Selbst Titelverteidiger Frankreich konnte Deutschlands Siegeszug bei der Handball-WM nicht stoppen. Die DHB-Frauen wuchsen über sich hinaus.
Deutschland bezwang die favorisierten Französinnen am Freitag im ersten Halbfinale nach einer herausragenden Leistung mit 29:23 (15:12) und greift nach dem zweiten WM-Gold nach 1993. Gegner im Finale ist am Sonntag (17.30 Uhr, live im Ersten) in Rotterdam Norwegen. Die Skandinavierinnen siegten im zweiten Halbfinale mit 35:25 gegen die Niederlande.
Angeführt von Top-Torschützin Antje Döll (9 Tore) und der erneut starken Torfrau Katharina Filter zeigte das deutsche Team kaum Schwächen und hatte Frankreich über die gesamte Spielzeit hinweg im Griff. Silber ist schon sicher und damit das zweitbeste WM-Ergebnis in Deutschlands Handballgeschichte.
Dickes Lob von Gaugisch
„Phänomenal, ich bin voller Emotionen und so glücklich“, sagte die „Spielerin des Spiels“ Döll am Sportschau-Mikrofon. „Es war von Minute eins bis zur 60. ein geiles, tolles Spiel.“
Bundestrainer Markus Gaugisch war voll des Lobes für sein Team. „Man sieht, wie cool sie sind, wie sie Vertrauen in ihre Stärke haben. Und die Stärke heißt Defensive. Und was heute zum ersten Mal wirklich auch gut geklappt hat, war die Ruhe vorne.“
Döll läuft früh heiß
Dass das Team des Deutschen Handballbundes (DHB) stark in Form ist, war nach den vorangegangenen sieben beeindruckenden WM-Siegen vor heimischem Publikum klar. Aber ist es auch gut genug, um der Weltspitze gefährlich zu werden? Schon die ersten Minuten in Rotterdam mit lautstarken deutschen Anhängern deuteten an: Ja, das könnte klappen.
Angeführt von Viola Leuchter mit drei Toren und vor allem Antje Döll mit fünf Treffern, darunter zwei souveräne Siebenmeter, entschied Deutschland die Anfangsphase für sich. Der Sturmlauf war umso beeindruckender, weil Frankreich gerade für seine starke Abwehrreihe gefürchtet ist, was auch beim Viertelfinal-Sieg gegen Dänemark zu sehen war.
Weil sich das Team des Deutschen Handballbundes (DHB) zudem erneut auf Torfrau Katharina Filter verlassen konnte, stand es nach 16 Minuten 10:6. Frankreichs Trainer Sebastian Gardillou sah sich früh zu einer Auszeit gezwungen.
Kurze Schwächephase
Die Traineransprache zeigte Wirkung, die Französinnen kehrten wacher auf die Platte zurück und erzwangen eine deutsche Schwächephase. Vorne häuften sich technische Fehler und schlecht vorbereitete Würfe. Auf der anderen Seite kam Frankreich zu guten Abschlüssen und verkürzte innerhalb von vier Minuten auf 11:10.
Jetzt war es an Bundestrainer Gaugisch, den Lauf der Gegnerinnen mit einer Auszeit zu stoppen. Der Plan ging auf, Deutschland hielt die Führung und baute bis zur Pause sogar wieder aus auf 15:12. Zur Pause hatte Filter eine starke Fangquote von 37 Prozent, während die hoch gehandelte Torfrau Frankreichs, Hatadou Sako, lediglich 23 Prozent der Würfe pariert hatte.
Rot nach Gesichtstreffer gegen Nieke Kühne
Nach dem Seitenwechsel entwickelte sich eine umkämpfte Partie auf Augenhöhe. Das DHB-Team schaffte es, Frankreich auf Distanz zu halten, unter anderem durch einen Doppelschlag von Annika Lott zum 19:15.
Die Titelverteidigerinnen hatten schwer zu kämpfen und Onacia Ondono übertrieb es. Sie traf Nieke Kühne bei deren Wurf klar im Gesicht und sah zu Recht Rot (45.).
Frankreich wehrte sich weiterhin, aber Deutschland ließ sich die Führung nicht mehr nehmen, triumphierte am Ende sogar deutlich.

