Weiter, nur so weiter, lautete das Münchner Motto vor der Reise nach Sinsheim. Oder, wie Torhüter Manuel Neuer nach dem Champions-League-Auftakt beim 3:1-Sieg über den Klubweltmeister FC Chelsea, sagte: „Wir reiten im Moment auf einer positiven Welle.“ Sechs Pflichtspiele, sechs großteils demonstrative Siege – kein Wunder, dass Trainer Vincent Kompany nur so viel einforderte: „Wer auch immer spielt, ich werde von der Mannschaft kein Prozent weniger erwarten.“
Mutig aber gab sich auch der Gegner, der mit zwei Auswärtssiegen in Leverkusen und in Berlin in die neue Saison gestartet ist, sein erstes Heimspiel aber gegen die international ebenfalls in der Champions League geforderte Frankfurter Eintracht 1:3 verlor. Der nach einer labilen Saison mit der TSG frisch gestärkte österreichische Trainer Christian Ilzer gab sich hoffnungsvoll. Um zu gewinnen, brauche sein Team „einen ganz besonderen Tag, und den kannst du nur einleiten, wenn du auch dazu bereit bist“.
Das waren die Hoffenheimer fast bis zur Halbzeit, ehe Harry Kane sein erstes von drei Toren schoss (44. Minute). Der unersättliche Engländer legte nach dem Wechsel mit Toren nach einem Hand- (48.) und Foulelfmeter (77.) zum 3:0 nach und stockte damit als Führender der Torschützenliste in der Fußball-Bundesliga sein Konto auf schon acht Treffer auf.
Eberl nennt Kane „wahren Leader“
„Er ist ein wahrer Leader“, pries der Münchner Sportvorstand Max Eberl den unermüdlichen Engländer, der am Samstag allgegenwärtig anmutete. Sein Gegenspieler Oliver Baumann, der keine Chance hatte, einen der Münchner Strafstöße zu parieren, stellte zum Mann des Tages nur soviel fest: „Er hat das Elfmeterschießen gewonnen.“ Der eingewechselte Serge Gnabry erhöhte noch auf 4:1 (90.+9), nachdem Hoffenheim zwischendurch durch Vladimir Coufals Tor zum 1:3 (82.) wenigstens mit einem Trostpreis belohnt wurde.
Als der Realitätscheck um 15.30 Uhr bei hochsommerlichen Temperaturen begann, saßen vier, diesmal für rund eine Stunde geschonte, Münchner Stammspieler erst einmal auf der Bank: voran Kapitän Joshua Kimmich, dazu Innenverteidiger Dayot Upamecano, der zentrale offensive Mittelfeldspieler Gnabry sowie Rechtsaußen Michael Olise. Sie wurden durch Leon Goretzka, Kim Minjae und die erstmals von Anfang an eingesetzten Angreifer Nicolas Jackson, als letzter Sommerneuzugang vom FC Chelsea ausgeliehen, sowie den forschen Junior Lennart Karl ordentlich ersetzt.
Der Hoffenheimer Trainer verzichtete erst einmal auf den TSG-Rekordspieler Andrej Kramaric, für den Muhammed Damar stürmte; dazu fehlte der angeschlagene Angreifer Tim Lemperle (Wade), für den auf dem linken Flügel der Österreicher Alexander Prass seine Startelfchance bekam.
Selbst Torwart Neuer wird nervös
Das Duell zwischen den aufstrebenden Nordbadenern und dem über 45 Minuten gestressten Münchner Champion trug in der ersten Hälfte alle Merkmale eines veritablen Spitzenspiels. Die TSG drängte die Bayern mit voller Wucht immer wieder zurück in den eigenen Strafraum. Vor allem das stürmische Gespann des schon dreimaligen Torschützen Fisnik Asllani und Damar stellte die Münchner mit viel Rasanz und Raffinesse vor schwere Abwehraufgaben.
