Gefährliche Getränke, von eklig bist tödlich – so schützen Sie sich

Gesundheitsrisiko
Die gefährlichsten Getränke der Welt – von eklig bis tödlich






In Laos starben sechs Touristen an gepanschten Getränken. Ihr Todesgift: Methanol. Der Fall ist extrem, aber nicht untypisch. Diese Drinks sind gefährlich.

Die todbringenden Shots gingen aufs Haus – gepanschter Alkohol, offenbar Mitte November ausgeschenkt an junge Rucksackreisende in einem Hostel im südostasiatischen Laos. Sechs Menschen starben seither daran: Backpacker aus Dänemark, Großbritannien und Australien. Die Drinks enthielten Methanol, zu Deutsch auch Holzgeist genannt.

Methanol ist ein naher chemischer Verwandter von Ethanol, dem Trinkalkohol – und in Gemischen damit am Geschmack nicht zu erkennen. Das sehr billige Methanol wird als Frostschutzmittel zu Reinigungszwecken und als Kraftstoffzusatz eingesetzt. Das Tückische: Es wird von unserer Leber in Formaldehyd und Ameisensäure umgewandelt. Beide wirken zerstörerisch auf viele Organe – und das obendrein noch langsam. Oft erst nach einem Tag oder gar später treten Bauchschmerzen, Schwindel und Übelkeit auf. Dann werden Auge und Sehnerv, die Leber, die Nieren und das Herz geschädigt: Vergiftete erblinden, viele erholen sich allenfalls schleppend oder sterben gar, wie auch jetzt die jungen Reisenden.

Die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ registriert jährlich weltweit Tausende Methanol-Todesfälle, die meisten davon in ärmeren Ländern und dort, wo Marken-Alkohol streng reguliert oder sehr hoch besteuert ist: Viele Menschen brennen dort selbst. Und zynische Geschäftemacher verlängern gewöhnliche Drinks zu gefährlichem Fusel. 2021 gab es im russischen Orenburg 29 Methanol-Todesopfer. Im Jahr zuvor starben in Indien 67 Menschen auf einen Schlag. Methanolhaltige Drinks stehen deswegen auf der globalen Rangliste der gefährlichsten Getränke sehr weit oben.

Horror Mix von einst: Absinth mit Äther

Als ähnlich bedrohlich galt für lange Zeit auch das Kultgetränk Absinth, ein absoluter Renner unter den Promis früherer Generationen: die Maler Paul Gauguin und Vincent van Gogh konsumierten ihn ebenso wie die Schriftsteller Oskar Wilde und Ernest Hemingway. Nicht wenige Absinth-Trinker drehten dabei offenbar ziemlich durch – doch das lag eher daran, dass auch Absinth oft fuselig gebrannt, verwegen angemischt oder sogar mit dem Narkosemittel Äther vermengt wurde. 

Der Absinth wurde daraufhin in vielen Ländern für lange Zeit verboten – in der Schweiz, wo er einst erfunden wurde, sogar durch eine verfassungsändernde Volksabstimmung, die von 1910 bis Anfang unseres Jahrhunderts galt. Heute ist Absinth dagegen wieder frei verkäuflich und einfach nur ein starker Kräuterschnaps, mit allen Risiken des Alkohols, die ja bekanntlich nicht gerade klein sind. Und der äußerst magenschädigende Äther, der ungefähr wie Turbo-Alkohol wirkt, enthemmt und euphorisch macht, wird heute nur noch sehr selten als Droge missbraucht – er ist auch als Narkosemittel kaum noch in Gebrauch.

Das Versetzen von „normalem“ Alkohol mit Giften insgesamt ist aber leider keineswegs verschwunden. Weit oben auf der Gefahrenliste von Polizei und Gesundheitsbehörden stehen heutzutage modernere narkotische Drogen, die dem Alkohol untergeschoben werden. Häufig geschieht das mit verbrecherischem Vorsatz – und die Gemische sind deshalb volkstümlich als K.-o.-Tropfen bekannt. „Liquid Ecstasy“ (Gammahydroxybutyrat), die bekannteste dieser Substanzen, ist wie Methanol kaum herauszuschmecken, macht aber potenzielle Verbrechensopfer rasch wehrlos. Die Polizeien in aller Welt wiederholen daher wie eine Litanei: Wer an öffentlichen Orten trinken will, sollte stets wachsam sein und möglichst nicht allein. Und unterwegs nur in redlichen Geschäften und seriösen Bars konsumieren und Fremden nie leichtfertig vertrauen.

