High Five mit Pavarotti: Über Kunst auf der Schlittschuhbahn – Panorama

Dieser Tage hat der Umgang mit einer Bronzestatue in der mittelitalienischen Stadt Pesaro, die den verstorbenen Startenor Luciano Pavarotti (1935–2007) zeigt, international für Diskussionen gesorgt. Vielleicht stand der Stadtrat hier unter einem gewissen Druck, pünktlich zu Beginn der Adventszeit wieder eine Eisbahn zu eröffnen, wie sie dieser Tage in vielen Städten zum vorweihnachtlichen Standardprogramm gehört. Touristen erwarten derlei mittlerweile nicht nur in Vancouver, Oslo und Hannover, sondern auch in südlicheren Regionen. Pesaro liegt an der Adriaküste. Pavarotti hatte hier zu Lebzeiten eine Villa.

Wohl aus Platzgründen wurde im mittelalterlichen Zentrum der Stadt versucht, die seit vergangenem Jahr dort fest verankerte Statue in einen fröhlichen Eiszauber miteinzubinden, was den Unmut nicht zuletzt von Pavarottis Witwe Nicoletta Mantovani hervorrief. Diese beklagte sich bei einer Tageszeitung aus Bologna darüber, dass ihr Mann, welcher an der Met ebenso zu Hause war wie an der Scala oder dem Opernhaus von Sydney, hier aus einer künstlichen Eisschicht ragte. Der Bürgermeister von Pesaro, Andrea Biancani, reagierte auf Facebook mit der Idee, die Schlittschuhläufer könnten den Sänger im Vorbeifahren doch einfach abklatschen (die Bronze zeigt Pavarotti in der für ihn typischen Geste mit weit ausgebreiteten Armen). Diese Aussage empfand Pavarottis Witwe als respektlos, worauf sich der Bürgermeister entschuldigte.

Eine Mischung aus Wertschätzung und Aberglaube verleitet zum Anfassen der Statuen

Andererseits: Was kann einer im öffentlichen Raum aufgestellten Skulptur Besseres passieren, als in direkten Kontakt mit der Bevölkerung zu treten? In Verona, Paris, München oder auf Madeira gibt es viele Beispiele für Bronzestatuen, deren Zustand belegt, dass sie gerne und häufig berührt werden: Einige Stellen an ihren Körpern wirken sogar deutlich angefasster als andere, was nicht immer nur Folge des Standorts ist. Es dürfte auch mit der Mischung aus Wertschätzung und Aberglauben zu tun haben, mit der man ihnen begegnet. Wissenschaftler haben jedoch immer wieder auch auf die Folgen dieser Form von Ehrerbietung hingewiesen: Laut einer britischen Studie von 2019 wurden an 24 Glücksdenkmälern in 13 europäischen Städten 29 verschiedene Arten von Schmierbakterien festgestellt.

Im Fall Pavarotti scheint der Stadtrat von Pesaro eine für alle akzeptable Lösung gefunden zu haben: Seine Figur steht jetzt nicht mehr mittig auf der Eisbahn, sondern nur noch irgendwie daneben. Und im nächsten Jahr möchte man einen neuen Platz für die Kufen-Freunde suchen. Wer aber mag, der kann Pavarotti auch weiterhin High Five geben. Seine Hände werden hoffentlich nicht derart mit Mikroorganismen übersät sein, wie vermutlich die Hoden des New Yorker Wall-Street-Bullen, an denen es sich angeblich auch finanziell lohnt, möglichst oft seine Geldbörse zu reiben.