Goldpreis könnte auf fast 3000 Dollar steigen

Bis jetzt hat die Wahl in Amerika dem Goldpreis eher geschadet. Als klar war, dass Donald Trump in Weiße Haus einziehen dürfte, da wurde der Dollar schlagartig stärker und die außergewöhnliche Goldpreisrally fand ein jähes Ende. Das muss aber nicht so bleiben, meint der Edelmetallkonzern Heraeus in Hanau. Das Unternehmen sagt in seiner jährlichen Edelmetallprognose, die am Dienstag in einer Pressekonferenz präsentiert wurde, für das kommende Jahr sogar neue Goldpreisrekorde vorher.

Es werde nicht mehr ganz so Schlag auf Schlag gehen wie zeitweise im zu Ende gehenden Jahr, als Medien schon überlegten, ob sie überhaupt noch über neue Goldpreisrekorde berichten sollten, weil sie so sehr zum Alltag wurden. Immerhin aber rechnet Heraeus für 2025 mit Goldpreisen von bis zu 2950 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Ähnliche Größenordnungen erwartet die amerikanische Investmentbank Goldman Sachs. Das wäre der höchste Preis, den das Edelmetall jemals in der Geschichte erreicht hat. Auch einzelne Preisspitzen oberhalb von 3000 Dollar wollte Heraeus-Goldfachmann Henrik Marx am Dienstag nicht ausschließen. Derzeit kostet Gold gut 2670 Dollar; der bisherige historische Höchststand aus dem Oktober dieses Jahres beträgt 2790 Dollar je Feinunze.

Höhere Goldpreise in der zweiten Jahreshälfte 2025

Das Gedankenspiel geht dabei so: Im Januar, wenn Trump voraussichtlich das Präsidentenamt antreten wird, tut sich beim Gold noch nicht so ganz viel. Für das erste Quartal 2025 rechne man noch nicht mit neuen Goldpreisrekorden, sagte Goldfachmann Marx. Das zweite Quartal sei dann ein bisschen ungewiss. Aber in der zweiten Jahreshälfte, also im dritten und vierten Quartal, da könne es dann losgehen mit den neuen Goldpreis-Höchstständen.

Heraeus setzt dabei darauf, dass die Trump-Politik die Inflation steigen lassen wird und das dann wiederum gut fürs Gold sein wird. Trump werden schuldenfinanzierte Stimuli für die amerikanische Wirtschaft auflegen, sagte Marx: „Die wohl weiter steigenden US-Staatsschulden dürften zu höherer Inflation und einem schwächeren Dollar führen.“ Beides stütze den Goldpreis. Ein schwächerer Dollar macht Gold für Anleger aus anderen Währungsräumen günstiger, da Gold in Dollar gehandelt wird, das treibt tendenziell Nachfrage und Preis. Solcherlei Effekte bräuchten aber etwas Zeit und würden deshalb voraussichtlich nicht gleich zum Beginn des Jahres wirksam werden.

Zudem werden die Notenbanken laut Marx ihre Goldkäufe im kommenden Jahr auf hohem Niveau fortsetzen. Dies habe schon in diesem Jahr den Goldpreis nach oben getrieben. Zudem könnte die Nachfrage aus Asien den Goldpreis stützen. „Sollten die Konjunkturmaßnahmen der chinesischen Regierung die Wirtschaft ankurbeln, könnten China und Indien eine solide Basis für die Goldnachfrage im Jahr 2025 bilden“, sagte Marx. Zudem würden geopolitische Risiken wie der Ukrainekrieg und die Konflikte im Nahen Osten fortbestehen und Gold als sichere Anlageform gesucht bleiben.

Die positive Haltung des designierten amerikanischen Präsidenten Trump zu Bitcoin sieht Marx nicht als eine Gefahr für den Goldpreis. „Bitcoin und Gold sprechen unterschiedliche Anlegergruppen an“, meinte der Edelmetallfachmann. „Sollten die Vereinigten Staaten tatsächlich eine Bitcoin-Reserve anlegen, dann würde der Preis für die Kryptowährung vermutlich durch die Decke gehen“, sagte Marx. „Auswirkungen auf den Goldpreis sollte dies aber nicht haben.“

Nachfrage 2024 „in der Summe recht stabil“

Für das zu Ende gehende Jahr berichtet Stefan Staubach, der gemeinsam mit Steffen Metzger das Unternehmen Heraeus Precious Metals leitet, von einer „in Summe recht stabilen Nachfrage“ nach Gold. Bislang liege die globale Goldnachfrage aus dem Investmentmarkt 97 Tonnen oberhalb der Vorjahresmenge. Die Nachfrage von Anlegern nach Barren und Münzen seien um 26 Tonnen gesunken, dagegen die der börsengehandelten Indexfonds um 234 Tonnen gestiegen.

Die Käufe der Zentralbanken blieben ein wichtiger stützender Faktor für den Goldpreis, lagen aber 178 Tonnen unter den außergewöhnlich hohen Vorjahresmengen. Die „De-Dollarisierung“, also die Bemühungen mancher Länder, ihre Währungsreserve unabhängiger vom Dollar zu machen und stattdessen mehr Gold zu kaufen, dürfte als Trend grundsätzlich anhalten, meinte Marx. Die Käufe sind eine Folge der stärkere Aufteilung der Welt in Blöcke, gerade Länder wie China wollen nicht zu abhängig vom Wohlwollen der Vereinigten Staaten sein. Auch das könnte sich unter einem Präsidenten Trump natürlich auch noch verschärfen. Heraeus kalkuliert, dass ungefähr ein Fünftel des gesamten globalen jährlichen Goldangebots – Minenförderung plus Recycling – von knapp 5000 Tonnen allein durch solche sicherheitsorientierten Käufe der Notenbanken absorbiert wird.

Für die anderen Edelmetalle sieht Heraeus die Aussichten unterschiedlich. Silber könnte sich sogar noch besser entwickeln als Gold, meint das Unternehmen. Hier erwartet es eine Preisspanne zwischen 28 und 40 Dollar, derzeit beträgt der Preis knapp 32 Dollar je Unze. Silber habe einen „hybriden“ Charakter, hebt Marx hervor: Es sei zum Teil ein Investment-Metall, zum Teil aber auch ein Industrierohstoff beispielsweise für die Photovoltaik-Branche. Der Trend in der Verwendung bewege sich dabei in Richtung Industrie, sie mache mittlerweile rund 60 Prozent der Silbernachfrage aus.

Für Platin erwartet Heraeus einen Preis zwischen 850 und 1220 Dollar, derzeit beträgt er 941 Dollar je Unze. Die Entwicklung dürfte ähnlich stabil sein wie dieses Jahr.

Palladium dagegen, das derzeit 974 Dollar je Unze kostet, habe „keine starke Unterstützung“: Der Preis könnte unter Druck bleiben, meint Heraeus. 80 Prozent der Palladiumnachfrage komme aus der Autoindustrie; dort wird das Metall wie Platin für Katalysatoren verwendet. Dabei mache sich nicht nur bemerkbar, dass E-Autos keinen Kat brauchen, es gebe auch für Verbrenner eine Tendenz, Palladium durch Platin und andere Metalle zu ersetzen. Heraeus schließt aber nicht aus, dass weniger Förderung für E-Autos unter Trump in Amerika die Nachfrage nach Verbrennern ankurbeln könnte: Das könnte dann den Preis derjenigen Metalle stützen, die für Autokatalysatoren verwendet werden.