
Die Vorrunde der ersten Fifa-Klub-WM ist Geschichte. Erstmals mit 32 Mannschaften, die allesamt in der Gruppenphase mindestens einmal getroffen haben. 144 Treffer stehen in den Büchern und auf YouTube, genau drei pro Spiel. An welches Tor erinnert man sich? Das von Bayerns Michael Olise zum 2:1-Erfolg gegen die Boca Juniors? Das erste der Berufstätigen-Truppe der Fußball-Amateure von Auckland FC beim 1:1 gegen ebendiese, so enttäuschenden Argentinier aus Buenos Aires bei der womöglich größten Sensation der Vorrunde?
Doch zunächst: Zahlen, bitte. Vor ein paar Tagen in einer Burgerbar in Charlotte baten wir in einer Reporterrunde das Service-Personal, ob sie auf einem der fünf Bildschirme das aktuell laufende Spiel der Klub-WM anschalten könne. Super freundlich, wie üblich in der Gastronomie in den USA, antwortete die Dame: „Ich sehe, was ich machen kann und frage meinen Chef, ob wir den Sender überhaupt haben.“ Hatten sie, machten sie. Thanks. Und so konnten wir Inter Miami sehen, nicht nur Konserven von Basketball-Spielen oder den NHL-Draft sowie Musikvideos aus den 80ern und 90ern. Dieser Bildschirm war an die Boxen der „Cowbell Burger & Whiskey Bar“ gekoppelt. Dennoch: Wir fühlten uns nicht back in „The Summer of 69“.
Vier von sechs Konföderationen sind noch dabei
In North Carolina vibrierte sie nicht gerade, die Klub-WM. Auf einem Schild vor dem Eingang eines anderen Pubs hatten die Betreiber zweckmäßig „Welcome Fifa-Fans!“ gemalt, schön bunt – und ökonomisch. Wenn Real Madrid, der CF Pachuca aus Mexiko, der FC Bayern, Benfica Lissabon oder FC Chelsea hier in North Carolina sind, muss man nicht jedes Mal für die neuen Gäste die (An-)Sprache ändern.
Apropos Fans dieses so umstrittenen Turniers: Von den sechs Konföderationen sind noch vier im Achtelfinale des Wettbewerbs vertreten: Südamerika (mit vier Mannschaften), Nordamerika (Inter Miami und Monterrey FC), Asien (Al Hilal aus Saudi-Arabien) und neun europäische Teams haben es in die K.o.-Runde geschafft.
1.667.819 Zuschauer kamen in der Gruppenphase zu den 48 Partien (macht 34.746 Fans pro Spiel). Ein Erfolg für die Fifa? Ansichtssache. ESPN postete: „Eine Million leere Plätze in der Gruppenphase der Klub-WM“, verwies jedoch darauf, dass 56,7 Prozent der Kapazität der – teils sehr großen Football-Stadien – gefüllt waren. Immerhin? Die beste Stimmung? Wohl, so sagen weitgereiste Beobachter der ersten zwei Wochen, herrschte bei Bayern gegen die Boca Juniors im Hard-Rock-Stadion von Miami.
„Cooling Brake“ und Zwangspausen bestimmen die Schlagzeilen
„Da die Spiele von 1,6 Millionen Fans gesehen wurden und Spieler aus 72 Nationen auf dem Feld waren, kann man mit Fug und Recht behaupten, dass die Klub-WM die Welt wirklich vereint hat“, schrieb die Fifa in einer Pressemeldung vom Wochenende. Wortwörtlich. Parallel zur Klub-WM läuft der Ligabetrieb der heimischen MLS weiter. Dazu kommt: Seit Anfang Juni wird der Gold Cup – das Äquivalent zur EM – ausgespielt, auch in den USA, hauptsächlich an der Westküste.
Und sonst? Gewitter-Unterbrechungen wie am Samstag in Charlotte bei Chelsea gegen Benfica (4:1 nach Verlängerung) sorgten für Verzögerungen, die Portugiesen hatte es schon einmal erwischt mit einer rund zweistündiger Zwangspause nach der eigentlichen Halbzeitpause gegen Auckland in Orlando, Florida. Erst 1:0, danach 6:0. Die Bayern saßen am Samstagnachmittag wegen einer großen Gewitterfront etwas mehr als zwei Stunden am Orlando International Airport fest, bevor sie den 40-minütigen Flug die Küste herunter vom Ort ihres Team-Basecamps nach Fort Lauderdale (nördlich vom Spielort Miami) antreten konnten. Keine ideale Vorbereitung auf ihr Achtelfinale am Sonntag (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht beendet) gegen Flamengo aus Rio de Janeiro. Auf der langwierigen Reise vertrieben sich einige Spieler die Zeit mit dem Videospiel Mario Kart. „Der Beste bei uns ist Rapha (Guerreiro, d.Red.), danach kommt Leon Goretzka„, erzählte Josip Stanisic nach der Landung.
Auch die sakrische Hitze, die jeweils einen „Cooling Brake“ pro Halbzeit erfordert, bestimmt Schlagzeilen und den Elektrolyt-Haushalt der Spieler. „Die Hitze ist da und wird dableiben“, sagte Bayerns Aleksandar Pavlovic so schön, während Trainer Vincent Kompany nach der 0:1-Pleite bei bis zu 38 Grad (im Schatten) gegen Benfica unfreiwillig komisch anmerkte: „Wir hatten Probleme mit der Hitze, es lief nicht so flüssig wie normal.“ Der Schweiß schon.