
Herzlich Willkommen zur Eklat-Woche bei Pro Sieben. Nachdem am Dienstag Klaas Heufer-Umlauf, der Mann, der heißt wie sonst nur Vertrauenslehrer an der Waldorfschule, das überraschende Ende seiner „Late Night Berlin“ verkündet hatte und am Mittwoch GNTM-Kandidat Faruk mit dem Bierbauchgate für neue Meilensteine der TV-Historie sorgte, startet der Topmodel-Donnerstag direkt mit dem nächsten Skandal.
Frönt die normalerweise als sympathische, lebenslustige Modelmama der deutschen Fernsehrealität geltende Fotoverweigerungsikone etwa heimlich dem Kannibalismus? Oder wie ist ihre Aussage im Teaser-Vorspann zur 13. Episode der Unterföhringer Modelfestspiele sonst zu deuten: „Seit Wochen freue ich mich, die Girls mit den Boys in den Eintopf zu schmeißen!“ Suppenalarm in der Modelküche!
Nachdem ich aus journalistischer Sorgfaltspflicht einige sprachwissenschaftliche Semantik-Experten sowie Klum-Kenner Thomas Hayo befragt habe, kann ich beim Vorwurf Menschenfleisch-Gourmande Entwarnung geben. Heidi Klum sprach nie von Eintopf, sondern von einem Topf: „Seit Wochen freue ich mich, die Girls mit den Boys in einen Topf zu schmeißen!“ Und bevor jetzt jemand nach einer logikkritischen Denklawine auf die Idee kommt, zu sagen: „Naja, in einem Topf wird doch gekocht, also warum Entwarnung?“, hier der illustrative Kontext: Mit „Topf“ meint die Dekanin der Modelakademie Bergisch-Gladbach keinen herkömmlichen Kochtopf, sondern das Luxus-Penthouse in Los Angeles, in dem sie heute die bislang getrennt voneinander auf Probecatwalks lustwandernden Boys- und Girls-Gruppen zu einer Einheit verschmelzen lässt.
„Ich habe noch nie ein so hohes Gebäude gesehen!“
Dem Modelbusiness wird oft vorgehalten, nur auf optische Eindrücke zu setzen. Das scheint sich bei der Immobilienbewertung durch die GNTM-Kandidatencrew zu bestätigen. Der wortwörtlich bis unter das Kinn durchtätowierte Samuel etwa urteilt: „Ich habe noch nie ein so hohes Gebäude gesehen!“ Offenbar leidet er vom langen Flug unter einer empfindlichen Nackenstarre. Andernfalls hätte er durch leichte Kopfseitenneigung in der direkten Umgebung unter anderen den Wilshire Grand Tower, den U.S. Bank-Turm, das Aon Center oder etwa 400 andere Häuser entdeckt, die das Penthouse-Bauwerk um einiges überragen.
Genau in jenem Loft, für das Experten etwa eine Monatsmiete von 160.000 Euro schätzen, beginnt für die verbliebenen Titelaspiranten die Zeit als gemischte Gruppe. Daniela findet ihre Sprache als erste wieder und fragt: „Darf man geil sagen?“ Sie meint damit allerdings nicht die frisch kennengelernten Jungs, sondern den Pool. Vermutlich schwimmt sie lieber, als sie flirtet.

Kandidat Keanu dagegen hat nur Augen für die weiblichen Neumitbewohnerinnen: „Das Testosteron war bei allen sehr hoch, jeder wollte jeden kennenlernen!“ Klingt ein bisschen wie die Internetbewertung eines Swingerclubs und dokumentiert damit die hormonelle Ausnahmesituation der Modelmannschaft. Auch Samuel hat sich Gedanken zu den zwischenmenschlichen Optionen im Penthouse gemacht: „Ich habe mich davor nicht verschlossen, das eine oder andere nette weibliche Model kennen zu lernen!“ Pierre und Nawin lernen derweil Magdalena und Eva im Fahrstuhl kennen. Mit einem „Das hier könnte auch Speed-Dating sein“ vermasselt Eva ihren Flirt-Elevator-Pitch allerdings souverän.
