Schon jetzt ist klar, worüber im kommenden Sommer gesprochen werden dürfte, auf den Gardasee-Campingplätzen, in den Toskana-Ferienhäusern und den Adria-Hotels. Der italienischen Verkehrsregulierungsbehörde sei Dank. Quasi als verfrühtes Weihnachtsgeschenk hat sie bekannt gegeben, dass alle, die von Juni 2026 an auf italienischen Autobahnen wegen bestimmter Baustellen länger im Stau stehen, einen Teil der Maut zurückbekommen können. Auf Nachfrage sagte eine Behördensprecherin: Selbstverständlich gelte das auch für deutsche Urlauber.
Alles andere, möchte man hinzufügen, wäre verschenktes Potenzial. Schließlich ist das besondere Verhältnis der Deutschen zu Autos bekannt. Noch dazu haben sie nicht nur in Italien mitunter den Ruf, stets korrekt zu sein, womöglich regelversessen, vielleicht ein wenig pingelig und dabei hin und wieder recht sparsam. Klar also, unter deutschen Urlaubern wären gewiss einige Abnehmer der neuen App, über die man sich künftig die Autobahngebühren zurückerstatten lassen können soll. Nur ist momentan einiges an der Neuregelung verwirrend bis unklar.
Wie viel Maut zurückerstattet werden kann, soll davon abhängen, wie lange man im Stau stand und wie weit man gefahren ist. Geld zurück soll es bei Verzögerungen durch geplante Baustellen geben, nicht aber im Fall von sogenannten Notfall-Baustellen. Geld zurück soll es auch bei Unfällen geben, aber nur, wenn der Verkehr dadurch komplett blockiert wird. Ähnliches soll bei Schlechtwetter, Muren oder Überschwemmungen gelten: Erstattung gibt es nur bei komplettem Stillstand.
Die Behörde spricht von einer Revolution
Wer schon mal an einem Sommerwochenende auf der Brennerautobahn gefahren ist, weiß jedoch: Stau entsteht nicht nur durch Baustellen, sondern oft an Mautstationen, oder schlicht: weil zu viele Autos da sind. Was mit den Situationen ist, in denen man deswegen stundenlang steht, konnte die Sprecherin der Verkehrsregulierungsbehörde nicht beantworten. Sie räumte im Gespräch ein, dass die Lage bei Autobahnen etwas komplizierter sei als etwa bei Zügen.
Dass es überhaupt die Möglichkeit der Rückerstattung gibt, nannte die Behördensprecherin dennoch „revolutionär“. Verkehrsminister Matteo Salvini sprach italienischen Medien zufolge ähnlich stolz von „großer Zufriedenheit“.
Italiens Autobahnen werden überwiegend von privaten Gesellschaften betrieben, abgerechnet wird nicht pauschal, sondern über Zahlstationen je nach gefahrener Strecke. Bei einer der Gesellschaften, Autostrade per l’Italia, die etwa die Hälfte der Autobahnen betreibt, gibt es bereits seit Jahren eine App zur Rückerstattung. Glaubt man Internetnutzern, sind die Erfahrungen damit eher durchwachsen. Häufig genannter Kritikpunkt: Die App ist ausschließlich auf Italienisch verfügbar.
Mit Einführung der neuen App sollen alle Konzessionäre vereint werden. Die Betreiber haben zunächst die Möglichkeit, die Gebühren zu erhöhen und sich die Erstattungen so zurückzuholen.
Für Urlauber bleibt die Frage, ob sich eine Rückforderung lohnt. Oder ob man nach einem Tag im Stau nicht noch einen Urlaubstag verliert beim Grübeln darüber, wie viel genau der bis zum Gardasee gezahlten 15,60 Euro nun erstattungsfähig sind.
