
Deutschlands größter Stahlproduzent Thyssenkrupp Steel will in Duisburg weiterhin eine Anlage für sogenannten Grünen Stahl errichten. „Wir halten an unserem Plan fest, die erste
Direktreduktionsanlage in Duisburg fertigzustellen“, sagte ein Firmensprecher auf Anfrage der dpa.
Gleichzeitig verwies er darauf, dass man sich mit dem Projekt „an der
Grenze der Wirtschaftlichkeit“ bewege.
Zuvor hatte Konkurrent ArcelorMittal bekannt gegeben, dass er seine Grünstahlpläne in
Deutschland vorerst gestoppt hat. Der Konzern will die Produktion seiner Stahlwerke in Bremen und Eisenhüttenstadt doch nicht klimaschonend umbauen. Das luxemburgische Unternehmen erklärte, dass es die
Investitionen aufgrund der Marktsituation und der fehlenden
Wirtschaftlichkeit einer CO₂-reduzierten Stahlproduktion
nicht weiterführen könne.
Noch keine Fördergelder für ArcelorMittal geflossen
Für die von ArcelorMittal geplanten Projekte
hatte der Staat bereits 1,3 Milliarden Euro Fördermittel genehmigt. Der Bescheid werde nun zurückgezogen, Geld sei noch nicht ausgezahlt worden, hieß es aus dem Bundeswirtschaftsministerium. Der Vertrag für die Förderung habe den Beginn der Bauarbeiten bis Juni 2025 vorgesehen, sagte ein Sprecher von ArcelorMittal. Daher sei der Konzern jetzt verpflichtet gewesen, die Pläne offiziell mitzuteilen.
Die Stahlindustrie trägt
in Deutschland mit am meisten zum Ausstoß von CO₂ bei. Deshalb spielt
sie eine Schlüsselrolle, um die Klimaziele zu erreichen. Grüner Stahl war eines der Prestigeprojekte von
Ex-Wirtschaftsminister und Grünen-Politiker Robert Habeck. Neben dem Thyssen-Projekt sind zwei weitere Projekte von
Salzgitter und SHS in der Umsetzung.
Thyssen bemängelt fehlenden Wasserstoff
Die Anlage zur klimaschonenderen Stahlproduktion von Thyssenkrupp in Duisburg soll bis 2030 zwei Hochöfen ersetzen. Sie soll zunächst mit Erdgas,
später dann mit Wasserstoff betrieben werden. Würde die Anlage nur mit
Wasserstoff betrieben, wären jährlich rund 143.000 Tonnen davon nötig. Die Anlage soll nach bisherigen Angaben rund
drei Milliarden Euro kosten. Das Unternehmen dürfte insgesamt rund zwei Milliarden Euro Fördergelder vom Bund und vom
Land NRW dafür erhalten.
Die schwierige Wirtschaftlichkeit des Projekts entsteht laut Thyssenkrupp vor
allem durch den Mangel an genügend bezahlbarem Wasserstoff. Außerdem fehle es „an einer Aussicht (…) auf langfristig wettbewerbsfähige Energiepreise„.
Deutliche Kritik der IG Metall an ArcelorMittal
Das Bundeswirtschaftsministerium bedauerte
die Entscheidung von ArcelorMittal: „Es handelt sich dabei um eine privatwirtschaftliche Entscheidung des
Unternehmens.“ Das Ministerium ordnet das Vorgehen als Einzelfall ein. Der Bremer Senat reagierte enttäuscht und
verärgert auf die Entscheidung von ArcelorMittal. Das Land Bremen wollte sich mit 250 Millionen an der Förderung beteiligen.
Die Gewerkschaft IG Metall kritisierte ArcelorMittal deutlich. „Diese Entscheidung ist strategisch kurzsichtig,
unternehmerisch falsch und mit Blick auf die Beschäftigten wie auch auf
die gesamtgesellschaftlichen Folgen in höchstem Maße unverantwortlich“,
sagte Jürgen Kerner, Zweiter Vorsitzender der Gewerkschaft.
Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm nannte den Schritt von ArcelorMittal ein Warnsignal für die
Industriepolitik der Bundesregierung. „Die Transformation zu
grünem Stahl war von vornherein eine riesige Herausforderung“,
sagte Grimm der Nachrichtenagentur Reuters. Die hohen
Anforderungen an den Transformationspfad, kombiniert mit hohen
Strompreisen, hätten die Projekte von Beginn an mit erheblichen
Risiken behaftet.