
Nach dem Eurovision Song Contest im Mai blickt Europa am 2. Juli erneut nach Basel. An diesem Tag wird im St.-Jakob-Park die Fußball-EM der Frauen eröffnet. Dreieinhalb Wochen später ist das Basler Stadion auch Schauplatz des Finales. Es wird die 31. Partie des Turniers sein, an dem 16 Nationalteams teilnehmen – darunter auch die Auswahl der DFB-Frauen.
Wer spielt mit? Wo wird gespielt? Und wie stehen die Chancen der deutschen Mannschaft? Ein Überblick der wichtigsten Fragen und Antworten zum Turnier.
Wann genau findet die Frauen-EM statt?
Die Uefa Women’s Euro 2025, so der offizielle Titel der EM, wird vom 2. bis 27. Juli ausgetragen. Die 16 teilnehmenden Nationalteams sind auf vier Vorrundengruppen verteilt. Das offizielle Eröffnungsspiel bestreitet Gastgeber Schweiz gegen Norwegen am Abend des 2. Juli in Basel. Kurioserweise ist es jedoch bereits das zweite Spiel der EM. Finnland und Island treffen bereits am späten Nachmittag aufeinander. Das Finale steigt am 27. Juli – ebenfalls im St.-Jakob-Park in Basel.
Wo wird gespielt?
Die Schweiz richtet die EM der Frauen zum ersten Mal aus. Gespielt wird außer in Basel in sieben weiteren Städten – sowohl in den urbanen Zentren als auch in den alpinen Regionen:
- Basel, St.-Jakob-Park (Kapazität: 38.500 Zuschauer)
- Bern, Stadion Wankdorf (32.000 Zuschauer)
- Genf, Stade de Genève (30.000 Zuschauer)
- Zürich, Stadion Letzigrund (30.000 Zuschauer)
- St. Gallen, Kybunpark (20.000 Zuschauer)
- Luzern, Swissporarena (17.000 Zuschauer)
- Sion, Stade de Tourbillon (14.000 Zuschauer)
- Thun, Stockhorn Arena (10.000 Zuschauer)
Welche Teams nehmen teil?
Unter den 16 teilnehmenden Nationalteams befinden sich alle führenden Nationen im europäischen Frauenfußball – allen voran die Weltmeisterinnen aus Spanien. Schon in der Vorrunde kommt es zu Spitzenspielen wie Frankreich gegen England oder Deutschland gegen Schweden. Vor allem Gruppe D mit Frankreich, England und den Niederlanden verspricht hochklassige Spiele. Der einzige EM-Neuling Wales ist in dieser Gruppe klarer Außenseiter.
So verteilen sich die Teams auf die Vorrundengruppen:
Gruppe A: Schweiz, Norwegen, Island, Finnland
Gruppe B: Spanien, Portugal, Belgien, Italien
Gruppe C: Deutschland, Polen, Dänemark, Schweden
Gruppe D: Frankreich, England, Wales, Niederlande
Wer sind die Favoriten?
Spanien: Nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft 2023 und der Nations League 2024 gelten die Spanierinnen als Top-Favorit. Angeführt von Alexia Putellas, Aitana Bonmatí und Jennifer Hermoso, zudem nahezu auf allen Positionen exzellent besetzt, wird La Furia Roja der Titel nur schwer zu nehmen sein.
England ist Titelverteidiger. Die Europameisterinnen von 2022 verfügen ebenfalls über eine starke Mannschaft mit Stars wie Lauren James und Keira Walsh. Die Lionesses sind bekannt für ihre körperliche Präsenz und ein schnelles Umschaltspiel.
Frankreich: Unter dem neuen Trainer Hervé Renard präsentiert sich die Équipe Tricolore strukturiert und torgefährlich. Mit Starspielerinnen wie Wendie Renard und Kadidiatou Diani sind Les Bleues ernst zu nehmende Titelkandidatinnen.
Deutschland ist mit acht Titeln Rekord-Europameister. Angesichts durchwachsener Leistungen in den letzten Jahren zählt die DFB-Auswahl aber bestenfalls zum erweiterten Favoritenkreis. Das gilt auch für die Niederländerinnen, Europameisterinnen von 2017, und Schweden, das traditionell bei großen Turnieren weit kommt.
Wer sind die Stars des Turniers?
Welche Spielerin dem Turnier ihren Stempel aufdrücken wird, ist schwer zu sagen – nicht zuletzt, weil dies auch vom Erfolg des jeweiligen Teams abhängt. Zu den Kandidatinnen gehören:
Aitana Bonmatí (Spanien): Die als beste Spielerin der WM 2023 ausgezeichnete offensive Mittelfeldspielerin ist das Herz des spanischen Teams. In den vergangenen beiden Jahren wurde sie zur Weltfußballerin gewählt, 2023 auch zu Europas Fußballerin des Jahres.
Alexia Putellas (Spanien): Die zweifache Ballon-d’Or-Gewinnerin und weitere Schlüsselspielerin im spanischen Mittelfeld war der Star des Frauenfußballs, ehe sie durch eine Verletzung zurückgeworfen wurde. Obwohl Teamkollegin Bonmatí ihr diesen Rang abgelaufen hat, ist die 31-Jährige in der Lage, Topstar der EM zu werden.
Vicky López (Spanien) gilt als das Supertalent des europäischen Frauenfußballs schlechthin. Von den Fähigkeiten der Spielerin des Turniers bei der U17-Europameisterschaft 2023 schwärmen Experten und Fans in höchsten Tönen. López fand sich nach ihrem Wechsel zum FC Barcelona nicht nur sofort zurecht, sondern sticht sogar aus dem Team aus Weltklassefußballerinnen noch heraus. Die EM könnte zu ihrem Turnier werden.
