte HSV-Trainer Merlin Polzin seine etwas überraschende Derby-Aufstellung. Ransford-Yeboah Königsdörffer durfte jetzt anstelle von Philippe wieder Mittelstürmer spielen. Miro Muheim ersetzte Aboubaka Soumahoro hinten links.

Von da an nahm dieses Derby noch eine rasante Fahrt auf. Mit großem Einsatz verdiente sich der HSV diesen Erfolg. Die Hamburger investierten auch in der letzten halben Stunde deutlich mehr in dieses Spiel und steckten auch den 2:2-Ausgleich gut weg. Am Ende zahlten sich Polzins Wechsel gleich doppelt aus: Der eingewechselte Muheim bereitete den Siegtreffer des eingewechselten Poulsen vor.