Fußball im Osten: „Viele sind auf Experten aus Westdeutschland hereingefallen“

Ralph Grillitsch ist seit Februar 2023 ehrenamtlicher Präsident des FC Carl Zeiss Jena. Der gehörte einst zu den größten DDR-Vereinen, mittlerweile spielt er viertklassig in der Regionalliga Nordost.

ZEIT ONLINE: Herr Grillitsch, in der 1. Bundesliga spielt nur ein Verein aus der ehemaligen DDR, in der 2. Liga auch nur einer. Warum?  

Ralph Grillitsch: Das hat viele Gründe. Zum Beispiel die schwierige wirtschaftliche Situation der Neunzigerjahre. Damals ist hier nicht nur Wirtschaftskraft in Form von Arbeitsplätzen verloren gegangen. Sondern auch schlicht und ergreifend Menschen. Thüringen hatte 1988 etwa 2,7 Millionen Einwohner, im Jahr 2022 nur noch 2,1 Millionen. Warum ist das relevant? Weil in der gleichen Zeit, in der Ostdeutschland mit riesigen strukturellen Verwerfungen jeder Art zu tun hatte, sich der Fußball massiv kommerzialisiert hat. Diese Entwicklung haben wir damals zum größten Teil verpasst, und es wird immer schwieriger, überhaupt den Anschluss wiederherzustellen.