Fußball-Nationalmannschaft: Deutschland ist wieder gierig

Julian Nagelsmann formt die deutsche Nationalmannschaft mit seiner klaren Strategie. Der jüngste Erfolg gegen Italien zeigt, wie das Team unter seiner Leitung wächst. Seine Fähigkeit, die Spieler zu vereinen und zu motivieren, ist ein Schlüssel zum Erfolg.

Manchmal sind es die kleinen Dinge, die viel Aussagekraft haben. In diesem Fall ist es eine Randnotiz vom Hinspiel gegen Italien, bei dem Julian Nagelsmann im Nachgang hatte wissen lassen, dass ihm die Spieler zum Ende der Halbzeitansprache kaum noch zugehört hätten. Sie schrien, hatte der Bundestrainer erzählt, weil sie schnell wieder raus auf den Platz und das Spiel drehen wollten.

Das gelang ihnen nach dem 0:1-Pausenstand ja dann auch. Sie siegten 2:1. Was das nun aussagt?

Viel, sehr viel. Denn da ist die Gier, die Nagelsmann seit seiner Amtsübernahme im Herbst 2023 vorlebt und die er seiner Mannschaft implementiert hat. Wie gierig sie inzwischen wieder ist, zeigte sie auch am Sonntagabend wieder, bereits zur Pause führte die deutsche Elf 3:0. Es waren Tore des Willens. Symbolisch die Balleroberung von Nico Schlotterbeck vor dem 3:0 oder Joshua Kimmichs schnell ausgeführte Ecke im Zusammenspiel mit dem Balljungen vor dem 2:0.

Die deutschen Nationalspieler verkörpern viel Ehrgeiz, auch wenn sie in der zweiten Hälfte gegen Italien phasenweise nachlässig agierten und es am Ende dadurch noch einmal unnötig spannend wurde. Eine zweite Hälfte, die zeigte, dass durchaus noch viel Arbeit vor dem Team und seinem Trainer liegt.

Julian Nagelsmann hat zwar noch keinen Titel mit dem Nationalteam gewonnen. Das Final Four der Nations League muss im Juni erst gespielt werden – und bei der EM schied sein Team im vergangenen Jahr im Viertelfinale aus. Dennoch hat der 37 Jahre alte Bundestrainer schon nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Er ist ein Coach, der etwas bewegt, der besser macht. Nagelsmann ist klar in dem, was er tut, was er sagt.

Leon Goretzkas Rückkehr hat Symbolcharakter

Dem Trainer ist es gelungen, die Mannschaft zu einen. Die Spieler kommen gern zu Lehrgängen und Länderspielen, sogar zu Besuch, wenn sie verletzt sind. Niclas Füllkrug machte das jüngst.

Die Rückkehr von Leon Goretzka hat Symbolcharakter. Sie dokumentiert, dass es bei Nagelsmann um das Leistungsprinzip geht. Der Stuttgarter Chris Führich, der im vergangenen Jahr noch zu den Aufsteigern im Nationalteam zählte, fehlte aufgrund von Formschwankungen dieses Mal im Kader, der dennoch eine Struktur hat. Nagelsmann wechselt nicht ständig durch, das Ziel WM-Titel bedarf eines festen Gerüsts.

Um den Bogen zur Randnotiz vom Hinspiel zu schließen, sei Folgendes erwähnt. Als Luciano Spalletti, der Nationaltrainer von Italien, nach dem 1:2 das Spiel Revue passieren ließ, ging er in seiner Analyse voller Hochachtung auch auf Julian Nagelsmann ein.

„Man sieht, dass die Mannschaft die Leistung erbringt, die von ihr verlangt wird. Sie achten alle in ihrem Verhalten darauf“, sagte Spalletti: „Er (Nagelsmann – d. R.) ist definitiv Teil des Wachstumsprozesses im deutschen Spiel, der vor etwa zehn Jahren begann, als das Spiel eher auf Muskelaufbau und Stärke ausgerichtet war. Nagelsmann ist daran beteiligt. Er ist ein starker Trainer.“