Schon am nächsten Tag lichtet sich das Bewohnerfeld dann bereits wieder. Katrin und Lulu, das Mutter-Tochter-Duo, sowie Faruk und Alex stehen im Shoot-Out. Faruk rechnet kurz nach: „Vier Träume – und zwei werden heute platzen!“ Wobei sich Bodyshaming-Opfer Faruk noch Hoffnungen macht, es könnte zu einem kurzfristigen Meinungsumschwung bei Schiedsrichterin Klum kommen: „Das wäre Jubiläum, wenn doch beide weiterkommen!“ Ja, genau. Das wäre Jubiläum. Und das ausgerechnet in der 20. Premierenstaffel. Überraschend treten dann Alex gegen Katrin und Faruk gegen Lulu an.
Fotos im Seventies-Look
Um den Shoot-Outs und dem Restshooting den richtigen Rahmen zu geben, rufen Klum und Starfotografin Ellen von Unwerth zu einem feuchtfröhlichen Pärchenabend mit KFZ-Hintergrund. Oder wie Ellen von Unwerth sagt: „Wir haben heute das Thema Carwash, darum habt ihr auch den Seventies-Look!“ Klar. Denn jeder weiß: Autos wurden nur in den 1970ern gewaschen.
Faruk hat den Zusammenhang nicht sofort umrissen und sieht aus, als wolle er fragen: „Hä? Wer ist denn jetzt dieser K. Wosch?“ Der Pro Sieben-Peinlichkeitsbereinigungsazubi schneidet diesen epischen Moment aber offenbar raus. Stattdessen kommt nochmals Ellen von Unwerth zu Wort und verkündet einen statistischen Wert, der auch in der Erotikfilmbranche gilt: „Meistens sind die Männer etwas steifer!“ Da will sich Tattooweltmeister Samuel nicht lange bitten lassen. Seinen 1970er-Look beschreibt er so: „Ich sehe aus wie ein Pornodarsteller!“ Und damit bleibt der Rocco Siffredi der Modelbranche nicht allein. Auch von Unwerth zahlt weiterhin fleißig auf die Zotenkarte ein und schiebt einige erwachsenenfilmaffine Profitipps hinterher: „Immer viel spritzen!“ – „Du kannst den Schlauch da benutzen!“ – „Super, wenn du den Mantel zurück machst!“ – „Du kannst ihn ein bisschen waschen!“ – „Damit kann man viele Blasen machen!“

Heidi Klum gackert dabei vergnügt und erklärt die Besonderheit des ersten Shooting-Paares: „Zoe und Ethan passen toll zusammen. Beide sind 19, extrovertiert und nicht langweilig!“ Und damit das krasse Gegenteil zu den steinalten, introvertierten Langweilern, die Heidi Klum sonst nach Los Angeles beordert hat. Tatsächlich legen die halbnackte Zoe und der euphoriedurchtränkte Ethan einen lupenreinen Balztanz der Anzüglichkeiten aufs Autowaschparkett. Mit Sätzen wie „Mach mich ruhig nass!“ befeuert Zoe sogar aktiv ihre Kandidatur zur Schlüpfrigkeitskandidatin des Jahres. Haussegenprobleme befürchtet sie trotzdem nicht: „Ich habe mit meinem Freund vorher darüber gesprochen, der sieht das locker!“ Grünes Licht also für Ethan, der seinen Schwamm schon wenig später schwungvoll und zielsicher in Zoes Schritt platziert. Also Schwamm jetzt im Sinne von wasseraufsaugendem Hygieneartikel, nicht im Sinne von Geschlechtsorgan.
„Sie haben die Latte sehr hoch angelehnt!“
Schon nach dem ersten Pärchenshoot katapultiert sich die Atmosphäre im Gesamtkader auf „Superflirty“ hoch. Heidi Klums neues Credo „GNTM ist keine Castingshow“ liegt nach 30 Minuten Carwash-Couples bereits in Trümmern. Entsprechend begeistert ist sie von Zoe und Ethan: „Sie haben die Latte sehr hoch angelehnt!“ Anschließend lehnen sich auch Samuel und Annett an, bringen aber offenbar keine große Erfahrung aus der Erotikfilmbranche mit. Von Unwerth souffliert daher inbrünstig: „Bitte mal mit den Schwämmen und dem Schlauch spielen!“

Komplett frivolitätsüberladen geht es weiter. Spätestens als Eliob den Wasserschlauch als verlängertes Phallussymbol inszeniert und auf Josy richtet, liegt Zotenheidi Klum ekstatisch kreischend am Boden. Keanu und Lisa verlängern Klums Euphorie sogar noch, denn Keanu sieht heute aus wie der jüngere Bruder von Dirk Diggler aus „Boogie Nights“. Aber auch in diesem erhitzten, vollkommen übersexualisierten Konkupiszenz-Szenario können sich zarte, echte Gefühle entwickeln. Bei Eva und Ray, das merkt auch die zum Tinder in Menschengestalt transformierte Klum sofort: „Da fliegen die Funken!“ Wobei ich diese Feststellung korrigieren muss: Das sind keine Funken, das ist ein amtliches Osterfeuer. Meine Fachprognose: Eva und Ray zeugen noch in den nächsten fünf Jahren das erste GNTM-Baby.
