Heizen wird teurer: Was Experten zum Gaspreis sagen

Deutschland heizt durch die kalte Jahreszeit, doch die Verunsicherung bei den Bürgern ist nach wie vor groß. Was passiert mit dem Gaspreis, welche Heizung ist die beste? Wer muss wirklich umrüsten und wer kann anderweitig sparen?

Die Preisentwicklung beim Heizen kennt gefühlt eigentlich nur eine Richtung: nach oben. Und das hat nicht nur mit dem Erdgas zu tun, sondern mit vielen weiteren Faktoren. 2025 werden zum Beispiel die Netznutzungsentgelte steigen. Der fossile Brennstoff muss beschafft, eingespeist und durch Leitungen zum Verbraucher transportiert werden. Die dafür erforderliche Infrastruktur muss funktionieren, die Bereitstellung wird teurer werden.

Die Verbraucherzentralen gehen davon aus, dass eine Familie mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden (kWh) zwischen 80 und 100 Euro Mehrkosten pro Jahr haben wird, weil die Gasnetzentgelte je nach Rechenmodell um 21 bis 27 Prozent steigen werden.

Das ist aber bei Weitem nicht der einzige Preistreiber: Die Erhöhung der CO2-Abgabe steht ebenfalls bereits fest, egal welche Regierung im kommenden Jahr übernimmt. Der Preis für die Tonne Kohlendioxid (CO2) wird von 45 auf 55 Euro steigen. Daraus ergibt sich im gängigen Beispiel für einen Jahresverbrauch von 20.000 kWh rein rechnerisch ein Aufschlag von 43 Euro. Beim Heizöl übrigens fallen noch höhere Kosten durch die CO2-Bepreisung an. Dort sind es etwa 63 Euro.

Weil auch die Gasspeicherumlage steigt, gehen die Preise noch einmal um etwa 12 Euro nach oben. Das sind locker 150 Euro mehr, ohne dass bisher auch nur ein Wort über die Versorgungslage, die Füllstände in den deutschen Erdgasspeichern und die Entwicklung der Gaspreise im Großhandel gefallen ist.

Gas: jetzt schon die teuerste Heizart?

Falls der Winter richtig kalt werden sollte, dann gehen Verbraucherschützer von rund 20 Prozent höheren Heizkosten aus. Entscheidend für die Berechnung ist neben dem Erdgaspreis vor allem die Temperaturentwicklung: Den Berechnungen der Verbraucherzentrale NRW zufolge entfallen rund 90 Prozent der jährlichen Heizkosten auf den Zeitraum zwischen 1. Oktober und 30. April.

Ist die Witterung in diesen Monaten milde, können Verbraucher reichlich Ausgaben sparen. Sinkt das Thermometer länger unter null, müssen die Heizungen entsprechend mehr und länger arbeiten: Die Rechnung wird höher. Doch wie schlagen die unterschiedlichen Heizungsarten zu Buche?

In einer Beispielrechnung im „Handelsblatt“ haben die Marktbeobachter der Verbraucherzentrale NRW die Auswirkungen in verschiedenen Szenarien für die unterschiedlichen Heizungsarten anhand der aktuellen Durchschnittspreise durchgespielt. Das Heizen mit Erdgas ist dieser Analyse zufolge schon jetzt die teuerste Variante.

Ein weiteres Ergebnis: Die Pellet-Heizung war trotz stark schwankungsanfälliger Holzpreise im Betrieb die günstigste Variante. Auf Rang zwei kam die Wärmepumpe, auf Platz drei das Heizöl und am teuersten war wie erwähnt das Gas. Fernwärme wurde wegen der großen regionalen Preisschwankungen in dem Rechenbeispiel außen vor gelassen.

Ein weiterer Faktor macht die Gasheizung zunehmend unattraktiver: Je mehr Verbraucher auf Pellets oder Wärmepumpen umsteigen, desto weniger Nutzer hängen noch an den Gasleitungen. Das heißt: Die Betreiber müssen die Kosten für die Nutzung des Gasnetzes auf eine tendenziell sinkende Anzahl an Kunden umlegen. Der Effekt ist vorhersehbar: Die Verbraucherpreise für Erdgas dürften dadurch bald steigen.

Städte wie Mannheim haben mit Blick auf die Entwicklung bereits angekündigt, ihr kommunales Gasnetz komplett stilllegen zu wollen. Wer also jetzt vor der Entscheidung steht, eine Gasheizung zu modernisieren oder in einem Neubau einzuplanen, sollte vorab klären, welche Pläne mit dem Gasnetz vor Ort zur Diskussion stehen.

