
Die Hitze des Sommers hat Griechenland verlassen. Jetzt im Herbst haben die Einheimischen Strände, Tavernen und Pensionen weitgehend für sich. Für Reisende bietet der Spätsommer und Herbst besondere Reize: In vielen Orten locken Festivals und Konzerte zusätzlich zu regionaler Küche und Wein. Zugleich sind Museen und archäologische Stätten deutlich leerer. Das Meer ist noch warm genug zum Schwimmen. Und bei milderen Temperaturen lassen sich zudem gut Wanderungen durch Olivenhaine und im Gebirge unternehmen. Große Flughäfen wie Athen und Thessaloniki sind ganzjährig gut angebunden, viele Inselflughäfen – etwa auf Kreta oder Rhodos – mindestens bis November. Hotels, Restaurants und Geschäfte verlängern zunehmend ihre Saison.
Griechenland hat im ersten Halbjahr dieses Jahres rund 11,7 Millionen internationale Touristinnen und Touristen empfangen – ein leichtes Plus von 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das geht aus einer aktuellen Pressemitteilung der Bank of Greece hervor. Wie schon im Vorjahr kamen auch 2020 die meisten Gäste aus der Bundesrepublik: Die Anzahl der Deutschen stieg um fast fünf Prozent auf 1,85 Millionen Reisende, was einem Anteil von knapp 16 Prozent aller Besucherinnen und Besucher entspricht. Darauf folgten die Briten mit 1,52 Millionen und die US-Amerikaner mit knapp 700 000 Reisenden.
Dabei hat Griechenland eine schwierige Saison hinter sich. Die extreme Hitze, gepaart mit Wind, fachte Waldbrände an, die zu den stärksten der vergangenen zwei Jahrzehnte gerechnet werden. Inzwischen ist die Waldbrandgefahr zurückgegangen, aber noch nicht vorüber. Von Mai bis Ende Oktober gilt ein komplettes Feuerverbot im öffentlichen Raum, unter freiem Himmel und in der Natur. So ist etwa auch das Grillen verboten. Verstöße werden hart bestraft und verstärkte Kontrollen sollen verhindern, dass neue Brände ausbrechen.
Die Brände stehen in direktem Zusammenhang mit dem Wassermangel. Dem griechischen Wetterdienst Meteo zufolge leiden große Teile des Landes unter „starker oder extremer Dürre“. 39 Gemeinden riefen in den vergangenen anderthalb Jahren den Notstand aus, darunter beliebte Urlaubsorte wie Kreta, Lesbos, Korfu und Chalkidiki. Seit Jahresbeginn erlaubt die griechische Regierung, Pools mit Meerwasser zu füllen. Auf Kreta dürfen Schwimmbecken nicht mehr mit Leitungswasser befüllt werden, im Süden Korfus wurde die Trinkwasserversorgung nachts zeitweise abgestellt.
Im Sommer herrscht vielerorts Wasserknappheit
Ende Juli legte die griechische Regierung einen Plan vor, der nachhaltige Unternehmen beim Aufbau moderner Wasser- und Abwassersysteme unterstützt. Zudem investiert Athen in die Verbesserung der Wasserversorgung und den Ausbau von Entsalzungsanlagen – auch auf abgelegenen Inseln wie Symi, Kimolos und Kastellorizo. Bis 2027 sind Investitionen von 15 Milliarden Euro vorgesehen, um eine effizientere Nutzung des Wassers zu erreichen.
Aus Sicht von Experten wie Ioannis Spilanis, emeritierter Professor an der Universität der Ägäis und Direktor der Beobachtungsstelle für nachhaltigen Tourismus der Ägäis, gehen die Maßnahmen dennoch nicht weit genug. Spilanis kritisiert die „unkontrollierte, nicht planmäßige Bebauung“ an touristischen Hotspots wie Santorini, Mykonos oder Syros. Er appelliert zudem an Gäste, sparsamer mit Wasser umzugehen.

:Urlaub auf der Gefängnisinsel
Vor den vertrauten Küsten der Toskana und Elbas liegt das geheimnisvolle Pianosa: einst berüchtigt, heute ein Ort für Entdecker.
Bei Urlaubern sehr gefragt sind nach wie vor Kreuzfahrten. Die Maritime Handelskammer Griechenlands rechnet 2025 für Piräus mit einem Anstieg des Passagierverkehrs um mehr als 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die beliebten Kykladen-Inseln Santorini und Mykonos verzeichneten dagegen eine vergleichsweise schwache Saison. Eine Rolle spielte dabei auch die ungewöhnliche Erdbebenserie auf Santorini und in der umliegenden Region im Frühjahr, die viele potenzielle Gäste abschreckte. Die anhaltende Sorge vor weiteren Erschütterungen hat die Buchungszahlen zusätzlich belastet. Auf Santorini sank die Zahl der Fluggäste um 13 Prozent, Unterkünfte und Gastronomie machten im zweiten Quartal sogar 20 Prozent weniger Umsatz. In Hinblick auf die touristische Überlastung ist diese Entwicklung positiv zu sehen. Im Sommer stößt die Infrastruktur in Regionen wie dem Großraum Athen, den Ionischen Inseln, Zentralmakedonien, Kreta und der Südlichen Ägäis an ihre Grenzen. Immer wieder kommt es beispielsweise zu Ausfällen bei der Stromversorgung.
Santorin lässt nur noch 8000 Gäste zu – pro Tag
Proteste gegen Overtourism wie in Spanien oder Italien gibt es in Griechenland bislang kaum – wohl wegen der starken Abhängigkeit vom Tourismus. Die Regierung in Athen versucht nun aber, das Problem durch mehr Regulierung in den Griff zu bekommen. Seit Juli zahlen Kreuzfahrtpassagiere eine Abgabe, die je nach Insel und Saison bis zu 20 Euro beträgt. Die Einnahmen sollen den Gemeinden zugutekommen und den Besucherandrang steuern. Auf Santorin gilt zusätzlich eine Obergrenze von 8000 Kreuzfahrtgästen pro Tag.
Auch auf kleineren Inseln könnte es künftig Eintrittsgebühren für Tagesbesucher und -besucherinnen geben. Auf Symi etwa kommen viele Gäste von der benachbarten Urlaubsinsel Rhodos, geben während ihres kurzen Aufenthalts dort aber kaum Geld aus. Die vor der griechischen Westküste gelegenen Inseln Paxi und Ithaka erwägen ebenfalls eine solche Gebühr. Diese soll die steigenden Kosten in der Infrastruktur decken.
Langfristig will die griechische Regierung erreichen, dass Gäste sich auch in der Nebensaison im Land wohlfühlen können. Mit dem Plan „Griechenland 2.0“ fördert sie entsprechende Infrastrukturprojekte. Außerdem sollen Skizentren in den Bergregionen, wie Parnassos in Zentralgriechenland, Tria Pente Pigadia im Norden des Landes oder Kalavryta auf der Halbinsel Peloponnes, die vielen Urlaubern aus Deutschland bislang kaum bekannt sein dürften, künftig das ganze Jahr über geöffnet bleiben und zusätzliche Freizeitangebote schaffen. „Unser Ziel ist die Verteilung der Besucherzahlen über die gesamte Republik und alle zwölf Monate des Jahres“, erklärte Tourismusministerin Olga Kefalogianni kürzlich. Griechenland soll auch für Wander- und Winterurlauber interessanter werden. Der Plan könnte aufgehen. Denn auch viele Gäste sind auf der Suche nach ruhigeren Zielen wie Skopelos, Ägina oder Kalymnos, die noch Authentizität und Idylle versprechen.