
Dieser Text stammt aus dem Familien-Newsletter der „Süddeutschen Zeitung“, der jeden Freitagabend verschickt wird. Hier können Sie ihn abonnieren.
Liebe Leserin, lieber Leser,
haben Sie Kinder im Teenageralter? Oder Freunde mit Kindern im Teenageralter? Oder erinnern Sie sich womöglich selbst noch lebhaft an ihre eigene Pubertät, an diese Zeit zwischen vertrauter Kindheit und dem Aufbruch in eine ungewisse Zukunft?
Bei uns in der Redaktion sprechen wir relativ oft über die Menschen aus der Generation Z – auch, aber nicht nur, weil es uns am Herzen liegt, die TikTok-Anhängerschaft für unsere Zeitung zu begeistern. Oft geht es dabei um die Frage, wie es uns gelingt, die Lebenswirklichkeit dieser Menschen in unseren Artikeln und Geschichten abzubilden und ihren Stimmen Gehör zu verschaffen. Schließlich gehört den jungen Leuten nicht nur die Zukunft, sondern auch der Schuldenberg, den die Bundesregierung ihnen hinterlassen wird (SZ Plus). Und dabei haben weder sie noch ihre Eltern in der politischen Landschaft eine bedeutsame Lobby.
Umso wichtiger finde ich diese auf den ersten Blick vermeintlich unpolitische Reportage meines Kollegen Marcel Laskus (SZ Plus). Er hat sich vor einiger Zeit mehrere Monate lang mit drei Jungs getroffen und sie begleitet. Sie sind keine Kinder mehr, aber auch noch nicht erwachsen. In seiner Reportage beschreibt er ihren Alltag und was sie über toxische Männlichkeit, Incels oder das Kiffen zu sagen haben. Ich finde seine Geschichte lesenswert, weil sie sehr atmosphärisch einfängt, welche jungen Männer da heranwachsen und was sie bewegt.
Um Themen wie Geschlechteridentität, Leistungsdruck und das Verhältnis zu den eigenen Eltern ging es auch in den zahlreichen Gesprächen, die ich im zurückliegenden Jahr mit sieben jungen Menschen aus dem Geburtsjahrgang 2007 geführt habe. Sie alle sind dieses Jahr volljährig geworden und haben mir Einblicke in ihre Leben gewährt, die mich ehrlich berührt haben (SZ Plus). Da wurde gefeiert und getrauert, gestritten und mit Ängsten gerungen – mir hat die Recherche zu dieser Geschichte wieder einmal gezeigt, wie sehr es sich lohnen kann, den „ganz normalen“ Menschen genau zuzuhören. Und dass junge Menschen, kaum erwachsen, schon ganz schön viel zu sagen haben. Was ich in den Interviews auch gelernt habe: Die Corona-Maßnahmen haben gerade bei den Jüngeren viel Schaden angerichtet. Denn eines einte meine Gesprächspartner: das Gefühl, dass die Pandemie ihnen die Pubertät verpfuscht habe.
Ihnen und Ihren Familien wünsche ich eine hoffentlich nicht allzu stressige Vorweihnachtszeit.
Alles Gute wünscht
Karin Janker
