
Als Marko Mamic den Dänen Rasmus Lauge ungestüm am Hals erwischte und früh die rote Karte sah, war das WM-Finale für die kroatischen Handballer gelaufen. Es hätte ohnehin eine ungeheure Kraftanstrengung erfordert, um gegen den großen Favoriten im Endspiel von Oslo mitzuhalten, aber ohne Mamic, ihren Abwehrchef? Nein, keine Chance.
Am Ende jubelten am Sonntagabend die Dänen nach ihrem 32:26 (16:12)-Finalerfolg wie kleine Kinder, sie drehten sich auf dem Spielfeld im Kreis, alle ringsherum. Das ist immer wieder schön anzusehen bei dieser Mannschaft, die das Siegen bei Weltmeisterschaften ja mehr als gewohnt ist: Seit 2019 haben die Dänen kein WM-Spiel verloren; 37 Partien sind es nun, vier komplette Turniere lang. Weltmeister 2019, 2021, 2023 und 2025, es ist eine imposante Serie. Olympiasieger sind sie auch, nur das EM-Finale 2024 hat Dänemark gegen Frankreich verloren.
So endet die erste Handball-Weltmeisterschaft, die in drei Ländern stattfand, mit dem erwarteten Weltmeister. Neun Spiele, neun ungefährdete Siege, insgesamt 330 Tore – so lauten die Zahlen der Dänen. Ihr alles überragender Spieler, Mathias Gidsel, war auch in diesem Finale mit zehn Treffern der beste Torschütze. Mit insgesamt 74 Toren wurde Gidsel, natürlich, auch als wertvollster Spieler (MVP) des Turniers ausgezeichnet.
Zwischenzeitlich drohte den Kroaten ein Fiasko wie dem deutschen Team bei Olympia
Bis zur roten Karte für Mamic in der 21. Minute hatten die Kroaten verblüffend gut mitgehalten, waren mehrmals nah am Ausgleich dran. Mit ihrer harten Gangart machte es Kroatien den Dänen obendrein schwer. Ganz kurz lebte der Traum von einem großen Titel im letzten Spiel von Domagoi Duvnjak, der kroatischen Handballlegende; er stand in Oslo zum letzten Mal für sein Nationalteam auf der Platte. Doch dann zerbröselt das Spiel. Bis zur Halbzeit zogen die Dänen mit vier Toren Vorsprung davon, bis zur 45. Minute waren es acht Treffer. Den Kroaten drohte zwischenzeitlich ein ähnliches Fiasko, wie es das deutsche Team im Olympiafinale 2024 in Paris erlebt hatte, als die Dänen besonders unerbittlich agierten und am Ende 13 Tore Vorsprung herauswarfen.
Diesmal wurde es „nur“ ein Finalsieg mit sechs Treffern Unterschied. Schon Minuten vor Spielschluss jubelten die Spieler zusammen mit Trainer Nicolaj Jacobsen. Für die Schlusssekunden hatte sich der alte und neue Weltmeister noch eine besondere Geste aufgespart: Der Kroate Duvnjak, 36, durfte einmal durch die dänische Abwehr spazieren und den Ball ohne Gegenwehr ins Tor werfen. Anschließend wurde er von zahlreichen dänischen Spielern umarmt.
Im Spiel um Platz drei feierten die Franzosen einen knappen 35:34-Sieg gegen Portugal und holten sich Bronze. Für die Portugiesen ist Platz vier trotzdem ein großer Erfolg: So gut hat die Mannschaft bei großen Turnieren noch nie abgeschnitten.