Bereit für den Dry-January?
Wer es noch nicht mitbekommen hat, womöglich weil er selten ganz nüchtern war: „Low No“, kurz für „Low & No Alcohol“ ist kein vorübergehender Trend, der einmal pro Jahr im Dry January zelebriert wird. Manche vergleichen die Entwicklung bereits mit der von vor 25 Jahren, als vegetarische Gerichte die Restaurants und heimische Küchen eroberten. Jetzt ist kein oder weniger Alkohol an der Reihe. Die Nachfrage steigt ständig, die Alternativangebote auch. Bei French Bloom, die alkoholfreien Sekt produzieren, ist kürzlich sogar LVMH eingestiegen, der Schauspieler Tom Holland brachte das alkoholfreie Bier „Bero“ heraus. In Deutschland ist vor allem Volée angesagt, ein „Apéritif Naturel“, der aber nicht nur des besseren Marketings wegen sehr französisch daherkommt, sondern dazu auch eine Geschichte hat: Jakob, einer der beiden Gründer, machte mit seiner Familie früher immer an der Côte d’Azur Urlaub, und dort besuchten sie dann ihre französischen Freunde. Serviert wurde bei ihnen damals ein köstlicher Aperitif mit frischen Früchten, aber ohne Zucker und Alkohol, damit ihn auch die Kinder trinken konnten.
Daraus ist nun Volée entstanden, eine Hommage an diese Sommerabende in Südfrankreich und die sagenumwobene Karaffe. Saft aus Chardonnay-Trauben und Mazeraten von Grapefruit werden mit Bergpfirsich, Holunderblüten und Bitterorange gemischt und mit Kräutertee, Verjus sowie – hier doch – einem Hauch Rohrzucker verfeinert. Am häufigsten wird er mit Tonic oder alkoholfreiem Sekt als Spritz serviert, im Winter kann er auch als Hot Volée mit naturtrübem Apfelsaft und Zimtstange im Glas getrunken werden. Perfekt als Weihnachtsgeschenk für alle, die sich für den Dry January wappnen wollen (oder sollen). Und wer da partout nicht mitmachen will – schmeckt auch mit Gin und Tonic (ab 16,95 Euro, voleevolee.com).
Nektar aus Modena
Alles begann mit Meersalz. Daniel und Matthias, zwei Freunde aus Berlin mit idealistischer Neigung, hatten 2009 die Erkenntnis, dass sie die feinen „Fleur de Sel“- Flocken besonders schätzen und es doch schön wäre, wenn man das Zeug nicht immer in kleinen Döschen erwerben müsste, sondern direkt vom Hersteller bekäme – und dann im Großgebinde an Gleichgesinnte ringsherum verkaufen könnte. Das müsste doch möglich sein und die Delikatesse günstiger werden lassen? Gesagt, getan, in einer Hauruckaktion klapperten sie die Salzgärten an der Küste der Bretagne ab und fanden dort irgendwann ihren Lieblings-Paludier. Mit 25 Kilo bestem Fleur de Sel im Kofferraum kamen sie zurück und begannen, dieses direkt importierte Meersalz an Freunde und Freunde von Freunden zu verkaufen und einen kleinen Onlineshop dafür einzurichten – der trotz des monothematischen Sortiments gleich ein Erfolg wurde.
Daniel hat dieses simple Konzept von Delidía bis heute beibehalten: für einzelne, sehr hochwertige Genussprodukte vor Ort die besten Kleinerzeuger finden und dann direkt importieren. Das funktionierte mit Olivenöl, Pfeffer, Paprikapulver und seit Kurzem auch mit Balsamicoessig aus Modena. Der Essig, den er bei einem kleinen Vater-Sohn-Betrieb in der Stadt entdeckte, kommt in einer schon sehr guten Alltagsversion in die Flasche (circa 15 Euro), aber für Kenner auch in Form des berühmten Balsamico Tradizionale – also jener mythischen Essenz, die mindestens zwölf Jahre in kleinen Fässchen auf den Dachböden eindickt und dabei zu einem Balsam wird, von dem ein kleiner Tropfen einen ganzen Teller veredelt. Bei Delidía kosten 100 ml dieses heiligen Nektars sehr moderate 67 Euro – das Fläschchen gibt damit ein gutes Geschenk ab, von dem der Beschenkte viel länger etwas hat als etwa von einem Whisky.
