In vielen Großstädten gilt keine Mietpreisbremse, obwohl die Mieten stark zulegen. Warum sträuben sich die zuständigen Landesregierungen dagegen? Wir haben nachgefragt.
Wenn über Deutschlands Wohnungskrise gesprochen wird, ist selten von Lübeck die
Rede. Dabei ist der Mangel an bezahlbarem Wohnraum in der zweitgrößten Stadt Schleswig-Holsteins längst ein Problem. Und zwar ein großes. Nur in Berlin sind die Mieten seit 2015 stärker gestiegen als in Lübeck,
wie Daten des Immobiliendienstleisters Value AG zeigen. Die mittlere
Nettokaltmiete lag dort im dritten Quartal dieses Jahres bei 11,78 Euro pro Quadratmeter.
Nach dem Willen der Bundesregierung soll eigentlich die Mietpreisbremse den Anstieg der Mieten in Deutschland begrenzen. Im März 2015 hatte die damalige Koalition von Union und SPD die Regelung eingeführt. Die aktuelle Regierung verlängerte sie im Sommer dieses Jahres bis 2029, weil in
Deutschland immer noch zu wenige neue Wohnungen gebaut werden. Wo sie gilt, darf die
Miete bei einer Neuvermietung höchstens zehn Prozent über der ortsüblichen
Vergleichsmiete liegen. In Lübeck – und zahlreichen anderen deutschen
Großstädten – wird die Mietpreisbremse jedoch gar nicht angewandt. Und das,
obwohl die Mieten vielerorts stark steigen.

