Hanau: Erfolgreiche Konversion trotz Bundeswehr-Plänen

Die Zeitenwende nach dem russischen Angriff auf die Ukraine erreicht auch die Kommunen: Der Bund behält eigentlich für den Verkauf vorgesehene Liegenschaften, um Platz für das geplante Aufwachsen der Bundeswehr zu sichern. Angesichts des Paradigmenwechsels in der Verteidigungspolitik ist das nur vernünftig, auch wenn es einen Strich durch die Planung mancher Stadt oder Gemeinde macht. Wohnungen, Gewerbe – aus einer früheren Kaserne kann vieles werden.

Konversion heißt es, wenn eine ehemalige Militäranlage für eine zivile Nutzung umgewandelt wird. In Deutschland gibt es keine Stadt, die mit dieser Herausforderung mehr Erfahrung hat als das hessische Hanau. Denn dort standen mehr als 25.000 Soldaten, es war der größte Standort der amerikanischen Armee in Europa. Über Jahrzehnte waren die GIs dort stationiert, um ein Vordringen von Truppen des Warschauer Pakts durch den sogenannten Fulda Gap und das Kinzigtal auf Frankfurt abzuwehren. Der Warschauer Pakt ist Geschichte, und so verabschiedete sich die US Army rasch aus der Region, mit einem knappen Vierzeiler wurde die Stadt über den Abzug 2008 informiert. Zum ersten Mal seit ihrer Gründung waren danach keine Soldaten mehr in der Stadt Hanau stationiert.

In der Folge musste die Stadt Ideen und Investoren finden, um aus Kasernen, Übungsgeländen und Panzerparkplätzen Wohn- und Gewerbegebiete zu machen. 340 Hektar waren neu zu bespielen, ein Kraftakt für die Stadt. Sie hat ihn bewältigt, das lässt sich auch an der Bevölkerungsentwicklung ablesen. Statt etwas mehr als 80.000 leben heute um die 100.000 Menschen in Hanau.

In den alten Kasernen an der Lamboystraße gibt es heute Arztpraxen, Schulen und Kanzleien, im Stadtteil Großauheim sind neue Wohngebiete entstanden. Aus der 6,1 Hektar großen Underwood-Kaserne sollte ein Gewerbegebiet werden – das ist mit der Entscheidung des Bundes nun hinfällig. Da allerdings der größte Teil der Konversion erledigt ist, fallen die Reaktionen in Hanau parteiübergreifend entspannt aus. Wenn man wieder zur Garnisonsstadt wird, so klingen die Stellungnahmen – dann ist das eben so.