Unter dem Hoffenheimer Druck wurde sogar Torhüter Neuer, eigentlich eine Übergröße im deutschen Fußball, nervös, als er bei einem Querpass Asllani übersah, dessen Schuss gegen den Außenpfosten prallte (13.). Weitere Chancen der Kraichgauer vergaben die Hoffenheimer mit unplatzierten Schüssen.

Auf der anderen Seite hielt das Münchner Bollwerk, sodass allmählich die Überzeugung reifte, selbst für klarere Verhältnisse sorgen zu können. Eine Hauptrolle spielte dabei der erst 17 Jahre alte Karl, der erstmals von Beginn an in einem Bundesligaspiel zum Einsatz kam.
Karl sah vor einem von ihm ausgeführten Bayern-Eckball, dass die Hoffenheimer einen verhängnisvollen Fehler begangen hatten, als sie Kane am Elfmeterpunkt auf den Ball warten ließen. Der kam denn auch prompt vom Bayern-Junior, sodass der unbedrängte Torschützenkönig der Bundesliga nicht lange fackelte und per Direktabnahme mit einem Schuss ins rechte Eck das zu diesem Zeitpunkt glückliche 1:0 erzielte.
Ein kleines Polster, das den Rekordmeister dazu verleitete, früh die Entscheidung in diesem Spiel herbeizuführen. Dabei kam ihm der Hoffenheimer Innenverteidiger Albian Hajdari entgegen, als er Sacha Boeys Schuss zuerst mit dem Knie und sodann unfreiwillig mit der Hand abwehrte.
Schiedsrichter Robert Hartmann entschied, ohne zu zögern auf Strafstoß. Auch das ein Fall für den derzeit überragenden Kane, der den Ball mit dem rechten Innenrist ins rechte Eck schoss. Mit dem 2:0 herrschten klare Verhältnisse auf dem Platz.
„Die Bayern, wir wir kennen“
Die Bayern dominierten und kontrollierten das Spiel. Weil Kane in seiner Paradedisziplin Elfmeterschießen ein weiteres Mal antrat und mit Hilfe des Videoassistenten nach Bernardos Foul an Olise zum dritten Mal in diesem Spiel traf, war der Rest der Begegnung so etwas wie ein Münchner Schaulaufen.
Die Hoffenheimer gewannen zumindest noch einen Trostpreis durch Coufals schönen Diagonalschuss zum 1:3, ehe Gnabry für den Schlusspunkt einer nach der Pause vom Meister diktierten Partie sorgen konnte. Eberls Schlussresümee war eindeutig: „In der zweiten Halbzeit haben wir die Bayern gesehen, die wir kennen.“
FC Bayern droht nächster Ausfall in der Abwehr
Der FC Bayern München muss in der Defensive den nächsten Ausfall befürchten. Beim 4:1-Sieg bei der TSG Hoffenheim erlitt Innenverteidiger Kim Minjae eine Verletzung an der Wade. Der Südkoreaner wurde nach 69 Minuten ausgewechselt und durch Dayot Upamecano ersetzt. Mehr Details gab es zunächst nicht.
„Die Diagnose haben wir noch nicht. Wir müssen einfach abwarten“, sagte Sportvorstand Max Eberl. Trainer Vincent Kompany setzt in der Abwehrzentrale normalerweise auf Nationalspieler Jonathan Tah und Upamecano, rotierte nach kräftezehrenden Wochen zum Saisonstart aber am vierten Bundesliga-Spieltag bei der TSG.
Schon das 3:1 gegen Klub-Weltmeister FC Chelsea zog unter der Woche einen Ausfall nach sich. Josip Stanisic erlitt nach Angaben der Münchner eine Teilverletzung des Innenbands am rechten Kniegelenk. Die Ausfallzeit teilte der Verein nicht mit, laut dem Sender Sky soll Stanisic aber maximal ein bis zwei Wochen fehlen. Damit könnte der 25-Jährige noch vor der nächsten Länderspielpause wieder auf dem Platz stehen. (dpa)
