
In Sachsen kommt es bei einem Spiel der B-Jugend von Erzgebirge Aue gegen den FSV Zwickau zu verstörenden Szenen. Vermummte stürmen den Rasen, prügeln auf friedfertige Fans ein. Mehrere Menschen werden verletzt, einer davon schwer. Von „vorausgegangen Provokationen“ ist die Rede.
Die Szenen haben etwas Gespenstisches. Ein paar Dutzend schwarz gekleidete, vermummte Männer stürmen aus einem Wald, der an einem Fußballplatz angrenzt. Parallel läuft das Nachholspiel des 23. Spieltags der B-Jugend Landesliga, Erzgebirge Aue gegen den FSV Zwickau. Ein Topspiel, Zweiter gegen Dritter. Das Duell ist noch jung, zwölfte Spielminute, die Auer haben das 1:0 geschossen, die Stadionregie spielt gerade beseelt den „Can Can“ von Offenbach ein, als der Mob auftaucht. Es ist ein Überfall.
Die Männer klettern über den Maschendrahtzaun, der Gewaltexzess bricht sich Bahn. Einige Zuschauer prügeln sich, andere flüchten. Banner werden entrissen, der ganze Spuk dauert nicht länger als 90 Sekunden. Die jugendlichen Spieler der beiden Mannschaften scheinen zunächst gar nicht einordnen zu können, was da gerade passiert, dann ergreifen auch sie die Flucht. In den Instagram-Videos, welche die wilden Szenen dokumentieren, hört man einen Mann sagen: „Was ist denn hier wieder los?“ In einem anderen ist ein Betreuer einer Mannschaft zu hören: „Alle Mann in die Kabine, alles mitnehmen!“
Aue entschuldigte sich bei der U16 von Zwickau
Die Partie wurde nach den Ausschreitungen abgebrochen. Im Polizeibericht heißt es später: Mindestens 30 größtenteils mit schwarzen und lilafarbenen Sturmhauben Maskierte seien in den Bereich der Zwickauer Fans eingedrungen. Laut Mitteilung wurden drei 15-Jährige und ein 19-Jähriger verletzt, Fan-Utensilien seien geklaut worden. Ein Verletzter habe in ein Krankenhaus gebracht werden müssen. Die Angreifer seien in einen Wald geflüchtet.
Der „Bild“ berichtet Einsatzleiter Alexander Steudten, Polizeihauptkommissar der Polizeidirektion Chemnitz: „Es gab mehrere Verletzte. Eine Person kam schwer verletzt ins Krankenhaus, ihr wurde mehrfach gegen den Kopf und Körper getreten.“
Die Angriffe gingen mutmaßlich von Anhängern der Auer aus. In einer Pressemitteilung des Klubs heißt es: „Der FCE entschuldigt sich für Vorkommnisse bei der U16.“ Zudem erklärt der Verein: „Der FCE verurteilt die Vorkommnisse ungeachtet der vorausgegangenen Provokationen aufs Schärfste und wird nach Ermittlung der Personalien konsequent gegen die Täter vorgehen.“
Die Polizei nahm nach eigenen Angaben einen 27-Jährigen fest. Er stehe unter Verdacht, an dem gewaltsamen Übergriffen beteiligt gewesen zu sein, hieß es. Ermittelt wird wegen Landfriedensbruchs. 40 Polizisten und Polizistinnen waren laut Mitteilung im Einsatz. Doch sie kamen zu spät. Ein Großteil der Angreifer sei „noch bevor alarmierte Einsatzkräfte der Polizei den Ort des Geschehens erreicht hatten, in einen anliegenden Wald geflüchtet“.
Die Übergriffe erfolgten, obwohl der Verein nach vorheriger Absprache mehr Sicherheitspersonal als üblich bei Nachwuchsspielen eingesetzt hatte. Da die Sicherheit nicht gewährleistet werden konnte, brach der Schiedsrichter das Spiel umgehend ab, wie Aue mitteilte.
„Es gab im Vorfeld Hinweise darauf, dass so was passieren kann“, sagt Kai Spiegelberg vom Organisations-Team in Grünhain-Beierfeld (Sachsen) der „Bild“: „Ich kann überhaupt nicht verstehen, wieso zu Spielbeginn keine Polizei hier war.“
Das Team des FC Erzgebirge hätte mit einem Sieg den Meisterschaftskampf in der Landesliga Sachsen noch einmal spannend machen können. Am vorletzten Spieltag liegen die Auer als Tabellenzweiter (65 Punkte) einen Zähler hinter Borea Dresden (66). Zwickau als Tabellendritter (60) hat sechs Punkte Rückstand auf Borea.
pk