Als dann die heimfahrtrelevanten Shoot-Outs anstehen, zeigen die Duellanten Katrin und Alex eine so herausragende Leistung, dass bei Heidi Klum vor Schreck sogar erstmals der Plusquamperfekt-Blocker aussetzt: „Ihr wart super gewesen!“ Schweren Herzens entzieht sie Alexander die Model-Aufenthaltsgenehmigung. Im zweiten Shoot-Out setzt Faruk dann wieder auf Sinnesrausch und verbale Libido-Stimulation: „Ich wusste, dass es hart wird, bei so einer schönen Frau!“
Besagte schöne Frau ist Lulu. Sie verliert das Duell um die Modelwelt knapp, aber einstimmig. Die Abberufung von Freddie Mercury-Lookalike Alex und Hobbysängerin Lulu führt zu einer vermutlich einkalkulierten Kettenreaktion. Das Familiendrama nimmt seinen Lauf, als Katrin auf Lulus Demission löwenmutterkonsequent reagiert und bei Heidi Klum vorträgt, sie würde ihren Platz gerne an Alex abtreten und mit ihrer Tochter gemeinsam das Modelschiff verlassen. Mit Hinweis auf die Spielregeln („Alex ist schon weg!“) lehnt Klum ab. Katrins anschließende Folgeentscheidung, freiwillig die GNTM-Karriere abzubrechen, quittiert Klum weitestgehend emotionslos.
Beim Carwash-Wollust-Fotomarathon fehlen übrigens Moritz, Katharina, Canel, Felix und Kevin. Das jedoch nicht unentschuldigt, sondern mit Attesten von Fashion-Doktor Kilian Kerner und Model-Therapeut Marcel Ostertag. Die haben das Quintett zur Fashion Week Berlin zitiert. Vor allem Moritz zeigt sich überwältigt: „Ich freue mich innerlich, das sieht man von außen nicht so!“ Leider möchte er Model und nicht Sänger werden.
Ein „Ich singe lautlos, das hört man von außen nicht so“ hätte mir gut gefallen. Kilian Kerner zeigt sich vor allem verliebt in Katharina: „Sie scheint Mode zu verstehen, das ist ein Vorteil in diesem Job!“ Was absolut korrekt ist. Die Karrieren von Models, die Mode-Dolmetscher brauchen, sind zumeist recht kurzlebig. Oder wie Fashion-Philosoph Kilian Kerner es beschreibt: „Schöne Menschen gibt es viele. Der Unterschied zwischen einem wunderschönen Menschen und einem Model ist, Mode zu fühlen!“
Modefühl-Talent Katharina macht auch bei Marcel Ostertag das Rennen gegen Canel und darf seine Show eröffnen. Aber auch Kevin entdeckt beim Fitting mit Kilian Kerner einige Aspekte an sich selbst nochmals neu: „Ich liebe heißes Pink an mir!“ Was jetzt ein heißes Pink ist und wie dagegen beispielsweise ein unterkühltes Pink aussehen würde, lässt er offen. Überzeugt ist aber auch Heißes-Pink-Lieferant Kilian Kerner: „Kevin ist männlich, aber er kann auch den Bubi-Look!“ Diese Lobeshymne inspiriert Kevin zu einem weiteren Bonmot aus dem Kevinismus: „Ich habe gutes Feedback vom Designer bekommen, das bestätigt auch, was ich von mir selber denke!“ Kilian Kerner ist sicher glücklich, dass das Zeugnis von Kevin gut für ihn ausfällt. Marcel Ostertag attestiert Selflove-Avenger Kevin sogar „eine große internationale Karriere“. Bis es so weit ist, muss Kevin aber nach seiner verspäteten Anreise nach Los Angeles erstmal die kommende Woche überstehen. Ob ihm das gelingt, verrate ich dann umgehend. Bis dann!