
In einem spannenden WM-Finale müssen sich Deutschlands Handballerinnen schlussendlich geschlagen geben: Olympiasieger Norwegen gewinnt die Handball-Weltmeisterschaft der Frauen. Das Team des deutschen Bundestrainers Markus Gaugisch unterlag im Endspiel von Rotterdam 20:23 (11:11).
Emily Vogel, Viola Leuchter und Alina Grijseels waren am
Sonntagabend mit je vier Toren die besten deutschen Werferinnen vor rund 8.500 Zuschauerinnen und Zuschauern. DHB-Präsident
Andreas Michelmann sprach von Erwartungen, die übererfüllt worden
seien.
Bei Trainer Gaugisch überwog dennoch zunächst die Enttäuschung. „Ich hätte
den Spielerinnen den Lohn gegönnt, wir haben alles auf der Platte
gelassen“, sagte er nach dem Spiel in der ARD: „Wir haben Norwegen
definitiv einen Fight geliefert. Es war knapp, wir nehmen die Erfahrung
mit. Jetzt ist Zeit, traurig zu sein – dann überwiegt der Stolz.“
Norwegens Triple und Hoffnung aufs „Weihnachtswunder“
Mit dem Gewinn von Silber feierten die deutschen Handballerinnen dennoch
den größten Erfolg seit dem WM-Gold in Oslo vor 32 Jahren. Die bislang
letzte Medaille bei einer Weltmeisterschaft hatte Deutschland beim
Bronzegewinn 2007 geholt. Nun erhalten die Spielerinnen eine Rekordprämie
von insgesamt 300.000 Euro.
Im Endspiel mussten die Norwegerinnen bis in die
Schlussphase kämpfen, untermauerten am Ende aber einmal mehr ihren
Status als nahezu unantastbares Team im Frauen-Welthandball. Nach
Olympia-Gold und dem EM-Titel im Vorjahr ist der WM-Triumph bereits der
dritte Erfolg in Folge bei einem Großturnier. Insgesamt feierte das norwegische Team um die
zweimalige Welthandballerin Henny Reistad damit schon den sechsten Titel in den vergangenen fünf Jahren.
Die
deutsche Auswahl bereitete Norwegen so große Probleme wie kein anderes
Team im Turnier. Die Abwehr war stark und fing immer wieder Bälle ab.
Dass es nach 15 Minuten trotzdem nur 8:7 stand, lag auch an Jenny Behrend, die einige Chancen verpasste. Norwegens 45 Jahre alte
Rekord-Nationalspielerin Katrine Lunde zeigte zudem eine starke Leistung im Tor. Katharina Filter hingegen verbuchte erst in der 13. Minute ihre
erste Parade für Deutschland.
Ergebnis wichtig für ganze Bewegung
Weil
Norwegen sich aber ungewohnt viele Fehler leistete, lag Deutschland bis
zur Pause fast durchweg in Führung, teilweise sogar mit drei Toren.
„Was für eine erste Halbzeit. Was die Mädels abreißen, ist Wahnsinn. So
müssen wir weitermachen. Ich glaube an das Weihnachtswunder“, sagte
Teammanagerin Anja Althaus zur Halbzeit am ARD-Mikrofon.
Mit zunehmender Spielzeit tat sich Deutschland im Angriff immer schwerer. Zwischen der 20. und der 35.
Minute erzielte das DHB-Team gerade einmal drei Tore – Norwegen
ging erstmals mit drei Toren in Führung (15:12). Doch Deutschland ließ den Favoriten nicht
davonziehen und glich in der 47. Minute zum 17:17 aus. Das DHB-Team kämpfte unermüdlich.
Das Finale entwickelte sich zu einem Abwehrkampf, sechs Minuten vor
Spielende führte Norwegen mit nur einem Tor (20:19). Doch auch eine
Siebenmeterparade von Filter reichte nicht mehr, um den Gold-Traum der Deutschen wahr
werden zu lassen.
Für Deutschlands Handballerinnen war die WM
nicht nur aus sportlicher Sicht ein Riesenerfolg. Die Vorrunden- und
Hauptrundenspiele vor Heimpublikum in Stuttgart und Dortmund konnten auch genutzt werden, um die Sichtbarkeit und Wertigkeit des Frauenhandballs
nachhaltig zu steigern und Mädchen für Handball zu begeistern. „Das
sportliche Ergebnis ist ein Boost für die ganze Bewegung“, sagte DHB-Sportvorstand Ingo Meckes bereits vor dem Anpfiff des Endspiels.
Handballerinnen Döll und Vogel im All-Star-Team der WM
Gleich zwei deutsche Handballerinnen stehen im
All-Star-Team der Weltmeisterschaft. Nach dem Finale wählte der Weltverband IHF die DHB-Kapitänin Antje Döll,
die mit 49 Treffern beste deutsche Werferin war, sowie Rückraumspielerin
Emily Vogel in den Kreis der Besten. Die norwegische Welthandballerin
Henny Reistad erhielt den Preis für die wertvollste Spielerin des
Turniers. DHB-Rückraumspielerin Viola Leuchter wurde zur besten jungen Spielerin
des Turniers gewählt.
Obwohl Deutschlands Torhüterin Filter das beste Turnier ihrer
Karriere spielte, wurde die Norwegerin Lunde ins
All-Star-Team berufen. Die 45 Jahre alte Rekord-Nationalspielerin ihres
Landes bestritt im Endspiel ihr letztes Spiel für Norwegen.
