Heizung: Raus mit der Ölheizung – oder besser nicht?

Könnte sich Umweltminister Carsten Schneider (SPD) einen Hausbesitzer backen, er käme Fritz Klenk wohl ziemlich nahe. Klenk ist 70 Jahre alt und wohnt in Crailsheim, einer Kleinstadt im ländlichen Nordosten Baden-Württembergs. Sein Haus hat er mit seiner Frau um die Jahrtausendwende gebaut: rund 200 Quadratmeter Wohnfläche, drinnen ein Kachelofen, draußen ein großer Garten und auf dem Dach zwei Photovoltaikanlagen. Eine ließen die Klenks dort schon 2008 montieren, was sie energietechnisch zu Pionieren macht.

Als Jugendlicher arbeitete Klenk als Elektriker und verbaute neue Nachtspeicherheizungen in Häusern. Heute, als Rentner, denkt er viel darüber nach, wie er seine Energiebilanz optimieren kann. Über Balkonkraftwerke, Elektroautos (noch fahren die Klenks Verbrenner), intelligente Stromzähler, solche Sachen. Und immer öfter auch über die Ölheizung in seinem Keller.

Klenk will eigentlich auf eine Wärmepumpe umsteigen, durchaus mit ökologischem Impetus. „Wenn man schon mal was für die Umwelt tun kann“, sagt er. Er habe das nötige Geld übrig, dazu die Solarpanels, mit denen er die Pumpe betreiben könnte. Einerseits. Andererseits läuft die alte Heizung noch, und Klenk sagt: „Ich werfe nicht gerne weg, was noch funktioniert.“

Öl noch der zweitwichtigste Wärmeträger in Wohnhäusern

Raus mit der Ölheizung oder nicht? Die Frage beschäftigt neben Fritz Klenk die Eigentümerinnen und Eigentümer Millionen weiterer Wohnhäuser in Deutschland. Noch ist Öl nach Gas der zweitwichtigste Wärmeträger in Wohnhäusern. In jedem vierten lief 2023 eine Ölheizung, so hat es der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) in einer Erhebung gezählt. Das entspricht rund 4,8 Millionen Gebäuden. 2019 waren es rund 5,6 Millionen. Dass die Zahl sinkt, liegt auch daran, dass Öl bei Neubauten seit Jahren keine Rolle mehr spielt.

Doch das reicht nicht, denn Deutschland soll bis 2045 klimaneutral werden und der Wärmesektor hinkt hinterher. In Privathaushalten gehen laut Umweltbundesamt 90 Prozent des Energiebedarfs für warme Zimmer und wohltemperiertes Wasser drauf. Das macht die Heizung in Häusern und Wohnungen, sofern sie mit fossilen Energieträgern wie Öl betrieben wird, mit Abstand zum größten CO₂-Erzeuger.

Also müssen Gas und Öl weg und klimafreundliche Alternativen her. Doch Hausbesitzer, die überlegen, den Öltank trockenzulegen, müssen sich erst einmal in politische Debatten einarbeiten. Wer heute umstellt, bekommt das mit bis zu 70 Prozent vom Bund bezuschusst. Bloß wie lange noch? Bundesumweltminister Schneider will am aktuellen Förderregime festhalten, Unionspolitiker wie CSU-Chef Markus Söder stören sich gewaltig daran: Die Förderung müsse „massiv abgebaut werden“, sagte Söder jüngst im ZDF.

Die Regierungsparteien wollen laut Koalitionsvertrag „das Heizungsgesetz abschaffen“. Damit meinen sie die umstrittene letzte Novelle des GEG durch die Ampelregierung mit ihrer Kernregelung, dass neue Heizungen mit mindestens 65 Prozent erneuerbaren Energien laufen sollen. Was es heißen soll, sie „abzuschaffen“, ist auch ein halbes Jahr später noch unklar.

Und dann haben die EU-Umweltminister noch Anfang November beschlossen, den Start des Emissionshandels im Gebäudebereich von 2027 auf 2028 zu verschieben. Vereinfacht gesagt sieht der Handel vor, dass für jede Tonne CO₂, die beim Heizen freigesetzt wird, ein Emissionszertifikat gekauft werden muss. Die Anzahl der ausgegebenen Zertifikate soll Jahr für Jahr sinken. Das würde das Heizen mit Öl nach und nach teurer machen. 

In Bayern sind Ölheizungen besonders verbreitet

Das politische Hin und Her sorgt für viel Ungewissheit. Dass das Hausbesitzer hemmt, weiß Franziska Schneele aus Erfahrung. Schneele ist Energieberaterin in Oberndorf am Lech und zweite Vorsitzende des GIH Bayern, einem Lobbyverband bayerischer Energieberater. Söders Aussagen findet sie „bedenklich“. Schneele befürchtet: „Das verunsichert Bauherrinnen und Bauherren nur noch mehr.“ Ihre Kunden wüssten nicht mehr, worauf sie sich verlassen können, sagt sie. „Wir brauchen Stabilität bei der Förderung.“

Schneele berät im Gebiet zwischen München und Augsburg. In ländlichen Regionen Süddeutschlands sind Ölheizungen besonders verbreitet. In Bayern waren sie laut BDEW 2023 mit einem Anteil von 38 Prozent sogar häufiger als Gasheizungen, die 31 Prozent ausmachten. Die meisten Häuser mit Ölheizung haben keinen Gas- oder Fernwärmeanschluss. Für sie kommen als Alternative vor allem Wärmepumpen und Pelletheizungen infrage.