Hendrich zu Chancen der DFB-Frauen: „Traue der Mannschaft sehr viel zu“

Stand: 20.06.2025 15:44 Uhr

Die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft bereitet sich in Bayern auf die EM in der Schweiz vor. In Herzogenaurach soll der Feinschliff für die Mission „Erster EM-Titel seit 2013“ erfolgen.

In Herzogenaurach wird an diesem Wochenende viel los sein – es wird bunt und laut. Aber nicht, weil die DFB-Frauen zu Gast sind. Die Heimatstadt von Lothar Matthäus lädt zum Altstadtfest. Am Marktplatz ganz traditionell mit viel Blasmusik, im Schlosshof geht es doch ein bisschen moderner zu. „Herzo“, wie die Einheimischen ihre Stadt liebevoll nennen, will „die bunte Vielfalt, die Herzogenaurach zu bieten hat“, zeigen.

„Das klingt auf jeden Fall verlockend“, sagte Nationalspielerin Kathy Hendrich, die in ihrer Zeit bei Bayern München Oktoberfest-Erfahrung gesammelt hat, am Freitag (20.06.2025) und lachte. „Aber wir sind nur fünf Tage hier. Da liegt unser voller Fokus auf dem Platz. Und auf solche Feste werden wir erst mal verzichten müssen.“

Zum Start Konfettikanonen und ein Geburtstagsständchen

Tags zuvor war das Team in Herzogenaurach zusammengekommen. Wück und sein Stab waren bereits mittags in Franken angekommen. Kapitänin Giulia Gwinn und Co. hatten bis zum frühen Abend Zeit, im Teamquartier einzutrudeln.

Einen besonderen Empfang bekam Sydney Lohmann. Das Geburtstagskind wurde vom DFB mit Konfettikanonen begrüßt. Ihre Teamkolleginnen brachten ihr beim gemeinsamen Abendessen noch ein Ständchen dar.

Ich traue der Mannschaft sehr viel zu. Die letzten Ergebnisse sprechen auch für uns. Und wir können noch eine Schippe draufpacken.

Nationalspielerin Kathy Hendrich

Im Anschluss bat der Bundestrainer die Spielerinnen auch schon zur ersten Mannschaftsbesprechung und läutete damit wirklich die letzte Phase auf dem Weg zur EM in der Schweiz (2. bis 27. Juli) ein.

In St. Gallen, Basel und Zürich treffen die DFB-Frauen in der Vorrunde auf Polen, Dänemark und Schweden. Ab dem 4. Juli wird es ernst. Bei der jüngsten Europameisterschaft war Deutschland bis ins Finale gekommen, unterlag dort aber ersatzgeschwächt Gastgeber England knapp.

Berger wird erst mal von Borggräfe vertreten

Am Freitagvormittag bat Wück seine Mannschaft zur ersten Einheit. „Es war knackig“, berichtete Hendrich vom Training, das nur die ersten 15 Minuten für Medien geöffnet war. Verzichten muss Wück in Herzogenaurach zunächst noch auf Torhüterin Ann-Katrin Berger, die am Wochenende mit ihrem Club Gotham in den US noch ein Ligaspiel zu absolvieren hat.

Die 34-Jährige stößt nach ein paar freien Tagen bei ihrer Familie erst zum zweiten Teil des Trainingslagers (ab dem 27. Juni) zum Kreis der Spielerinnen.

In den ersten Tagen wird Berger von Freiburgs Keeperin Rafaela Borggräfe vertreten. Am 21. und 23. Juni stößt zudem mit Hanna Etzold von dem 1. FC Nürnberg für spezielle Spielformen auf dem Trainingsplatz noch eine vierte Torhüterin zum Team.

Youngster Zicai: „Bin wieder voll belastbar“

Neuland ist das alles auch für Cora Zicai. Für die Noch-Freiburgerin, die zur neuen Saison zum VfL Wolfsburg wechselt, wird es das erste große Turnier. In ihren bisherigen drei Länderspiel-Einsätzen unter Wück hat die Offensivspielerin, mit ihren 20 Jahren noch vor Franziska Kett die Jüngste im Kader, mit zwei Toren auf sich aufmerksam gemacht.

„Ich bin sehr dankbar, dass ich dabei sein kann“, sagte Zicai, die wegen einer Verletzung im Frühjahr lange um ihren Einsatz bangen musste. Bei der ersten Pressekonferenz in Herzogenaurach gab sie nun Entwarnung: „Ich bin wieder voll belastbar. Und die Vorfreude ist riesig.“

„Alterspräsidentin“ Hendrich: „Nehme Rolle zu 100 Prozent an“

Solange Berger noch nicht beim Team ist, trägt Hendrich mit ihren 33 Jahren den inoffiziellen Titel der „Alterspräsidentin“. Sie war seit 2016 bei allen großen Turnieren dabei. „Verrückt! Es fühlt sich so an, als wäre ich gestern noch die Jüngste gewesen. Und plötzlich bin ich die Älteste. Aber ich kann es nicht ändern“, erklärte Hendrich und unterstrich ihre Worte noch einmal mit einem Lachen.

Die EM 2025 steht aber nicht nur wegen ihres Alters unter besonderen Vorzeichen. Auch sie hatte in dieser Saison Verletzungsprobleme. „Schwierig“ sei die Zeit in Wolfsburg damit zuletzt gewesen, nach dem Turnier wechselt sie zu den Chicago Stars in die USA.

Dass ihr womöglich im Wettstreit mit Janina Minge, Rebecca Knaak und Sophia Kleinherne nur ein Platz auf der Ersatzbank bleibt, nimmt sie sportlich. „Welche Rolle ich auch immer spielen werde, ich werde sie zu 100 Prozent annehmen. Das erwarte ich auch von allen anderen“, betonte Hendrich.

Wie weit kann es für Deutschland bei der EM gehen?

Für die Endrunde hat die Mannschaft den Titel als Ziel ausgerufen. Die Verteidigerin hat ein „gutes Gefühl“, auch wenn sie „nicht in die Zukunft blicken“ könne: „Die Konkurrenz ist auch gut drauf und in den letzten Jahren noch mal extrem gestiegen. Auf der anderen Seite haben wir uns auch weiterentwickelt. Ich traue der Mannschaft sehr viel zu. Die letzten Ergebnisse sprechen auch für uns. Und wir können noch eine Schippe draufpacken. Aber das wird auch nötig sein.“

Ein Schlüssel zum Erfolg soll die Mischung zwischen jungen und alten Spielerinnen sein. „Die Älteren legen den Grundbaustein. Wir Jungen können von der Erfahrung so viel mitnehmen“, erklärte Zikai, die mit ihrer Unbekümmertheit und Torgefahr in der Schweiz dafür sorgen könnte, dass ordentlich Musik drin ist. Auch ganz ohne die Blechbläser von Herzogenaurach.