
Am letzten Spieltag der Handball-Bundesliga geht es im Titel- und Abstiegskampf noch um (fast) alles. Es könnte dramatisch werden.
Nur ein Punkt bei den Rhein-Neckar Löwen trennt die Füchse Berlin am Sonntag (ab 15 Uhr live im Audiostream auf sportschau.de) vom ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte. Die Mannschaft von Jaron Siewert hat gegenüber dem einzigen verbliebenen Konkurrenten SC Magdeburg einen Zähler Vorsprung und das deutlich bessere Torverhältnis.
Magdeburg hofft auf einen Sahnetag der Rhein-Neckar Löwen
Der Titelverteidiger aus Magdeburg spielt parallel gegen die abstiegsbedrohte SG BBM Bietigheim – das ist zumindest auf dem Papier die leichtere Aufgabe als das Berliner Gastspiel beim Tabellenneunten, der zu Hause immerhin Kiel, Melsungen, Flensburg und Gummersbach besiegte. An guten Tagen ist der in dieser Saison insgesamt deutlich zu unkonstant agierenden Mannschaft um die Nationalspieler Juri Knorr und David Späth also durchaus eine Überraschung in eigener Halle zuzutrauen.
Platz | Mannschaft | Spiele | Punkte | Tore |
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1 | Füchse Berlin | 33 | 56:10 | +208 |
2 | SC Magdeburg | 33 | 55:11 | +153 |
Das Hinspiel gewannen die Berliner allerdings souverän mit 34:27 und die aktuelle Form des Teams um Superstar Mathias Gidsel ist nahezu beängstigend: 45:35, 35:20, 37:29, 43:28, 34:26, 42:30 – das sind die jüngsten sechs Ergebnisse der Füchse. Die geballte Offensivpower der Berliner ist auch im Saisonendspurt beeindruckend, von Müdigkeit keine Spur. Das nötigte auch dem gerade frisch zum Trainer der Saison gewählten Siewert nach dem 45:35 gegen Gummersbach Respekt ab: „Ich hätte nicht gedacht, mit zehn Toren Unterschied gegen Gummersbach zu gewinnen. Die Jungs sind einfach unglaublich.“
Füchse-Coach Jaron Siebert wurde zum Trainer des Jahres gekührt, folgt jetzt sein erster Meister-Titel?
Schon ein „Meisterstück“ für Jaron Siewert?
Für den gebürtigen Berliner, der immer noch erst 31 Jahre alt ist, wäre der erste Meistertitel der Vereinsgeschichte ein sehr frühes Meisterstück in einer mehr als vielversprechenden Trainerkarriere – zumal die Füchse mit Tim Freihöfer (22), Nils Lichtlein (22), Matthes Langhoff (23) und Torhüter Lasse Ludwig (22) diverse ganz junge deutsche Spieler in ihren Reihen haben, die von Siewert zu wichtigen Bausteinen einer (potenziellen) Meistermannschaft geformt wurden. Für Magdeburg bleibt letztendlich wohl nur die Hoffnung auf einen Sahnetag der Löwen oder eben Probleme im Nervenkostüm der Berliner, die allerdings auch in der Champions League in diesem Jahr schon große Nervenstärke bewiesen haben.
Platz drei und vier sind übrigens auch bereits vergeben: Die MT Melsungen, lange selbst Titelkandidat, musste im Saisonendspurt ein wenig Federn lassen und hat mit 53:13 Punkten keine Chance mehr, noch abzurutschen oder Zweiter zu werden, Kiel sicherte sich mit gutem Saisonendspurt Rang vier (49:17) während Flensburg (45:21) und vor allem Hannover (44:22, fünf sieglose Spiele in Serie) hintenraus abreißen lassen mussten.
Prognose: Berlin lässt sich das nicht mehr nehmen und krönt die Entwicklung der vergangenen Jahre mit der Meisterschaft, auch wenn der SCM seine Partie ebenfalls gewinnt.
Bietigheim, Erlangen und Stuttgart zittern im Abstiegskampf
Im Tabellenkeller sieht es für den TVB Stuttgart gerade gar nicht rosig aus. Noch vor wenigen Wochen hatte man auf Rang 15 gestanden, da nur der 17. und 18. in die 2. Liga absteigen, sah alles nach einem weiteren Bundesligajahr für die Stuttgarter aus. Doch in den jüngsten neun Bundesligaspielen gelang nur ein Sieg, die Duelle gegen die direkten Konkurrenten Erlangen und Bietigheim gingen verloren und am 33. Spieltag unterlag man dramatisch in letzter Sekunde Frisch Auf! Göppingen mit 27:28.
Platz | Mannschaft | Spiele | Punkte | Tore |
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15 | SG BBM Bietigheim | 33 | 17:49 | -137 |
16 | HC Erlangen | 33 | 16:50 | -102 |
17 | TVB Stuttgart | 33 | 16:50 | -140 |
18 | 1. VfL Potsdam | 33 | 6:60 | -198 |
Auf dem Papier haben die Stuttgarter den Klassenerhalt nicht mehr in der eigenen Hand, realistisch gesehen dürfte ein Sieg gegen Leipzig, das gerade gegen Bietigheim beim 25:34 völlig unter die Räder kam und tabellarisch nichts mehr zu gewinnen hat, aber den Klassenerhalt bedeuten, da die Bietigheimer es mit dem SC Magdeburg zu tun haben und dort wohl kaum Zählbares holen werden.
Der HC Erlangen, der nach der Hinrunde mit nur fünf Punkten schon wie ein sicherer Absteiger aussah, hat sich genau wie Bietigheim durch einen starken Endspurt nun die Chance auf den Klassenerhalt erspielt. Im Oktober war Trainer Johannes Sellin noch entlassen worden, doch weil es unter Nachfolger Martin Schwalb keineswegs besser wurde, ist Sellin seit Februar wieder im Amt und mitverantwortlich für den Aufwärtstrend der Franken. Um den Ligaverbleib aus eigener Kraft zu sichern, muss Erlangen bei der HSG Wetzlar mindestens einen Punkt holen.
Auf Rang 18 ist der 1. VfL Potsdam mit seiner ganz jungen Mannschaft bereits seit Wochen sicher abgestiegen, zeigte nach einer Hinserie ohne einen einzigen Punkt aber doch eine ansteigende Leistungskurve.
Prognose: Erlangen und Stuttgart punkten am letzten Spieltag und die Bietigheimer müssen trotz guter Leistungen in den vergangenen Partien nur ein Jahr nach dem Aufstieg den Gang zurück in die 2. Liga antreten.