Die Frage nach der besten Heizungsart muss mit längeren Zeiträumen durchdacht werden – und für eine solide Kalkulation auch die globalen Rahmenbedingungen berücksichtigen. Auf EU-Ebene zum Beispiel rückt der Termin für den europäischen Emissionshandel im Bereich Gebäude und Verkehr näher. Ab 2027 oder spätestens 2028 soll unter dem Kürzel ETS2 der Zertifikatehandel mit Emissionen beginnen. Verbraucher, die das Abgas Kohlendioxid in die Atmosphäre blasen, müssen künftig dafür Zertifikate erwerben, also für die Ausstoßrechte bezahlen. Die EU will damit dazu beitragen, dass CO2-einsparende Technologien günstiger und im breiten Markt verfügbar werden. Der schädliche Verbrauch fossiler Energien wird dadurch künstlich verteuert.

Die Zahl der verfügbaren Emissionsrechte ist begrenzt: Die Angaben der Europäischen Kommission ermöglichen schon jetzt Abschätzungen zur Preisentwicklung: Der CO2-Preis dürfte dadurch massiv anziehen – auf etwa 200 bis 300 Euro pro Tonne. Zum Vergleich: Im kommenden Jahr wird er von 45 auf 55 Euro steigen. Grob geschätzt bedeutet dies etwa 50 bis 70 Cent netto mehr pro Liter Benzin sowie etwa 4 bis 6 Cent netto mehr pro Kilowattstunde Gas. Das sind 30 bis 50 Prozent mehr als jetzt. Die neue CO2-Bepreisung zielt ausdrücklich auf die fossilen Energieträger Erdgas, Flüssiggas, Heizöl, Benzin und Diesel.

Ausgenommen vom CO2-Preis sind klimafreundlichere Heizalternativen wie Biogas, Holz­pellets, Hack­schnitzel, Holz­kohle und Wärmepumpen – wobei letztere im täglichen Gebrauch ohnehin keine Emissionen ausstoßen.

Unabhängig von den Entscheidungen aus Brüssel zeichnen sich größere Veränderungen im Heizungsmarkt ab: Nach dem deutschen Gebäudeenergiegesetz müssen Öl- und Gasheizung ab 2029 einen Teil der Heizwärme aus Biomasse oder Wasserstoff erzeugen. Zunächst ist ein verpflichtender Anteil von 15 Prozent vorgeschrieben, ab 2035 sollen es dann 30 Prozent und ab 2040 sogar 60 Prozent werden. Ab 2044 – also in knapp 20 Jahren – dürfen dann nach bisherigen Planungen gar keine Öl- und Gasheizungen mehr betrieben werden.

Noch ist nicht sicher geklärt, woher Deutschland die geforderten Mengen an Biomasse oder Wasserstoff beziehen soll – falls die Masse der Verbraucher an herkömmlichen Verbrennerheizungen festhalten sollten. Derzeit produziert Deutschland bei weitem nicht genügend Biogas, um Millionen Gasheizungen damit versorgen zu können. Beim Öl ist noch offen, welche umweltfreundliche Alternative infrage kommen könnte, die ausreichend vorhanden und günstig ist.

Wie und wo lässt sich sparen?

Die einfachste Möglichkeit zu sparen, sagen Experten, ist eine niedrigere Raumtemperatur. Es heißt, ein Grad Temperatur weniger spart 7 Prozent der Kosten. Der Vorteil: Diese Sparmöglichkeit kostet nichts, außer vielleicht die Anschaffung eines weiteren Pullovers.

Mit einer energetischen Dämmung an der Fassade und den Fenstern lässt sich sehr viel mehr Geld sparen, allerdings müssen Eigenheimbesitzer oder Vermieter dafür sehr viel Geld in die Hand nehmen. Zudem dauert es lange, bis sich die Investitionen in den Umbau rechnen. Dafür lassen sich die Preise am Energiemarkt dann sehr viel entspannter verfolgen.

Der Umbau oder Austausch der Heizung kostet viel Geld, allerdings gibt der Staat derzeit großzügig Unterstützung dazu: Über öffentliche Fördermittel lassen sich bis zu 70 Prozent der Kosten für den Einbau einer neuen Heizung finanzieren.

Kleinere Maßnahmen sind ebenso effizient und kosten wenig: Räume, in denen sich tagsüber niemand aufhält, lassen sich weniger intensiv beheizen. Fenster und Türen abdichten kostet ebenso nicht viel. Vorhänge halten die Wärme im Raum. Für Eigentümer einer Öl- oder Gasheizung bietet das wenig Trost: Langfristig ist der Heizungstausch und der Wechsel zu einer stabileren und umweltfreundlicheren Energielösung sicher klüger.