Hartmann, Pauli, Schmitt: Tastengipfel im Deutschen Theater

Nein, es ist keine weitere reine Talkshow, denn dazu sind zu viele Tasten im Spiel – 88. In der Reihe „Das Ratschkartell“ spricht zwar der Münchner Kabarettist und Stimmenimitator André Hartmann mit Prominenten, aber er spielt eben auch. Und damit er diesmal nicht so alleine auf seinem Klavierhocker sitzt, hat er noch zwei lässige Kollegen eingeladen. Die allerdings machen durchaus verschieden Sachen am Klavier. Das kann ja heiter werden.

AZ: Herr Hartmann, Pauli und Schmitt, wo zwei oder drei im Namen der 88 Tasten versammelt sind, welcher Geist ist dann mitten unter ihnen?
CHRISTOPH PAULI: Als Pastorensohn ist mir die Bibelstelle Matthäus 18,20 natürlich geläufig! Aber ob beim Aufeinandertreffen dreier so unterschiedlicher Pianisten ein gemeinsamer Spirit entsteht, bleibt abzuwarten.
ANDRE HARTMANN: Aber gemeinsames Musizieren ist doch immer von guten Geistern umgeben.
MARTIN SCHMITT: „Wo man tastet, dort bezieh‘ Quartier / Ohne Furcht, was man im Lande glaubt / Wo man tastet, wird kein Mensch beraubt. / Bösewichter haben kein Klavier.

Drei Herren vor Schwarz-Weiß sitzen im Silbersaal - darunter Christoph Pauli, der von der Klassik kommt, aber sie auch hinter sich gelasen hat.
Drei Herren vor Schwarz-Weiß sitzen im Silbersaal – darunter Christoph Pauli, der von der Klassik kommt, aber sie auch hinter sich gelasen hat.
© Kerstin Heiles
Drei Herren vor Schwarz-Weiß sitzen im Silbersaal – darunter Christoph Pauli, der von der Klassik kommt, aber sie auch hinter sich gelasen hat.

von Kerstin Heiles

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Das klingt ja recht heiter, aber wie werden Sie sich einigen, was auf der Bühne gemeinsam musikalisch passiert?
Nachdem wir alle drei wohl über den Zustand des Tastendillettanten hinausgekommen sind, wird es nicht schwer sein, etwas zu finden.
PAULI: Wir treffen uns eine Stunde vorher in der Garderobe und dann wird uns schon was einfallen.
HARTMANN: Ganz bestimmt wird es heiß hergehen, aber in einem voll klimatisierten Theater.

Herr Schmitt, Sie gelten als Rampensau, aber wie kann man das sein, wenn man an den Klavierhocker gefesselt ist?
Diverse Menschen haben mir gesagt, ich sei eine. Ich widerspreche ungern. Auch auf dem Hocker kann man versuchen, das Publikum von selbigem zu hauen.
Und Sie, Herr Hartmann, hält es Sie auf dem Hocker?
Der Klavierstuhl hindert mich an nichts. Ich denke, als Trompeter wäre es doch noch viel schwieriger, während des Spielens lustige Texte zu sprechen.

Ich mache mir da ein wenig Sorgen, weil Christoph Pauli etwas zurückhaltender ist. Nicht dass der untergeht.
PAULI: Naja, der Drang zur Rampensau ist bei mir nicht so stark ausgeprägt! Als leidenschaftlicher Begleiter vieler Diven fühle ich mich auch in der zweiten Reihe durchaus sehr wohl. Aber die zweite Reihe gibt es auf der Bühne ja nicht, also muss ich morgen über meinen Bühnenschatten springen.

Martin Schmitt ist bekanntermaßen nicht zu bremsen.
Martin Schmitt ist bekanntermaßen nicht zu bremsen.
Martin Schmitt ist bekanntermaßen nicht zu bremsen.
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Haben Sie fürs Klavierspielen Ihre Jugend opfern müssen? Und wenn ja, was hat das mit Ihnen gemacht?
Ganz im Gegenteil! Das Klavierspielen hat meine Jugend bereichert. Mir blieb aber auch der Ausbildungsdrill erspart, den die Klavierschüler in Russland oder Asien durchmachen. Lang Lang hat sich mit 30 Jahren nichts sehnlicher gewünscht als eine Freundin. Ich hatte da bereits eine Familie.

Und Sie, Herr Hartmann?
Durch das Üben als Kind sind mir insgesamt 2.500 Stunden auf Sport- und Spielplätzen vorenthalten worden, die ich nicht vermisse.

Der Silbersaal in Deutschen Theater beim „Ratschkartell“.
Der Silbersaal in Deutschen Theater beim „Ratschkartell“.
© Alexander Hartinger
Der Silbersaal in Deutschen Theater beim „Ratschkartell“.

von Alexander Hartinger

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Womit werden Sie die anderen morgen am Flügel überflügeln?
SCHMITT: Zusammen ist doch eh ungleich schöner, als gegeneinander. Das Gegeneinander überlassen wir als Kampfsport dem Rest der Welt, die sich in dieser Hinsicht aktuell ja redlich Mühe gibt.
PAULI: Ich versuche mal, Euch beider mit Frédéric Chopins „Minutenwalzer“ in nur 55 Sekunden zu beeindrucken.

Di, 8. Juli, 20 Uhr, Silbersaal im Deutschen Theater, 25 Euro, Abendkasse und muenchenticket.de