Das rät die Polizei mit Blick auf dubiose Getränke

Für alle, die in der Welt herumkommen und auf Drinks nicht verzichten möchten, hat Interpol eine Checkliste erstellt, mit der sich zumindest allerhand Fusel erkennen lässt, dessen Preis zu schön erscheint, um saubere Destillate erwarten zu lassen. Die wichtigsten Ratschläge der Welt-Polizeiorganisation:

  • „Kaufen Sie Ihren Alkohol nur bei seriösen und lizenzierten Einzelhändlern, Bars und Supermärkten. Kaufen Sie keinen Alkohol bei Hausierern, nicht lizenzierten Markthändlern oder von Kunden in Bars.“
  • „Wenn das Produkt weit unter seinem normalen Preis verkauft wird oder keine normalen Steuern auf Spirituosen zu enthalten scheint, handelt es sich wahrscheinlich um eine Fälschung.“
  • „Achten Sie auf minderwertige Verpackungen, Rechtschreibfehler und ungewöhnlich geformte Flaschen. Achten Sie auf die Kontaktinformationen und die Adresse des Herstellers. Wenn diese fehlen, handelt es sich um eine Fälschung. Überprüfen Sie das Siegel auf der Flasche. Wenn das Siegel aufgebrochen oder beschädigt ist, wurde möglicherweise der Inhalt manipuliert und ist nicht mehr trinkbar. Achten Sie auf gefälschte Barcodes. Wenn Sie eine App auf Ihrem Handy haben, die Barcodes scannen kann, scannen Sie sie und prüfen Sie, ob sie als das richtige Produkt aufgeführt ist.“
  • „Vorsicht vor schlechtem Geruch! Wenn es nach Abbeizmittel oder Nagellackentferner riecht, dann ist es wahrscheinlich auch so etwas!“

Zoll Gießen – erfolgreiche Razzia gegen Schwarzbrenner

Nicht nur in fernen Ländern, auch bei uns werden immer wieder illegale Schnapsbrennereien entdeckt. 2017 beschlagnahmte der Zoll in Hessen allerlei Equipment der Alkohol-Heimwerker. Sie laufen Gefahr, unsaubere Spirituosen zu fabrizieren

© Hauptzollamt Gießen, DPA

Doch seien wir ganz ehrlich: Gefahr lauert auch dort, wo nichts gepanscht und gemixt wurde: Ethanol selbst, unser altgewohnter Alltagsalkohol, ist ganz offiziell ebenfalls ein Gift – die Weltgesundheitsorganisation lässt daran keinen Zweifel: „Alkohol ist eine toxische, psychoaktive und süchtig machende Substanz und wurde vom Internationalen Krebsforschungszentrum schon vor Jahrzehnten als Karzinogen der Gruppe 1 eingestuft – das ist die höchste Risikogruppe, zu der auch Asbest, Strahlung und Tabak gehören. Alkoholkonsum ist für mindestens sieben Krebsarten verantwortlich, darunter die häufigsten Formen wie Brustkrebs bei Frauen und Darmkrebs.“

Mate-Tee: Allzu heiß ist ungesund

Überraschenderweise stehen auf den vorderen Rängen der internationalen Gefahrenstatistik auch eigentlich ganz unverdächtige Naturprodukte ziemlich weit oben: der Mate-Tee etwa, besonders in Südamerika sehr beliebt. Die Wissenschaft fand zunächst heraus, dass starker Konsum mit einer Häufung von Speiseröhrenkrebs einhergeht. Doch heute weiß man: Der Grund liegt nicht in der Mate. Es ist der Brauch, das anregende Getränk enorm heiß zu trinken, oft durch einen Metallhalm. Und so ist heute sicher: Die Hitze selbst ist das Problem. Wieder und wieder reizt sie die empfindliche Schleimhaut der Speiseröhre. Solcher Gewebe-Stress kann die Bildung von Krebszellen fördern. Und das gilt sogar unabhängig von der Art des Getränkes. Wer seinen Kaffee oder Tee allzu heiß schlürft, ist ebenfalls in Gefahr, welche sich bei einem Co-Konsum mit Alkohol und Zigaretten dramatisch vervielfältigt. Wer sichergehen will, muss Getränketemperaturen von über 65 Grad grundsätzlich vermeiden. Bei Mate aus der Flasche ist das gewährleistet. Aber auch sie enthält reichlich Koffein.

