Hitzestress: Verluste bei der Milchproduktion – Auch Kühe leiden unter den hohen Temperaturen

Hohe Temperaturen wirken sich auf die Milchproduktion aus. Das belegt nun eine Datenauswertung von israelischen Forschern. In Deutschland könnten die Verluste knapp 1,4 Prozent betragen.

Auch bei Milchkühen macht sich Hitzestress bemerkbar: Ein extrem heißer Tag kann die Milchmenge einer Kuh um bis zu zehn Prozent verringern. Der Effekt wirkt sich bis zu zehn Tage lang aus, wie ein Forschungsteam im Fachjournal „Science Advances“ berichtet. Im Zuge des Klimawandels droht demnach ein merklicher Rückgang der Milchproduktion.

Wird der Ausstoß an Treibhausgasen nicht reduziert, könnten die Kühe in den zehn Ländern mit der weltweit höchsten Milchproduktion im Zeitraum 2045 bis 2055 bis zu vier Prozent weniger Milch geben, berichten die Forscher um Ayal Kimhi von der Hebrew University of Jerusalem in Rechovot in Israel. In Deutschland könnten die Verluste etwa 1,4 Prozent betragen. Einfluss auf die Milchleistung habe dabei neben der Temperatur auch die Luftfeuchtigkeit.

Den Wissenschaftlern standen Daten des israelischen Rinderzüchterverbands für die Jahre 2009 bis 2020 zur Verfügung, die mit den Wetterdaten in diesem Zeitraum und Maßnahmen der Landwirte zum Hitzeschutz abgeglichen wurden. „Milchbauern sind sich der negativen Auswirkungen von Hitzestress auf ihre Herden bewusst und nutzen verschiedene Formen der Anpassung“, erklärte Kimhi. Hauptsächlich würden Ventilatoren und Wassersprühsysteme eingesetzt.

Milchmenge erst nach zehn Tagen wieder im Normbereich

Selbst nach nur einem sehr heißen Tag dauert es demnach knapp zehn Tage, bis sich die Milchmenge normalisiert. In dieser Zeit summieren sich die Milchverluste auf 25,6 Prozent im Vergleich zu einer Zeit ohne heißen Tag. Um solche Verluste zu reduzieren, haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten immer mehr Milchbauern in Israel Maßnahmen gegen den Hitzestress ihrer Tiere ergriffen, die sie überwiegend auf überdachten, zur Umgebung offenen Flächen halten. Damit lasse sich der Verlust zwar reduzieren, aber nicht verhindern.

„Die Milchwirtschaft in Israel eignet sich gut als Testfeld, da die Betriebe über das ganze Land verteilt und einem breiten Temperatur- und Feuchtigkeitsspektrum ausgesetzt sind, das den Bedingungen in den führenden Milchproduktionsländern weltweit entspricht“, erklärte Mitautor Ram Fishman von der Tel Aviv University.

„Unsere Studie ergab, dass extreme Hitze erhebliche und dauerhafte Auswirkungen auf die Milchproduktion hat; selbst die modernsten und am besten ausgestatteten Betriebe setzen Anpassungsstrategien ein, die dem Klimawandel möglicherweise nicht gerecht werden“, sagte Mitautor Eyal Frank von der University of Chicago.

dpa/wb