Schmeckt dufte
Allein das Bildmaterial: Dreitagebärtiger Mann im Oversize-Mantel zündet sich an einer brennenden Rose eine Zigarette an. Frau mit Sommersprossen streckt eine lila-rot-orange Zunge raus. Zwischen makellos weißen Zähnen zerplatzt eine saftig-schwarze Johannisbeere. Da bekommt man doch gleich Lust auf, mmmmh, was Leckeres. (Aufgepasst, liebe Art Directors: Man muss nicht jeden Duft mit einer Großaufnahme des natürlich irre markant und kostbar aussehenden Flakons verkaufen, es geht schon auch kreativer!) Dass manche Gerichte so herrlich duften, dass man sie sofort verschlingen will, dürfte nichts Neues sein. Dass ein Duft aber so appetitanregend aussieht, dass man ihn sofort aufsprühen will, das ist doch mal was anderes. Voilà: „Eating Wherever“, das neue Parfum der in jedem Sinne feinen Nischenduft-Marke Emil Élise. Die Liste der Zutaten umfasst Schwarze Johannisbeere, Mandarine, Zucker, Tuberose, Pfirsich, Sandelholz, Moschus und Vanille. Bekommt man jetzt im Kopf vielleicht nicht direkt zusammen, aber dafür gibt es ja den Claim zur Kampagne: „Hotter than your Ex – and it smells better, too“. Darunter können wir uns doch sofort was vorstellen. Unisex, 100 ml für 145 Euro.
Anregende Lektüre
Viel Tradition, viel Handarbeit, viele Geheimnisse und viele exklusive Anekdoten – Champagner ist ein faszinierendes Getränk und nahezu jedes der großen Häuser hat eine interessante Geschichte zu erzählen. Der opulente Band „Champagner“ von Peter Jauch, der gerade im AT-Verlag erschienen ist, gibt eine genussvolle Übersicht über Herstellung dieses edlen Weins und würdigt viele große und kleine Champagnerhäuser mit ausführlichen Betrachtungen. Mit Besuchen in den Kellereien, Interviews mit den wichtigsten Akteuren der Branche und Verkostungsnotizen aller relevanter Flaschen ist hier ein gewichtiges Kompendium zum Thema entstanden, das Neulinge gut in diese prickelnde Welt einführt, aber auch alten Connaisseurs noch etwa Neues erzählen kann. 368 Seiten, 65 Euro.
Gepfeffert
Eigentlich schade, sobald das Wort Pfeffermühle fällt, hat man die lächerlich überdimensionierten Klöppel vom sogenannten Edelitaliener vor Augen. Dabei, was gibt es Besseres als frisch gemahlenen Pfeffer, der knirschend auf einen Teller mit Pasta rieselt, auf Bratkartoffeln oder einen Wintersalat aus Fenchel und Orangen? Die hölzerne Ausführung, verjüngt in der Mitte für einen stabilen Griff, ist das gängige Modell. Das belgische Designduo Muller Van Severen hat für Hay eine elegantere Version aus Metall vorgelegt, mit geschwungenen Kanten, die an Art déco erinnern, was auch für die schillernde Ausführung in Silber gilt. Dezenter ist das matte Dunkelblau oder die aktuelle Modefarbe Burgundy. Auch ohne Taille liegt das Modell gut in der Hand und ist für Salz genauso geeignet. Was aber nicht halb so viel Freude und Aroma bringt wie die Benutzung als pepper grinder.
Zum Anstoßen
Zwei interessante Vorschläge für besondere Getränkebegleitung an den Feiertagen oder zum Jahreswechsel gibt die engagierte Weinplattform Viniculture, die nicht nur der erste Naturweinhändler Berlins war, sondern dieses Jahr auch 40-jähriges Bestehen feiert. Für den perfekten festlichen Anstoßmoment ist der 2019er Riesling Sekt von Peter Bernhard Kühn aus dem Rheingau ein Geheimfavorit bei Viniculture. Frische Aromen und feine Perlage sorgen für einen besonderen Glanz, und der Ausbau in klassischer Flaschengärung platziert diesen naturbelassenen Sekt ganz nah an einem guten Champagner – für rund 30 Euro eine sehr überlegenswerte Alternative und das perfekte Mitbringsel auf die Silvesterparty. Wer lieber nur mit ganz wenig Alkohol (0,4 %) im Glas feiert, sollte hingegen „Passing Clouds“ von Muri aus Kopenhagen kennenlernen – das fein sprudelnde Getränk sieht im Glas nicht nur genauso elegant aus wie seine Weinnachbarn, sondern schmeckt mit seinen fein fermentierten Noten von Williams-Birne, Quitte und Mandelblüten auch sehr mondän und vielschichtig – 0,75 Liter, 23 Euro.
Jahresend-Gin
Die Bar des Münchner Hotels Vier Jahreszeiten gehört zu den diskretesten Orten der Stadt und hält seit Jahrzehnten die klassische Barkultur hoch. Ein bisschen Grandezza von dort kann man jetzt auch unter den Weihnachtsbaum legen oder in die eigene Hausbar überführen, denn es gibt jetzt einen streng limitierten Christmas Gin aus dem Vier Jahreszeiten zu kaufen. „Mit dem Christmas Gin wollten wir die Aromen und den Charakter von Weihnachten in einer Flasche einfangen“, erklärt dazu Aleksandar Vujin, Barmanager der Jahreszeiten-Bar. Die auf 300 Stück limitierte Auflage des Gins ist ein exklusives Geschenk – nicht zuletzt deshalb, weil man sie nur direkt vor Ort erwerben kann. Was aber wiederum zu einem sehr schönen Termin mit Mehrwert für den Schenkenden werden kann – Weihnachtsshopping am eleganten Tresen, das hat schon was.