Alessia Russo (England): Die dynamische Stürmerin hat sich zu einer zentralen Spielerin der englischen Auswahl entwickelt. Sie ist enorm torgefährlich und liefert auch zuverlässig Vorlagen für Treffer ihrer Teamkolleginnen.
Pernille Harder (Dänemark): Dass sie eine der besten Stürmerinnen der Welt ist, stellt die technisch und taktisch versierte Dänin aktuell beim FC Bayern permanent unter Beweis. Treffsicher ist sie auch im dänischen Nationaltrikot. In 160 Länderspielen traf Harder 77-mal für ihr Land (Stand: 30. Mai). Allerdings dürften die Däninnen nicht weit genug kommen, um die 32-Jährige zur Spielerin des Turniers zu machen.
Giulia Gwinn (Deutschland): Die Teamkapitänin der deutschen Mannschaft hat sich zu einer Führungspersönlichkeit entwickelt. Dazu trug bei, dass die Spielerin vom FC Bayern als Rechtsverteidigerin und im Mittelfeld gleichermaßen einsetzbar ist. Zudem ist sie treffsicher vom Elfmeterpunkt. Aber nur wenn die Deutschen weit kommen oder gar den Titel holen, könnte Gwinn zur Spielerin der EM werden.
Weitere Namen, die genannt werden, wenn es um die Starspielerin der Euro 2025 geht: Kadidiatou Diani (Frankreich), Vivianne Miedema (Niederlande), Caroline Graham Hansen (Norwegen) oder Mary Earps, die englische Torhüterin.
Wie ist es um die deutsche Frauen-Nationalmannschaft bestellt?
Deutschland trifft in Gruppe C auf Polen, Dänemark und Schweden und sollte daher die nächste Runde erreichen. Ein Ausscheiden in der Vorrunde wäre die nächste schwere Enttäuschung nach dem blamablen Vorrunden-Aus bei der WM 2023. Der Glanz der viel beachteten Vize-Europameisterschaft 2022 ist längst verblasst.
Auch unter dem neuen Trainer Christian Wück hat es die Mannschaft nicht geschafft, konstant gute Leistungen zu bringen. So dürfte das Turnier in der Schweiz zur Bewährungsprobe für Trainer und Team werden. Die Rekordtitelträgerinnen wollen den Anschluss an die europäische Spitze wiederherstellen. Schon im Viertelfinale dürfte eine Top-Gegnerin aus der schweren Gruppe D warten.
Hoffnung macht, dass die DFB-Auswahl immer noch über Spielerinnen mit hoher individueller Qualität verfügt. Außer auf Kapitänin Giulia Gwinn dürfte es vor allem auf die Spielgestalterinnen Klara Bühl und Jule Brand sowie Stürmerin Lea Schüller ankommen. Lena Oberdorf vom FC Bayern, defensive Mittelfeldspielerin von Weltklasseformat, ist nach langer Verletzungspause noch nicht fit genug und fehlt daher im EM-Aufgebot (Hier werden die Spielerinnen aus dem EM-Kader vorgestellt).
Wo kann man EM-Spiele live im Fernsehen sehen?
In Deutschland werden alle Spiele live von ARD und ZDF übertragen. Zusätzlich sind Livestreams über die Mediatheken der Sender verfügbar.
Gibt es ein EM-Maskottchen?
Das offizielle Maskottchen der EM in der Schweiz ist Maddli, ein lebhafter Bernhardiner-Welpe. Der Name ist eine Hommage an Madeleine Boll, die 1964 als erste Frau in der Schweiz eine offizielle Fußballlizenz erhielt.
Die Figur mit dem freundlichen Gesicht soll Mut, Freundlichkeit und Teamgeist verkörpern – Eigenschaften, die mit der Rolle des Bernhardiners als Rettungshund in den Alpen verbunden sind, so die Veranstalter. Maddli trägt ein Trikot mit der Nummer 25 in Anlehnung an die Euro 2025. Auch die Werte Fair Play, Vielfalt und die Freude am Fußball soll das Maskottchen verkörpern.
Welche Bedeutung hat die EM für den Frauenfußball?
Die EM in der Schweiz ist nicht nur das wichtigste Frauenfußballturnier auf europäischer Ebene – sie ist auch ein Symbol für den stetigen Wandel im professionellen Sport. Erstmals ausgetragen wurde das Turnier 1984, damals noch unter dem Namen „Europäische Frauenfußballmeisterschaft“. Seither hat sich nicht nur die Zahl der teilnehmenden Mannschaften erhöht – von vier Teams 1984 auf mittlerweile 16 Nationen –, sondern auch die Aufmerksamkeit und gesellschaftliche Bedeutung sind rasant gewachsen.
Bei der letzten Austragung im Jahr 2022 in England erreichte die EM eine neue Dimension: Mehr als 365 Millionen Zuschauer und Zuschauerinnen weltweit verfolgten die Spiele im Fernsehen und online. Das Finale zwischen England und Deutschland sahen 87.192 Fans live im Wembley-Stadion – immer noch der Zuschauerrekord für ein Frauenfußball-Länderspiel in Europa.
Hinzu kommt der wirtschaftliche Aspekt: Die Fußball-EM der Frauen generiert mittlerweile enorme mediale Reichweite, steigert die Vermarktungspotenziale für Clubs und Verbände weiterhin und hat maßgeblich zur Professionalisierung des Frauenfußballs beigetragen.