Herz: Hoher Blutdruck – 99 Prozent der Herzinfarkte und Schlaganfälle auf vier Risikofaktoren zurückzuführen

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind weltweit die häufigste Todesursache. Eine Langzeitstudie mit Daten von mehr als neun Millionen Menschen kommt zu dem Schluss: Für Herzinfarkte und Schlaganfälle gibt es vier Hauptrisiken.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie ein Herzinfarkt oder Schlaganfall sind weltweit die häufigste Todesursache und treten auch in Deutschland jährlich bei Hunderttausenden auf. Hierzulande erleiden jedes Jahr etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall und etwa 300.000 einen Herzinfarkt, das Risiko variiert je nach Alter und Geschlecht.

Laut einer großen Studie im Fachmagazin „Journal of the American College of Cardiology“ stehen jedoch vier Hauptrisikofaktoren in Verbindung mit 99 Prozent der Herzkrankheiten und Schlaganfälle.

Die internationale Forschungsgruppe um Philip Greenland von der Northwestern University in Illinois hat dazu die Gesundheitsdaten von mehr als neun Millionen Erwachsenen in Südkorea und den USA ausgewertet, die über einen Zeitraum von bis zu zwei Jahrzehnten beobachtet wurden.

Demnach weist nahezu jeder Mensch, der herzkrank wird und einen schweren Herz- oder Schlaganfall erleidet, im Vorfeld einen der vier Risikofaktoren auf: Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte, hoher Blutzuckerspiegel oder Rauchen. Zusammen genommen gingen sie in der Langzeitstudie 99 Prozent aller Herz-Kreislauf-Ereignisse voraus.

Hohes Risiko durch Bluthochdruck

Dies zeigte sich selbst bei der Bevölkerungsgruppe mit dem geringsten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Auch bei Frauen unter 60 Jahren ließen sich mehr als 95 Prozent der Herzinfarkte oder Schlaganfälle auf einen dieser bereits bestehenden Risikofaktoren zurückführen.

Bluthochdruck war dabei am häufigsten mit Herz-Kreislauf-Ereignissen verbunden, gemeint sind verschiedene Krankheiten des Herzens und der Blutgefäße. Bei einer gestörten Durchblutung des Herzens oder des Gehirns kann ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall auftreten. Sowohl in den USA als auch in Südkorea hatten mehr als 93 Prozent der Probanden, die einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder eine Herzinsuffizienz erlitten, zuvor hohen Blutdruck. Diesen zu kontrollieren, könnte Betroffene also vor einem Herzleiden schützen.

„Wir sind der Meinung, dass die Studie sehr überzeugend zeigt, dass die Exposition gegenüber einem oder mehreren nicht optimalen Risikofaktoren vor diesen kardiovaskulären Ereignissen nahezu 100 Prozent beträgt“, erläuterte Studienautor Greenland. Das Ziel sei nun, nach Wegen zu suchen, diese veränderbaren Risikofaktoren zu kontrollieren, statt sich auf andere Faktoren zu konzentrieren, die schwer behandelbar und nicht ursächlich seien, so der Kardiologe.

Generell steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit dem Alter. Dem Robert Koch Institut (RKI) zufolge liegt das Risiko bei den 65- bis 79-Jährigen innerhalb der nächsten zehn Jahre zu erkranken bei knapp 10,8 Prozent, bei den 18- bis 44-Jährigen nur bei 0,5 Prozent. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Wer schon mal einen Schlaganfall hatte, ist ebenfalls stärker gefährdet – etwa 40 Prozent der Patientinnen und Patienten erleiden danach einen weiteren. Auch die Ernährung sowie der Bildungsstand spielt laut RKI eine Rolle.

Die Kardiologin Neha Pagidipati von der Duke University in North Carolina, die selbst nicht an der Studie beteiligt war, betont in einer begleitenden Veröffentlichung, die Ergebnisse verdeutlichten wie entscheidend es sei, Gesundheitsrisiken frühzeitig zu kontrollieren, bevor sie zu schwerwiegenden, potenziell tödlichen Folgen führen.