Gladiators Trier: Basketball mit Bleifuß in BBL und Pokal gegen FC Bayern

Es dürfte Fans in Trier geben, die sich die aktuelle Bundesliga-Tabelle mit Rahmen versehen ins Wohnzimmer gehängt haben. Denn es liegt mittlerweile 27 Jahre zurück, dass die Basketballer von der Mosel zuletzt an der Spitze des Klassements standen. Jetzt haben die Gladiators zumindest vorübergehend wieder den Gipfel erklommen, was angesichts der Einschätzungen vor der Saison einer Sensation gleicht.

Zehn Jahre nach der turbulenten Spielzeit 2014/15, die nach Insolvenz und Punktabzug mit dem Abschied aus der Beletage endete, errangen die Trierer in diesem Jahr die Zweitligameisterschaft und den damit verbundenen Aufstieg ins Basketball-Oberhaus.

Die Chancen des Neulings wurden von allen Experten als äußerst überschaubar eingestuft. Der Klub übernahm den Großteil des spielenden Personals aus der zweiten Liga, sage und schreibe neun Akteure aus der Vorsaison stehen weiterhin im Kader. Das hängt einerseits mit dem kleinen Budget des Neulings zusammen, andererseits aber auch mit Überzeugung. „Wir glauben an die Qualität dieser Spieler“, betont Head Coach Jacques Schneider, der mit 33 Jahren jüngste Cheftrainer der Liga ist.

„Wir müssen es genießen, solange es läuft“

Der einzige große Name bei den Gladiators ist Maik Zirbes. Der mittlerweile Fünfunddreißigjährige durchlief die Trierer Jugendmannschaften, bevor er in Bamberg, Belgrad und Tel Aviv Euroleague-Erfahrung sammelte. 2023 kehrte der Center nach elf Jahren zurück. Der ehemalige Nationalspieler kommt von der Bank und steht damit stellvertretend für ein Kollektiv, das die Egos in den Hintergrund rückt.

Das Fundament bilden die Guards Eli Brooks und Jordan Roland, die bei ihren vorherigen Stationen in der Basketball-Bundesliga nur das Prädikat „bedingt erstligatauglich“ erhielten. Spielmacher Brooks ist einer von drei Neuzugängen und konnte in der vergangenen Saison sein Potential in Oldenburg nur selten abrufen, brilliert aber in Trier mit 16,3 Punkten, 4,7 Assists und einer Dreierquote von 51,5 Prozent. Roland ist mit 17,7 Zählern der Topscorer und hat seine Ausbeute im Vergleich zu seiner Zeit in Rostock 2022/23 fast verdoppelt. Daneben leisten zuvor nur Insidern bekannte deutsche Rollenspieler wie Marten Linßen oder Marco Hollersbacher wichtige Beiträge.

Ein starkes Team: Trainer Jacques Schneider und seine Profis
Ein starkes Team: Trainer Jacques Schneider und seine Profispicture alliance / Eibner-Pressefoto

Jacques Schneider, der in seiner Premierensaison als Head Coach den Aufstieg realisierte, hat in der Vorbereitung mit der Mannschaft viel an defensiven Elementen gearbeitet. Das betrifft sowohl die Genauigkeit der Ausführung als auch die Zahl der Varianten. Schneider ist ein flexibler Stratege, der auch während des Spiels Anpassungen vornimmt.

Offensiv möchte er, dass seine Spieler ihre Chancen im Umschaltspiel suchen. Entsprechend steht der Fuß auf dem Gaspedal, so dass Trier die höchste Pace der Liga spielt und als einziges Team mehr als 80 Ballbesitze pro Partie aufweist. Besondere Bedeutung genießt der Dreipunktewurf aus den Ecken, den die Mannschaft auch im Fast Break häufig sucht und mit mehr als 50 Prozent trifft.

Der Neuling hat mit acht Siegen in neun Pflichtspielen viel Selbstvertrauen entwickelt. Das wurde auch am Sonntag beim Auswärtssieg in Heidelberg deutlich. Obwohl die Trierer ersatzgeschwächt antraten und sich 28 Ballverluste erlaubten, fanden sie einen Weg, die Begegnung zu gewinnen. Nach der Partie durften die Spieler dann bereits die zweite Schatzkiste in dieser Saison öffnen. Immer wenn die Mannschaft drei Bundesligapartien gewonnen hat, wird ihr eine Belohnung zuteil. Dass man sich diese bereits nach sieben Spieltagen zum zweiten Mal abholen darf, hätte wohl keiner der Akteure erwartet.

„Wir müssen es genießen, solange es läuft“, sagt Jacques Schneider, wohlwissend, dass in dieser Saison auch noch andere Zeiten kommen werden. Die Ziele haben sich durch den Bilderbuchstart nicht verändert. Zwölf Siege stehen auf dem Zettel. Diese Zahl soll für den Klassenverbleib ausreichen. Erst wenn dieser gesichert ist, wäre man bereit, zusätzliche Ambitionen zu formulieren.

An diesem Sonntag (18.00 Uhr) steht das bislang größte Spiel der Saison auf dem Plan. Im Pokalviertelfinale treffen die Gladiators auf den deutschen Meister FC Bayern München, der in dieser Woche bereits zwei Euroleague-Partien absolvieren musste. Die Vorfreude in Trier, beim Coach, bei den Spielern und bei den Fans, ist riesig, zumal dieser Wettbewerb mit positiven Erinnerungen verbunden ist. 1998 und 2001 gewann der Vorgängerverein TBB Trier die Trophäe.

Cheftrainer war damals Don Beck, der jetzt dem Klub beratend zur Seite steht. Ralph Held, sein Assistent aus jenen Tagen, fungiert aktuell als Sportlicher Leiter. Bereits unmittelbar nach der Auslosung gab Schneider seiner Freude über das Los Ausdruck: „Die Stimmung wird einmalig sein und wir haben nichts zu verlieren.“