Präsident Milei von Argentinien beim Mate-Trinken

Hier trinkt der Präsident: Argentiniens Staatschef Javier Milei saugte kürzlich auf einer Landwirtschaftsausstellung heiße Mate durch den traditionellen Metall-Halm

© Marcos Brindicci, AFP

Die Koffeindosis über den Tag sollte zum einen gleichmäßig verteilt und zum anderen maßvoll sein – egal, welches Getränk man liebt. Die unbedenkliche Menge für gesunde Erwachsene liegt bei 400 Milligramm Koffein – das sind zum Beispiel vier bis fünf Becher Kaffee, entsprechend 0,9 Liter. Bei jungen Menschen zwischen 12 und 18 Jahren ist die Empfehlung dagegen nur ein Viertel, also 100 Milligramm pro Tag. Die empfohlene Dosis gilt unbedingt auch für Energy-Drinks, welche allerdings verbreiteten Annahmen zum Trotz sogar einen geringeren Koffeininhalt haben als die meisten Kaffeesorten. Beim Energy-Marktführer sind es 30 Milligramm auf 100 ml, bei einem guten Espresso hingegen mindestens 100 – womit schon ein winziges Tässchen fast an eine ganze Dose Bullen-Brause heranreicht.

Tatsächlich reichen die Risiken hoher Koffeindosen aber bei Weitem nicht an die etwa von Alkohol heran; dennoch haben die Empfehlungen zu Mäßigung ihren Sinn, denn nicht wenige Menschen reagieren auf ein Übermaß mit Störungen im Herzrhythmus, verminderter Schlafqualität und einem Überschuss an Magensäure, was unter anderem zu Sodbrennen führen kann. Ansonsten gilt: Die zweite „Droge“ in Energie-Brausen ist reiner Zucker – auch der Glukoseschub im Blut nach einer Dose suggeriert uns eine Leistungssteigerung, denn tatsächlich handelt es sich bei Zucker ja um einen Energieträger – und das ist quasi der ehrliche Teil im Namen „Energy Drink“.

Eiswürfel als Keimschleudern

Zur Weltrangliste der gefährlichsten Getränke tragen allerdings in enormem Umfang Faktoren bei, die man zumeist gar nicht bedenkt. Etwa Eiswürfel. Diverse Viren und Bakterien sind Meister darin, auch tiefem Frost zu widerstehen. Im Glas tauen sie auf, im Darm stiften sie dann Chaos – und das ist beileibe kein Dritte-Welt-Problem. Eine umfassende Untersuchung in den USA fand in Proben, die man in der Gastronomie eingesammelt hatte, zwischen 67 und 83 Prozent kontaminierte Würfel. Einen Mega-Ausbruch des Norovirus gab es nach einem Footballspiel: 5000 Menschen meldeten sich anschließend krank, Dunkelziffer unbekannt, doch die Schuld der Würfel ist bewiesen.

Cocktail mit Eiswürfeln

„On the rocks“ ist Cocktail-Standard – doch bei der Eiswürfel-Bereitung ist größte Sorgfalt geboten

© Fayez Nuredine, AFP

Noch eine Gefahrenquelle: Zitrusfrüchte. Und zwar keineswegs nur süße Orangenscheiben – selbst die sauerste Zitronen- oder Limonenscheibe auf dem Cocktailglas-Rand kann sich unter dem Mikroskop als Wimmelbild der Mikroben erweisen und auch völlig Unverkaterte zwei Tage auf die Matte werfen.

Wem das nicht reicht, der kann etwas durchaus Angesagtes, aber vollkommen Bescheuertes probieren: Einen selbst gemixten Proteinshake aus rohen Eiern und unpasteurisierter Milch. Das klingt in manchem Ohr zwar „gesund“, ist aber das genaue Gegenteil – die Infektionsmöglichkeiten durch diverse Keime sind geradezu paradiesisch. Aus Erregersicht.

Zum Schluss noch einmal Alkohol: Dass er für Menschen durchaus tödlich sein kann, ist heutzutage weithin verstanden. Dass das Prinzip „Alkohol desinfiziert“ aber keineswegs für alle Krankheitserreger gilt, wissen viele nicht. Doch selbst in härtesten Tequila- und Whisky-Cocktails haben Hygieniker längst vielerlei schädliche Bakterien nachweisen können. Denen zumindest ging es offensichtlich gut.